Coburg "Alles andere als ein Zuckerschlecken"

Uli Klein
Alois Mráz (rechts) will in Coburg auf seinem ersten Cheftrainer-Posten beweisen, dass er mit einem Aufsteiger in die Handball-Bundesliga die Klasse halten kann. Die HSC-Verantwortlichen (von links) Geschäftsführer Jan Gorr und Vorstandssprecher Stefan Apfel hören das gerne. Foto: Henning Rosenbusch

Alois Mráz freut sich auf seine Aufgabe als neuer Cheftrainer des HSC 2000 Coburg in der Bundesliga. Trotz der Schwere der Aufgabe will er mit dem Aufsteiger im Handball-Oberhaus bestehen.

 
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Coburg - Wenn Bundesliga-Aufsteiger HSC 2000 Coburg an diesem Mittwoch im Rahmen seines Media-Day erstmals der Öffentlichkeit sein neues Team offiziell präsentiert, wird der neue Cheftrainer Alois Mráz besonders im Fokus stehen. Der 41-jährige Tscheche hat das Amt vom zum Geschäftsführer aufgerückten Jan Gorr übernommen. Dessen Verwurzelung in seiner mittelhessischen Heimat hat sicher auch eine Rolle gespielt, dass die Entscheidung in der Vestestadt für den 139-fachen Nationalspieler (317 Tore) gefallen ist.

Als Handballer war er seit 2001 in Deutschland und spielte unter anderem in Solingen, beim HSV Hamburg, in Nettelstedt, Wetzlar und bei Gorrs Ex-Klub TV Hüttenberg. Schon während seiner Spielerzeit sammelte der 1,98-Meter-Mann Trainererfahrungen bei der Frauenmannschaft der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen. Nach seinem Karriereende blieb er den Hüttenbergern treu - von 2015 bis 2018 als Coach der A-Jugend, der zweiten Mannschaft und Co-Trainer der "Ersten" beim Durchmarsch von der 3. in die 1. Liga. Seit 2018 war der Pädagoge und Handball-Lehrer mit einer abgeschlossenen Ausbilder als Erzieher Nachwuchskoordinator, A-Jugend-Trainer und Co-Trainer beim Zweitligisten VfL Gummersbach. Seit einigen Wochen steht der A-Lizenz-Inhaber nun als Chefcoach beim Bundesliga-Aufsteiger HSC 2000 Coburg, für den unter anderem auch die Ex-Gummersbacher Pouya Norouzi sowie Andreas Schröder am Ball sind, unter Vertrag, der zwei Jahre Laufzeit hat. Da seine Frau und die vier Kinder vorerst in Wetzlar wohnhaft bleiben, wird Alois Mráz zwischen Mittelhessen und Coburg pendeln.

Gegenüber der Internet-Zeitung Oberberg-Aktuell und der Neuen Presse äußerte sich der 139-fache tschechische Handballnationalspieler im Interview unter anderem zu seinem Wechsel in die Vestestadt.

Herr Mraz, nach langen Wochen der Unsicherheit soll die Handball-Bundesliga im Herbst in die Saison 2020/2021 starten. Zudem gehen Sie nach zwei Jahren als A-Jugend-Bundesliga- beziehungsweise Co-Trainer des Zweitligateams in Gummersbach nun beim HSC 2000 Coburg erstmals als hauptamtlicher Chefcoach in eine Spielzeit. Wie groß ist die Vorfreude bei Ihnen?

Ich freue mich riesig auf die neuen Aufgaben in Coburg und dass mir der HSC 2000 das Vertrauen geschenkt hat. Diesen Vorschuss möchte ich zu 100 Prozent mit vollem Einsatz zurückgeben.

Wie kam es zu dem Wechsel nach Oberfranken? Sie hatten doch noch Vertrag in Gummersbach.

HSC-Geschäftsführer Jan Gorr hat den Wechsel eingefädelt. Nach der Kontaktaufnahme zu VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler hat man mir von Seiten der Gummersbacher keinerlei Steine in den Weg gelegt und die Sache ist völlig reibungslos über die Bühne gegangen.

Wie blicken Sie auf die zwei Jahre im Oberbergischen zurück?

Die beiden Jahre beim VfL haben mich nicht nur sportlich, sondern auch persönlich einen großen Schritt weitergebracht. Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen Gummersbacher Verantwortlichen beziehungsweise dem VfL-Umfeld. Ich habe viele neue Freunde gewinnen können, zu denen ich natürlich weiterhin Kontakt halten werde.

Ihre Ambitionen mit dem HSC Coburg?

Als Neuling in der 1. Bundesliga kann das Ziel nur Klassenerhalt lauten. Und das dürfte schwer genug zu realisieren sein. Zum einen weiß niemand, wie man die Corona-Zeit sportlich überstanden hat. Zum anderen gibt es in der kommenden Spielzeit 20 statt wie bisher 18 Erstliga-Klubs, von denen am Ende der Saison allerdings vier Mannschaften absteigen müssen. Es wird also alles andere als ein Zuckerschlecken für alle Teams. Hinzu kommt die neue Regelung, dass künftig der direkte Vergleich zwischen den Klubs bei Punktgleichheit über den Tabellenplatz entscheidet und nicht mehr wie bisher die Tordifferenz.

Bedeutet?

In den direkten Duellen geht es quasi immer um drei oder vier Zähler. Am besten wäre es also, wenn man das Hinrundenspiel gegen einen Mitkonkurrenten bereits mit vielen Treffern Unterschied gewinnen würde, um einigermaßen entspannt in die zweite Partie gehen zu können. Würde weiterhin das Torverhältnis die entscheidende Rolle spielen, müsste man möglicherweise bis zum Saisonschluss um jeden einzelnen Treffer kämpfen. Diese Erfahrung hat der VfL Gummersbach ja leidvoll im vergangen Jahr gemacht, als man wegen eines einzigen zu viel kassierten Treffers in der Tordifferenz in Bietigheim aus der Bundesliga abgestiegen ist.

Wie sehr wird Sie in Zukunft das Abschneiden der Gummersbacher Zweitligamannschaft interessieren?

Natürlich liegt mir der VfL am Herzen. Ich wünsche mir, dass wir in der übernächsten Spielzeit in der 1. Bundesliga gegeneinander spielen und um Punkte wetteifern. Dann wären wir erstklassig geblieben und der VfL hätte die Rückkehr ins Oberhaus geschafft. Die A-Jugend dürfte nach meinem Wissensstand wie in der Vergangenheit erneut stark besetzt sein und in der Nachwuchsbundesliga eine sehr gute Rolle spielen. Ich wünsche dem VfL Gummersbach in jedem Fall von Herzen, dass der eingeschlagene Weg fortgesetzt wird und die Ziele erreicht werden."

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