Regionalsport "Ich möchte kein Profi werden"

Jessica Wich aus Kronach spielt seit Beginn der Fußball-Saison 2011/12 beim Hamburger SV. Die Stürmerin will nach einer langen Verletzungs-Pause bei den Hanseaten zunächst wieder Spielpraxis sammeln.

 
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Jessica, Sie haben sich im gewonnenen Pokalspiel gegen Leipzig das Schlüsselbein gebrochen. Wie ist das passiert?

Bei einem Zweikampf mit einer Gegenspielerin bin ich unglücklich auf meine Schulter gefallen und anschließend die Gegenspielerin auf mich drauf.

Wie lange müssen Sie pausieren?

Das steht leider noch nicht fest. Ich habe den Hallencup in Magdeburg am 21. Januar noch vor Augen. Im Normalfall darf man die Schulter sechs Wochen nicht schwer belasten.

Wann geht das Training wieder los?

Vorbereitungsstart ist am 9. Januar. Ich allerdings werde erst mit der Reha beginnen.

Hat man nach so einer Verletzung Angst vor weiteren Verletzungen?

Anfangs werde ich sicherlich etwas ängstlich sein, aber das legt sich schnell. Beim Fußball ist alles möglich und es gibt weitaus schlimmere Verletzungen als einen Schlüsselbeinbruch.

Sie sind im Sommer vom FFC Turbine Potsdam zum Hamburger SV gewechselt und haben dort einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Warum?

Das hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund ist sicherlich, dass ich eine komplette Saison verletzungsbedingt pausieren musste (Rückenprobleme, Anm. der Red.). Ich wollte zuerst wieder Spielpraxis sammeln, was bei Turbine auf diesem Niveau nicht geklappt hätte.

Waren Sie bis zu Ihrer Verletzung Stammspielerin beim HSV?

Ja, ich bin Stammspielerin beim HSV und bin sehr froh, kein Spiel verletzungsbedingt verpasst haben zu müssen.

Ihre Mannschaft belegt derzeit den vorletzten Tabellenplatz. Ihr ehemaliger Verein dagegen ist wieder mal klar auf Meisterkurs. Was denkt man da angesichts dieser Konstellation?

Das steht in keinem Zusammenhang. Da, wo wir mit Hamburg stehen, gehören wir nicht hin. Dazu kommt, dass wir zwei Spiele weniger haben als andere Mannschaften. Wir haben viel Potenzial, was wir auch in vielen Spielen gegen die Spitzenmannschaften gezeigt haben. Dass Turbine Potsdam wieder um die Meisterschaft mitspielt, war für mich klar.

2010 war mit dem U20-Weltmeistertitel, dem Champions-League-Titel und dem Gewinn der deutschen Meisterschaft das erfolgreichste Jahr Ihrer noch jungen Laufbahn. Ist das noch zu toppen?

Schwer zu sagen. Aber ja, eigentlich denke ich, ist es noch zu toppen. Der schönste Titel war die Champions League zu gewinnen, aber ich glaube der Einzug ins Pokalfinale mit dem HSV und dieser Mannschaft wäre auch ein fantastischer Erfolg, der mich genauso glücklich machen würde.

Wie sieht Ihre weitere berufliche Zukunft aus? Wollen Sie eine Profi-Karriere als Fußballerin einschlagen?

Nein, das möchte ich eher nicht. In der letzten Zeit habe ich gemerkt, wie schnell der Körper einen Strich durch die Rechnung machen kann. Ich werde meine Ausbildung zur Immobilienkauffrau erfolgreich beenden und in diesem Bereich unbedingt weiter arbeiten wollen. Es macht mir sehr viel Spaß und man kann es gut mit dem Fußball verbinden.

Ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein Thema für die nächste Zeit?

Das wird sich zeigen. Ich werde mein Bestes abrufen und alles andere hat dann Frau Neid in der Hand.

Wie sehen Ihre Wünsche für das Jahr 2012 aus?

Gesund zu werden und zu bleiben, meine Ausbildung erfolgreich abzuschließen und ins Pokal-Finale einzuziehen.

Das Gespräch führte

Dieter Scheler

Jessica Wich mit einem Seitfallzieher beim U20-WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Costa Rica in Bochum am 13. Juli 2010. Jetzt will sie versuchen, sich einen Platz in die Frauen-Nationalmannschaft zu erkämpfen.

Foto: Jan Kuppert


Zur Person

Geboren am: 14. Juli 1990

Geburtsort: Kronach

Bisherige Vereine: SV Höfles/Vogtendorf (1996 - 2002), TSF Theisenort (2002 - 2003), SV Reitsch (2003 - 2006), SC Regensburg (2006 - 2007), 1. FFC Turbine Potsdam (2007 - 2011), Hamburger SV (seit 1. Juli 2011).

Größte Erfolge: U20-Weltmeisterin 2010 mit der deutschen Nationalmannschaft, Champions-League-Siegerin mit Turbine Potsdam 2010, Deutsche Meisterin 2009, 2010 und 2011 mit Turbine Potsdam, DFB-Hallenpokalsiegerin 2008, 2009 und 2010 mit Turbine Potsdam, 3. Platz bei der U19-Europameisterschaft 2008.


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