Kronach Bier aus den Tiefen des Sandsteins

Am Freitag fand die erste Bierverkostung im Matthes-Panzer-Keller statt. Braumeister Markus Ott (links) erläuterte zuvor (von rechts) Christian Holzmann, Jürgen Grune, Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein und Besitzer Bernd Holzmann, wie das Bier hergestellt wurde. Foto: Christian Kreuzer

Im Matthes-Panzer-Keller werden seit Freitag Biere der Brauerei s’Antla gelagert. Unternehmer Bernd Holzmann will damit eine alte Tradition neu beleben.

 
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Kronach - Der Abstieg ist nicht ohne. Die schmale Treppe hinab ins Kellergeschoss der Amtsgerichtsstraße 10 ist recht steil, und nur der erste Teil der Stufen hat ein Geländer. Ist der Besucher dennoch sturzfrei unten angelangt, kommt er ins Grübeln. Wie schafft man es bloß, durch dieses Nadelöhr auch noch Fässer und Biertanks zu transportieren? Braumeister Markus Ott lächelt die Frage weg, als würde er sagen wollen: Leicht war es sicher nicht, aber jetzt sind die Fässer da, wo sie sein sollen.

Es war im September vergangenen Jahres, als der Kronacher Hotelier Bernd Holzmann erstmals Gäste in die Unterwelt seines Hauses eingelassen hat. Da hatte er gerade den "Neuen Pfarrhof" schräg gegenüber seiner Brauerei s'Antla eingeweiht, den insgesamt vierten Hotelkomplex, den er in der Oberen Stadt betreibt. Schon damals kam er ins Schwärmen, als er von seinen Plänen für den Keller des Hauses erzählte. Das Antla-Bier sollte in den kühlen Räumen gelagert und verfeinert werden. Event-Abendessen unter jahrhundertealtem Sandstein sollten die Hotel- und Restaurantgäste verzaubern. Und 2018, da soll sogar ein eigener Whisky in der Oberen Stadt hergestellt werden.

Seit Freitag steht fest: Der Plan ist bis jetzt aufgegangen. Das Bier ist da, Tische und Stühle sind es auch - der Raum für die Whiskyfässer ebenfalls. Rund 200 000 Euro hat Bernd Holzmann dafür ausgegeben. Geld, das er gut angelegt sieht. "Wenn man so einen Keller hat, dann muss man was damit machen", sagt der Unternehmer bei der Einweihung. Er will damit ein Stück weit zurück zu den Wurzeln. Denn: "In der Oberen Stadt hat es eine lange Bierbrautradition gegeben." Die Keller, die im Mittelalter in den Sandstein des Rosenbergs geschlagen wurden, waren die einzige Möglichkeit, Lebensmittel kalt zu lagern.

Dieses Prinzip kommt jetzt wieder zur Anwendung. Auch deshalb, weil Holzmann seine kleine Brauerei breiter aufstellen will: "Mit Massenprodukten können und wollen wir nicht mithalten. Also müssen wir etwas besonderes bieten." An handgemachten Craft-Bieren aller Art versucht sich Braumeister Markus Ott schon rege, nun soll auch naturbelassener Gerstensaft so hergestellt werden, wie das schon zu Zeiten von Fürstbischof Melchior Otto gemacht wurde. Wobei: Ganz stimmt das nicht. Die Fässer nämlich, so gesteht Markus Ott bei der ersten Bierverkostung, waren vorher schon als Behältnis für die Wein- und Whiskyherstellung in Gebrauch. Dem Geschmack tut das allerdings keinen Abbruch.

Wenngleich das Bier nach alter Tradition im alten Gewölbekeller gebraut werden soll: Für die Ertüchtigung der Kelleranlage war modernste Technik nötig. Es wurde beispielsweise eine Querverbindung zum Keller des Nebenhauses angelegt. Belüftungs- und Entwässerungssysteme wurden ebenso eingebaut wie eine Fluchtmöglichkeit. Sonst hätte die Denkmalpflege der Wiederbelebung des Kellers nicht zugestimmt.

Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein kommt bei seinem ersten Besuch regelrecht ins Schwärmen. "Es ist nicht leicht, ein solches Vorhaben umzusetzen", betonte der Rathauschef. Umso mehr sei der unternehmerische Mut Bernd Holzmann anzuerkennen. Die Stadt profitiere davon enorm.

Leben unter Tage

Stadtführerin Rosi Ross informierte über die Historie der Keller in der Oberen Stadt. Etwa 100, teilweise mit bis zu vier Stockwerken, seien bekannt, viele seien unterirdisch verbunden. Das Tunnelsystem habe dafür gesorgt, dass "man Kronach nie aushungern konnte". Es sei immer gelungen, genügend Vorräte anzulegen. Das Haus habe vor Bernd Holzmann 19 Besitzer gehabt. Erstmals wurde es im Jahr 1550 erwähnt. Eigentümer war Matthes Panzer. Nach ihm hat Bernd Holzmann den Keller nun benannt.

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