Indikatoren für eine zugenommene Population seien vor allem die angerichteten Schäden, sagt Oliver Kröner, Bereichsleiter Forsten im Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF). Beim Rehwild lassen sich die Bestände durch den Verbiss und die alle drei Jahre dazu erstellten Gutachten einschätzen, die als Basis für die Abschusszahlen dienen (die NP berichtete). Anders beim Schwarzwild: Hier gibt es keine Gutachten. Vom Forst wird die Wühlarbeit des Schwarzwilds toleriert: "Mir als Forstmann macht die Sau im Wald keinen Schaden", sagt Albert Schrenker, Leiter des Forstbetriebs Coburg der Bayerischen Staatsforsten (Baysf). Auch für die Naturverjüngung sind die eichel- und buchenmastfressenden Wildschweine laut Aussage des Staatsförsters keine Bedrohung. "Wir bejagen die Sauen eher aus Solidarität mit den Landwirten mit."
Die beklagen durchaus vermehrte Schäden: "Die Tiere graben jetzt im Frühjahr frisch bestellte Felder um auf der Suche nach tierischem Eiweiß", weiß Bauernverbands-Obmann Martin Flohrschütz. "Das ist besonders ärgerlich, weil derzeit das Futter aufgrund der großen Trockenheit im vergangenen Jahr ohnehin knapp ist." In seiner Wahrnehmung ist die Schwarzwild-Population in den letzten Jahren deutlich angewachsen. "Das ist nicht weit weg von einer Plage!", sagt der Vertreter der Landwirte in der Region. Allerdings würden die Schäden oft nicht aktenkundig, weil sich Bauern und Jäger untereinander einigten. Das sei auch gut so, denn das zeuge von einem guten Einvernehmen zwischen den beiden Interessensgruppen, betont Flohrschütz.
Konkrete Abschusszahlen wie etwa beim Rehwild sind im Jagdrecht nicht vorgesehen. Dazu bedürfe es einer Änderung des Jagdgesetzes, sagt Oliver Kröner vom Landwirtschaftsamt. Allerdings habe es zu der Zeit, als das Gesetz festgeschrieben wurde, auch bei Weitem nicht so viele Wildschweine gegeben, räumt Kröner ein. Die Zahl der erlegten Tiere zeige jedoch, dass der Bestand im Landkreis Coburg in den letzten drei Jahren etwa gleich geblieben sei.
Die Untere Jagdbehörde erklärt, dass "seitens der Jägerschaft im Landkreis Coburg die Bejagung auf Schwarzwild sehr intensiv und zielführend durchgeführt wird". Dies bestätigt Forstbeamter Kröner: "Schwarzwild wird mindestens so intensiv bejagt wie Rehwild - in manchen Jagdrevieren aus Angst vor Schwarzwildschäden sogar intensiver. Das Problem ist, dass das intelligente und nachtaktive Schwarzwild mit traditionellen Methoden (Ansitzjagd bei Mondschein) nur sehr schwer zu bejagen ist und zeitgemäße Methoden wie revierübergreifende Bewegungsjagden, Einsatz von Nachtzieltechnik oder Saufänge noch nicht überall angewandt werden. Darüber hinaus wird nicht überall verantwortungsvoll mit Kirrung und Fütterung umgegangen, was die beim Schwarzwild ohnehin hohen Reproduktionsraten weiter in die Höhe treibt."
Seit dem Jagdjahr 2017/2018 sind im Landkreis Coburg auch Nacht-sichtgeräte für die Bejagung von Schwarzwild erlaubt. Das Fleisch der Tiere findet durchaus seine Abnehmer, eine radioaktive Belastung wird nur noch in Einzelfällen gemessen. Die Hauer der Keiler sind bei Waidmännern begehrte Trophäen. "Schwarzwild zu bejagen hat durchaus seinen Reiz", erklärt Albert Schrenker. "Aber man muss es erst mal erwischen!"