HSC Coburg Ärger? Na Logo!

Aus Alt (links) mach Neu (rechts): Der HSC 2000 Coburg möchte sich mit einem modernisierten Logo attraktiver machen für jüngere Zielgruppen. Quelle: Unbekannt

Der HSC 2000 Coburg präsentiert seinen Fans beim letzten Saisonspiel ein neues Vereinslogo. Da bleibt Kritik nicht aus.

 
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Coburg - Als Club-Präsident Andrea Agnelli im Januar vor die TV-Kameras tritt und der Weltöffentlichkeit wie aus dem Nichts das neue Vereinslogo von Juventus Turin enthüllt, bricht ein Sturm der Entrüstung los. Beim Espresso im Café ums Eck wie in den sozialen Netzwerken kriegen sich die stolzen Anhänger der "Alten Dame" kaum mehr ein. Hohn und Spott prasseln auf die Verantwortlichen hinter der Entscheidung nieder.

Neues Logo - Weshalb?

Steffen Ramer, HSC-Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und Vertrieb, erklärte im NP -Interview (Ausgabe vom 12. Juni), hinter dem Logo-Wechsel stecke das Ziel, den Verein ein wenig zu verjüngen. So sei kein unerheblicher Teil der regelmäßigen Zuschauer älter als 60 Jahre, daher sei es Aufgabe neue Fans und Dauerkartenbesitzer nachzuziehen. Entsprechend sei das neue Logo ein logischer Schritt, um noch nahbarer, moderner und attraktiver zu werden. Was das Design angeht, habe man dazu mit verschiedenen Farbverläufen gearbeitet. Ramer betonte, mit dem Wechsel aber keinesfalls alteingesessene Fans wegstoßen zu wollen.

Schon klar: Coburg ist nicht Turin und der HSC nicht "Juve". Aber als auf der Lauterer Höhe im Rahmen des letzten Saisonspiels das neue, von einer Coburger Marketingagentur entworfene Logo des HSC 2000 Coburg enthüllt wird, erregt das auch im beschaulichen Oberfranken die Gemüter. "Ist da jemandem der Edding 850 ausgerutscht, die halbe Veste schaut wie durchgestrichen aus", ploppt es da auf Facebook nur wenige Minuten später etwa auf. Oder auch: "Man weiß, wie schwer es ist ein gutes Logo zu erstellen ... Versucht's noch einmal ... Handball könnt ihr besser!" Oder auch einfach: "Powerpoint 6. Klasse."

"Geschmackssache"

Den letzten Kommentar hat Tobias Roos abgesetzt. Er ist zuständig für die Organisation der Choreografien und das Merchandise beim HSC-Fanclub "Westkurve Coburg". Der studierte Architekt entwirft beispielsweise auch die T-Shirts der "Westkurve". Roos bleibt bei seinem ersten Urteil. "Es sieht unfertig aus", meint der 28-Jährige. "Klar ist das immer Geschmackssache, das Logo mutet aber an, als habe man schnell etwas rausbringen müssen. Da gibt es einfach Fehler, die extrem auffallen." Roos bemängelt insbesondere die Vermischung verschiedener stilistischer Elemente. "Oben haben wir die Veste, die mit so etwas wie Pinselstrichen gezeichnet ist, was wohl künstlerisch wertvoll sein soll. Darunter sehen wir den Ball, der wie eine Vektorgrafik mit Glanz-Elementen daherkommt. Die Schrift in der alten Typo wurde dann völlig uninspiriert reingesetzt." Alles in allem passe einfach nichts zusammen, schlicht unmotiviert, nennt es der 28-Jährige.

Roos hat auch eine Idee, wie man es hätte besser machen können: "Coburg ist doch ein guter Hochschulstandort. Wieso nicht mit einigen Freikarten auf den Erstsemester-Jahrgang Produktdesign zugehen und um Vorschläge bitten?" Diese Entwürfe hätte man dann immer noch weiterentwickeln können.

Immerhin gebe es ja auch positive Beispiele im Handball, wie etwa Minden. Und an sich habe die Westkurve auch kein Problem mit einem neuen modernisierten Logo, "auch wenn ich nicht weiß, weshalb es überhaupt eines gebraucht hat." Spätestens zu Beginn der neuen Saison sei das Thema dann aber sowieso erledigt, prognostiziert Roos abschließend.

Was das angeht, ist sich Susanne Jäkel nicht ganz so sicher. "Unsere Jüngeren, die nach und nach dazugestoßen sind, werden sich schnell umstellen, aber den alten Hasen dürfte das schon etwas schwerer fallen", prognostiziert die 57-Jährige. Jäkel ist als Kassier Teil des Vorstands des HSC-Fanclubs "Veste Nord", sie betreut obendrein den Fanshop in der Coburger Arena.

Jäkel ist schon lange dabei, wie sie sagt. "Und ich habe mich mit dem alten Logo identifiziert, den Wechsel habe ich nicht als notwendig erachtet." Als der dann aber angekündigt wurde, habe sie schon etwas mehr erwartet, "bei all dem Brimborium vorher. Da stellt man sich natürlich Wunder was vor. So weltbewegend war das dann aber nicht, vor allem wenn dafür auch noch Geld ausgegeben wurde."

Die Resonanz in ihrem Fan-Club bezeichnet Jäkel als "geteilt". Sie hat in diesem Zusammenhang extra einige Meinungen zusammengetragen. In einer heißt es da etwa: "Das alte Handball-Logo ist für mich viel moderner und hat mehr Stil als das Neue."

"Ist mir zu lasch, da fehlt ein wenig die Aggressivität. Den Handball erkennt man nicht als solchen, der Vereinsname ist HSC 2000 Coburg und nicht nur HSC Coburg", lautet eine andere. Ein weiteres Statement wirft eine interessante Frage auf: "Warum soll ich es jetzt beurteilten? Hätten sie mal vorher gefragt."

Andererseits finden sich natürlich auch positive Stimmen. Wie Jäkel unterstreicht, stammen diese aber ausschließlich von jüngeren "Veste Nord"-Mitgliedern. Ein Aspekt, der die Verantwortlichen des HSC allerdings bestätigen dürfte. Deren erklärtes Ziel war und ist es, zukünftig jüngere Zielgruppen anzusprechen (siehe Infokasten). "Das Logo sieht viel frischer aus als das alte. Ist zwar noch etwas ungewohnt, aber da gewöhnt man sich dran", heißt es da etwa. Vereinzelt tauchen ähnlich positive Reaktionen übrigens schon unmittelbar nach der Präsentation via Facebook auf - genau wie mittlerweile über 230 Klicks auf den "Gefällt mir"-Button.

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