Coburg Getragene Feier statt rauschendem Fest

Der HSC 2000 Coburg steigt in die 1. Handball-Bundesliga auf. Der Stadtempfang im Rathaus ist würdig, aber es fehlen die Fans.

 
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Coburg - Ungewöhnliche Zeiten - die Corona-Pandemie - bringen ungewöhnliche Momente mit sich, sagt Oberbürgermeister Dominik Sauerteig. Zum Beispiel die getragene Meisterschaftsfeier des HSC 2000 Coburg am Mittwochnachmittag im historischen Rathaussaal der Vestestadt. Vor vier Jahren, als der
1. Mannschaft zum ersten Mal der Aufstieg in die 1. Handballbundesliga gelang, war an gleicher Stelle eine rauschende Party gefeiert worden. Tausende Fans tauchten den Marktplatz in ein wogendes, schwarz-gelbes Meer, ausgelassene Spieler sprangen in Brunnen, die sie kurzerhand zu Pools umfunktionierten.

Heuer ein ganz anderes Bild: Der Club hat zum zweiten Mal den Sprung in die stärkste Handballliga der Welt geschafft. Er stellt mit Jan Gorr zudem den besten Trainer der Saison und mit Florian Billek den Torschützenkönig der 2. Liga. Doch im Rathaussaal, beim Empfang der Stadt und der Übergabe der Meisterschale, sind nur OB Sauerteig, 2. Bürgermeister Hans-Herbert Hartan, eine Handvoll Spieler, Funktionäre und Mitarbeiter dabei. Als sie vom Rathausbalkon winken, ist der Marktplatz ist fast menschenleer. Corona nimmt auch dem Handball die Emotion und dem HSC die Möglichkeit, den großartigen Erfolg mit seinen Fans zu feiern.

Das bedauert Jan Gorr, der am
1. Juli beim HSC von der Trainerbank auf den Managerstuhl wechselt. Andererseits bedankt er sich bei OB Sauerteig für den würdigen Empfang im Rathaus, der die besondere Wertschätzung dokumentiere, die in Coburg dem Sport im Allgemeinen und dem Handball im Besonderen entgegen gebracht werde. "Für die Situation ist das ein toller Rahmen, aber es fehlt etwas", sagt Gorr ein klein wenig traurig. Und erinnert an die emotionsgeladenen Bilder in der HUK-Arena, als die Saison vor der dem Ausbruch der Corona-Pandemie noch lief, der HSC kein einziges Heimspiel verlor und die Fans jeden Sieg euphorisch feierten.

Gorr vergisst nicht, denen zu danken, die zum Erfolg beigetragen haben: die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die Sponsoren, allen voran die HUK, die Mitglieder des Aufsichtsrats, die Gesellschafter der HSC 2000 Coburg GmbH. Auch in der Corona-Pandemie, die viele Vereine in ihrer Existenz bedrohe, halte die "HSC-Familie" fest zusammen. Deren Wert und Bedeutung für den Handballclub zeige sich jetzt, wo alle darauf warteten, dass es mit dem Sport wieder losgehen kann.

Dazu laufen an diesem Freitag Gespräche mit Vertretern der 1. und 2. Handballbundesliga, kündigt Ligapräsident Uwe Schwenker an. Er ist mit dem Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann, nach Coburg gekommen, um dem HSC die Meisterschale zu überbringen sowie Trainer Gorr und Spieler Billek zu ehren. Schwenker betont, dass dem HSC nach dem Corona-bedingten Abbruch der Saison, von der etwa 80 Prozent gespielt waren, der Meistertitel und der Aufstieg zurecht zuerkannt worden sind. Beides sei "völlig verdient", da die Mannschaft um Jan Gorr die Tabelle der 2. Handballliga souverän angeführt hat.

Politisch wird es, als Uwe Schwenker darauf verweist, dass der Fußball in der Corona-Pandemie von der Regierung gefördert werde, andere Sportarten wie der Handball hingegen eher verhalten oder gar nicht. Sport, so der Liga-Präsident, sei für viele Menschen eine "soziale Tankstelle", was von der Politik gerade in der Krise in der ganzen Breite unterstützt werden müsse.

Zuvor hat Oberbürgermeister Dominik Sauerteig darauf hingewiesen, dass der Sport die Gesellschaft stärke. Hier würden Werte wie Fairness, Toleranz, Kameradschaft und gegenseitige Rücksichtnahme vermittelt. Auch trage er - Hintergrund Rassismus-Debatte - zum Austausch unterschiedlicher Kulturen und sozialer Hintergründe bei, unterstütze Integration und Bildung. Deshalb bekenne sich Sauerteig "ausdrücklich und gerne zur Sportstadt Coburg", zu der der HSC Coburg einen starken Beitrag leiste. Der Verein sei verdienter Aufsteiger in die Handball-Bundesliga. "Gut, dass Stadtpolitik Weitsicht bewiesen und die wunderbare Halle auf der Lauterer Höhe gebaut hat", so der OB. Auch er freue sich auf "Handballerlebnisse der höchsten Güte gegen Weltklassemannschaften aus der ganzen Bundesrepublik". Der Leistungssport, wie er vom HSC betrieben wird, sei eine nachhaltige Werbung für Coburg "und ein Indikator für die Leistungsfähigkeit und den Organisationsgrad der Vereine, aber auch der Unternehmen in unserer Region, die maßgeblich zum Sponsoring beitragen".

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