Bad Rodach Ein Geschenk für die Natur

Andreas Teodoru
Ruth Greuther hat ihr Grundstück dem Naturschutz geschenkt. Bad Rodachs Bürgermeister Tobias Ehrlicher (links), Landrat Stefan Straubel (mitte) und Projektleiter Stefan Beyer freuen sich. Foto: /Andreas Teodoru

Das Naturschutzprojekt „Grünes Band“ bemüht sich um Grundstücke in Bad Rodach, um mehr Rückzugsorte für Tiere zu schaffen. Nun bekamen sie ein Stück Land geschenkt. So wird es verwendet.

 
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Der Zweckverband Grünes Band Rodachtal ist um eine Naturschutzfläche reicher, und zwar kostenlos. Bisher erreichte der Verband sein Ziel, Fauna und Flora zu schützen, hauptsächlich durch Flächenerwerb, langfristige Pacht oder Ausgleichszahlungen für Nutzungseinschränkungen. Seit 2016 konnte der Zweckverband Grünes Band so etwa 25 Hektar Wiesen, Magerrasen, Streuobstwiesen, Äcker und Feldgehölze kaufen. Knapp 0,8 Hektar wurden langfristig angepachtet und fast 2,8 Hektar dauerhaft durch eine Ausgleichszahlung für den Naturschutz gesichert. Doch noch nie wurde dem Verband ein Grundstück einfach so geschenkt. Bis jetzt.

Kleines Feld mit großer Wirkung

Zwischen der Pension Hirschmühle und Edeka Schleicher in Bad Rodach erstrecken sich mehrere Hektar unterschiedlich genutzte landwirtschaftliche Flächen. Durch die Rodachauen fließen zudem der Oberaugraben und die Rodach hindurch, nur wenige Baumstreifen und hohe Wiesen bieten Tieren Schutz. Schon seit Längerem arbeitet das Naturschutzgroßprojekt Grünes Band daran, insbesondere für gefährdete Wiesenbrüter vermehrt Rückzugsorte zu schaffen. Die Flurstücke in diesem Gebiet sind stark aufgeteilt, das geschenkte Grundstück ist etwa 20 Meter breit und 140 Meter lang, inmitten von mehreren, gleich großen Flächen, die überwiegend zusammengefasst und landwirtschaftlich genutzt werden.

Die großzügige Gönnerin heißt Ruth Greuther, sie wohnt in Altdorf bei Nürnberg und hat das Grundstück von ihrer Schwägerin geerbt. Bis 1959 hatten ihre Großeltern mit dem Namen Kaiser noch in der Nähe gewohnt, inzwischen ist niemand mehr hier, das Gelände verpachtet. Greuther sieht das Grundstück mit der Flurnummer 2222 selbst zum ersten Mal: „Ich kann damit nichts anfangen, weil wir nicht hier sind. Da wollte ich etwas Gutes für die Umwelt tun“, sagt sie, während ihr Blick über die blühenden Wiesen streift.

Stefan Beyer, Projektleiter des Zweckverbandes, führt die Greuthers, Landrat Sebastian Straubel und den Bad Rodacher Bürgermeister Tobias Ehrlicher zur besagten Fläche. Das Gras ist wieder gewachsen und durchsetzt mit Kräutern und kleinen Blumen. Es ist still und friedlich hier draußen, die Hirschmühle lugt zwischen den Bäumen hervor, wenige Spaziergänger laufen den staubigen Feldweg entlang. Beyer zeigt auf einige Karten und erklärt, was das Naturschutzprojekt zu erreichen versucht: „Das Grundstück liegt in einem Wiesenbrütergebiet zwischen Bad Rodach und Roßfeld, in dem in den letzten Jahren noch das Braunkehlchen, eine wiesenbrütende Vogelart, nachgewiesen werden konnte. Durch Ihre Schenkung können wir nun den Tieren mehr Rückzugsmöglichkeiten bieten und Flächen ungemäht belassen.“ Mit dem aktuellen Pächter können Maßnahmen abgestimmt werden, um das Wiesenbrütergebiet attraktiver für Vogelarten wie Braunkehlchen oder Bekassine zu gestalten. Auch dem Weißstorch dürfte das gefallen.

Mehr Naturschutz für die Rodachaue

2019 hatte der Zweckverband bereits die benachbarten Flächen von Büschen befreit und Kleingewässer und Feuchtmulden neu angelegt oder wiederhergestellt, erklärt Beyer: „Die meisten wollen ihre Grundstücke nicht verkaufen. Aber der Landesbund für Vogelschutz Coburg, die Stadt Bad Rodach und wir haben großes Interesse daran, Grundstücke für den Naturschutz zu gewinnen.“

Dass Flurnummer 2222 nur ein kleines Stück in der Mitte eines großen Feldes ist, macht aber nichts, denn es bietet so einerseits Vögeln und Insekten Schutz, andererseits können gerade Wiesenbrüter auf den angrenzenden und gemähten Flächen leichter Beute finden.

Darum ist auch für Bürgermeister Ehrlicher, der nicht weit von der Wiese wohnt, der Ort so schützenswert: „Wer diesen idyllischen Ort sieht, versteht, warum wir hier unmöglich eine Umgehungsstraße hindurchbauen können.“ Zu viel wertvolle Tier- und Pflanzenwelt.

Darum freuen sich er und Landrat Straubel so sehr über den Schenkungsvertrag, in dem sich auch der Zweckverband Grünes Band Rodachtal verpflichtet hat, die Fläche ausschließlich zum Naturschutz zu verwenden. Stefan Beyer hofft, dass noch mehr Grundbesitzer die Maßnahmen zu schätzen wissen werden und vielleicht auch auf ihren Flächen mehr Naturschutz ermöglichen.

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