Horb Ein Herz für die Oldies

Peter Tischer

Angelique Kraus hat sich auf der Bahner Ranch in Horb einen Lebenstraum erfüllt. Sie kümmert sich dort um sieben Pferde, die ansonsten ein trauriges Schicksal erwartet hätte.

 
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Horb - Den kleinen Stadtteil Neustadts kennen viele wohl nur, weil sie die Staatsstraße 2708 gen Kronach nutzen. Ein Blitzer steht ab und an in einem lauschigen Bauerngarten in Horb, doch das war’s dann schon. Doch fährt man in der Ortsmitte Richtung Fechheim ab, beginnt ein Idyll, das neben wunderbarer Natur noch ein Juwel beherbergt: die sogenannte Bahner Ranch. Frei nach dem Hausnamen des Erbauers benannt, beherbergt sie derzeit sieben Pferde, drei Katzen und zwei Hunde.

Pächterin Angelique Kraus hat hier für Pferde eine Art Gnadenhof eingerichtet, auch wenn sie dieses Wort gar nicht so gern hört. Hier bietet sie Flecky, Achatz, Bella, Royal Flash, Fürst, Charmeur und Easy eine Bleibe bis an deren Lebensende. "Sie sind allesamt Oldies und haben schon viel mitmachen müssen", erläutert sie. "Hier darf jeder so sein, wie er möchte. Ohne Stress und ohne Angst." Mit drei Pferden zog sie ein, wobei ein Appaloosa mit 18 Jahren "so etwas wie der Jungspund in meiner Pferdefamilie ist", schmunzelt Kraus. Dabei ist auch Fürst. "Er sollte schon zum Schlachter, jetzt kann er sein Leben noch genießen", so Kraus. Bella hingegen war schwer lungen- und herzkrank, fast ohne Chance: "Jetzt ist sie wieder aufgeblüht, genießt ihre neu gewonnene Lebensqualität." Und auch Charmeur darf hier leben. Sein Vorbesitzer erkrankte schwer und wollte sein Pferd gut versorgt wissen.

"Junge Pferde nehme ich in diese Herde nicht hinein", stellt die 35-Jährige klar. "Hier sollen die Oldies unter sich sein und einen schönen Lebensabend verbringen und nicht einfach so ausgemustert werden. Sie dürfen solange bleiben, wie ihr Leben lebenswert ist."

Dass sich Kraus mit der Obhut für ihre Schützlinge fast einen Fulltime-Job aufgehalst hat, stört sie nicht. Im Gegenteil: "Die Tiere geben mir so viel zurück." Sie sieht es eher als Ausgleich für ihren "richtigen" Beruf beim ASB Neustadt. Ein Wochenende, wie es andere Arbeitnehmer kennen, existiert für Kraus nicht, von Urlaub und Wegfliegen ganz zu schweigen. Früh geht sie Gassi mit ihren Hunden, dann bringt sie die Pferde auf die Koppel, auf der sie im Sommer auch den ganzen Tag stehen dürfen, Stall saubermachen, Futter auffüllen und so weiter. "Es ist schon viel Arbeit, aber wenn man Pferde hat, dann gehört das einfach dazu", weiß sie. Zudem wollen die Tiere bewegt werden. "Das fängt bei leichten Aufgaben an wie Kutschenfahrten und hört bei langsamen Ausritten auf." Zudem bietet sie ihren Schützlingen auch ein bisschen Luxus: ein Solarium mit zwölf Wärmelampen, einen Sole-Inhalator, jedem Tier seine eigene Stallung, um sich zurückziehen zu können, Pferdemüsli und Heu zu jeder Zeit.

Sich selbst bezeichnet sie dabei gerne auch einmal als "Kräuterhexe", denn für jedes Wehwehchen der Tiere habe sie ein Anti-Wehwehchen-Mittel selbst zusammengestellt. "Jeder hat halt sein Hobby. Aber diese Erlebnisse hier kannst du nicht mit Geld aufwiegen."

Dabei hat ihre Tierliebe schon früh begonnen: "Mit vier Jahren bekam ich einen Goldfisch, dann Stallhasen, dann mit 15 einen Hund und mit 18 hatte ich mir Flecky gekauft."

Wer eine Alterspension für sein Pferd sucht, der kann sich an
Angelique Kraus wenden. Eine Platzgarantie kann sie freilich nicht geben.

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