Ludwigsstadt Pflegeheime fordern klare Ansagen aus Berlin

Veronika Schadeck

Corona stellt die Einrichtungen vor ganz besondere Herausforderungen. In Ludwigsstadt erläutert man Staatssekretärin Kramme, was man sich vor allem von der Politik wünscht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ludwigsstadt - Beim Besuch der parlamentarischen Staatssekretärin für Arbeit und Soziales, Anette Kramme, am Mittwochnachmittag im BRK-Seniorenheim Ludwigsstadt hat es einen eindringlichen Appell an die Politik gegeben, in Coronazeiten klare Regelungen für die Pflegeheime vorzugeben. Zudem wurde die Bitte an die SPD-Bundestagsabgeordnete herangetragen, mit den Anträgen, die im Rahmen des "Covid19-Krankenhausentlastungsgesetzes" gestellt werden, unbürokratisch umzugehen.

Zuvor berichteten der BRK-Geschäftsführer, Roland Beierwaltes, die Heimleiter Peter Schulz und die Pflegeleiterin des BRK-Seniorenheims, Elke Bauer, über den Alltag im Pflegeheim während der Coronazeit. "Wir sind bisher mit einem blauen Auge davon gekommen", resümierte Roland Beierwaltes. Die Besuchsverbote seien für die Bewohner nicht einfach und mit vielen Emotionen verbunden gewesen, so Peter Schulz. Kontakte mit den Angehörigen wurden in der "Hochzeit" der Pandemie über digitale Medien vermittelt. Dabei habe es sich als Glücksfall erwiesen, dass der BRK-Kreisverband einen jungen Mann an der Seite habe, der im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) den Heimbewohnern die digitalen Medien näher bringe. "Der Schutz vor Einsamkeit ist genauso wichtig wie der Schutz vor Corona", stellte Beierwaltes fest. Und: "Ein Pflegeheim kein Aufbewahrungsort, sondern ein Ort zum Leben."

Erfreulich sei gewesen, dass alle Wohlfahrtsverbände im Landkreis an einem Strang gezogen hätten. Beispielsweise seien alle Maßnahmen wie Besuchsmöglichkeiten nach den Lockerungen zwischen den Heimleitern abgesprochen worden. Insgesamt sei in der Pandemiezeit schnell reagiert worden, das Netzwerk zwischen Wohlfahrtsverbänden, Krisenstab und Behörden habe funktioniert. Es galt die Maxime "Sicherheit geben in unsicheren Zeiten!" Jetzt gehe es unter anderem darum, wie die bisher gewonnenen Erfahrungen künftig eingesetzt werden können.

Auch heute noch sei Corona mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Jeder habe Angst vor Coronafällen in seinem Pflegeheim. Er spreche wohl im Namen aller ansässigen Wohlfahrtsverbände, wenn er sich - wie in den Anfangszeiten von Corona - künftig klare Regelungen seitens der Politik für den Pflegeheime wünscht. Für die Heimleitungen und Pflegepersonal sei es einfacher, wenn in schwierigen Zeiten eindeutige Anweisungen und Verfügungen vorhanden seien. Dies führe zu einer größeren Akzeptanz seitens der Bewohner und Angehörigen, Einschränkungen zu akzeptieren. Auch sei es dann einfacher, an die Eigenverantwortung zu appellieren.

Zudem sprach Beierwaltes "das Covid19-Krankenhausentlastungsgesetz" an, das wirtschaftliche Folgen der Pandemie für Krankenhäuser, Vertragsärzte und Pflegeheime auffangen soll. Wie Beierwaltes erklärte, strebe das BRK keine Rendite an, dennoch müsse eine gewisse Wirtschaftlichkeit vorhanden sein. Pflegeheime hätten während der Coronazeit Mindereinnahmen zur verzeichnen. Beim BRK-Kreisverband seien dies beispielsweise der Wegfall der Tagespflege, Umsatzeinbußen im Tagescafés der Pflegeeinrichtung, die Einrichtung einer Isolierstation, das Freihalten von einem Quarantänezimmer etc. Wünschenswert wäre es, wenn dieses Entlastungsgesetz auch in das Jahr 2021 verlängert würde und die Prüfungen der Anträge schnell und mit möglichst wenig bürokratischem Aufwand erfolgen.

Die Bundestagsabgeordnete sprach von einem "Drahtseilakt". Es sei ein gutes Zeichen, dass in der Region in dieser Situation alle Wohlfahrtsverbände, Krisenstab und Behörden zusammenhelfen. Das sei nicht überall so, erklärte Kramme.

Nicht zuletzt mit Blick auf die demografische Entwicklung erwähnte Beierwaltes die Sorge um dauerhaft genügend Pflegekräfte. Dabei sei der Pflegeberuf ein sicherer und attraktiver Job mit Aufstiegsmöglichkeiten. Er erklärte der SPD-Politikerin, dass der BRK-Kreisverband in Verbindung mit den Hochschulen Hof und Coburg stehe. Es gehe darum, im Rahmen des Lucas-Cranach-Campus die Themen Robotik in der Pflege, Logistik und Dokumentation zu etablieren, damit die Pflegekräfte entlastet und wieder mehr Zeit für ihre Patienten haben. Bürgermeister Timo Ehrhardt lobte die Zusammenarbeit mit dem BRK-Kreisverband. Rivalitäten zwischen den Wohlfahrtsverbände gebe es in seiner Stadt nicht. vs

Bilder