Kronach - Der Arbeitskreis Asyl Landkreis Kronach (AK Asyl) vermisst in der aktuellen Flüchtlings-Diskussion auf lokaler Ebene eine strategische Ausrichtung. Heinrich Hasselbacher, Koordinator des AK Asyl, erklärt am Freitag gegenüber der NP , dass bisher fast nur über die Größe einer möglichen Unterkunft diskutiert werde. "Flüchtlinge sind aber keine homogene Masse, sondern Menschen mit sehr individuellem, kulturellem Hintergrund und familiären Bedürfnissen", gibt er zu bedenken. Weshalb der Landkreis keinen Einfluss auf die Unterbringung der Flüchtlinge haben sollte, sei ihm unverständlich, sagt er mit Blick auf die Aussage von Regierungspräsident Wilhelm Wenning beim Neujahrstreffen der oberfränkischen Landräte. Wenning hatte dort deutlich gemacht, dass er wohl einen Mietvertrag mit Bauunternehmer Alois Dechant über eine Unterkunft für 100 Personen unterschreiben würde. Seiner Ansicht nach sei ein Veto der Kommunalpolitiker nicht Grund genug für eine Ablehnung (die NP berichtete). "Nicht die Regierung von Oberfranken, sondern die örtliche Bevölkerung lebt mit den Flüchtlingen. Wo bleiben also deren Interessen?", fragt Hasselbacher. Es dürfe schließlich nicht außer acht gelassen werden, dass die heimische Bevölkerung oft Angst vor fremden Kulturen habe. Deshalb plädiert auch Hasselbacher für eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge im Landkreis. Eine Ghettobildung müsse unbedingt vermieden werden. "Am besten geeignet ist unserer Meinung nach die Unterbringung der Menschen in Leerständen - dezentral in bestehenden Dorfgemeinschaften. "Die Flüchtlinge müssen mit uns, nicht neben uns leben. Nur so funktioniert Integration." Bei der Suche nach leer stehendem Wohnraum sehe der AK Asyl dringenden Handlungsbedarf. In diesem Bereich passiere viel zu wenig. Familien seien in Leerständen gut untergebracht, für Singles wären kleine Gemeinschaftsunterkünfte besser. Das sehe man am Beispiel von Mitwitz. Hier leben etwa 40 Personen, um die sich der dortige Hausmeister und ehrenamtliche Helfer vor Ort kümmern. Flüchtlinge mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit sollten laut Hasselbacher erst gar nicht im Landkreis verteilt werden. Deren Unterbringung in den "Rückführzentren" würde die Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort erleichtern.