Im Gespräch ist am Dienstag auch der mögliche zweite Elektrolyseur in Wunsiedel gewesen. Diesen haben die Gesellschafter des eigens für die Wasserstoffproduktion gegründeten Unternehmens Wun-H2 ursprünglich geplant gehabt, angesichts der juristischen Fallstricke des Gesetzes zur Strompreisbremse waren sie allerdings wieder davon abgekommen. (Unabhängig davon ist auch der eine Wunsiedler Elektrolyseur der bislang größte und stärkste in Deutschland.) Lahovnik hofft, dass mit dem Anstoß der Minister die Wasserstoffproduktion in Wunsiedel verdoppelt wird, wenn sie – voraussichtlich – Ende Juni wieder anläuft.
Chance für Gespräche
Schon einige Zeit vor der Doppelkabinettssitzung hatten Lahovnik und Landrat Peter Berek mehrere Gespräche mit Ministern vereinbart. „Das ist eine wahnsinnige Chance für Wunsiedel“, so der Bürgermeister. Vor der Sitzung hatten auf Initiative von Landtagsabgeordneten Martin Schöffel die Landwirte Gelegenheit,sich mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber auszutauschen und vor allem ihre Sorgen vorzutragen.
Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, am Dienstag nach der Sitzung Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger das Unternehmen Lamberts vorzustellen. Der Glashersteller ist zum Betrieb seiner Hightech-Brennöfen nach wie vor auf Erdgas angewiesen. „Der Betrieb steuert den Energieeinsatz allerdings derart effizient, dass er weltweit der Glashersteller mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß ist“, so Lahovnik. Firmenchef Christoph Lamberts erläuterte dem Wirtschaftsminister, wie es möglich sein könnte, die Glasindustrie international noch besser aufzustellen. Das Unternehmen hat erst kürzlich in eine neue Produktionshalle investiert und setzt auf den Standort Wunsiedel. Ein wesentlicher Grund ist das Engagement der Stadtwerke SWW in erneuerbare Energien und vor allem grünen Wasserstoff. Da sich das Erdgas für die Brennöfen technisch offenbar aber nicht eins zu eins durch Wasserstoff ersetzen lässt, plant die SWW bereits die Herstellung synthetischen Erdgases (CH4). All dies trägt laut Lahovnik dazu bei, die Wunsiedler Glasindustrie international wettbewerbsfähig zu machen. Aiwanger zeigte sich dem Vernehmen nach interessiert und versprach seine Hilfe, so sie möglich sei.
Einzigartiges Erlebnis
Mehrere bayerische Minister führten am Dienstag noch Gespräche im Landkreis (siehe Seite 8). Lahovnik zeigte sich denn auch im Gespräch mit unserer Zeitung rundum zufrieden mit dem Tag. „Für mich war es natürlich einzigartig, dass ich an der Sitzung teilnehmen durfte. So etwas erlebt man wahrscheinlich nur einmal im Leben.“ Der Wunsiedler Bürgermeister berichtete insbesondere der sächsischen Ministerriege mit Ministerpräsident Michael Kretschmer an der Spitze vom Kampf der Wunsiedler Bürger gegen den Rechtsextremismus. Mehrere Kommunen und Landstriche in Sachsen sehen sich derzeit vor die gleichen Probleme gestellt, die Wunsiedel Anfang des Jahrhunderts hatte, als Rechtsextreme versuchten, die Straße zu okkupieren. Letztlich haben die rechten Kräfte in Wunsiedel nie Fuß fassen können. Kretschmer zeigte sich vom Vortrag Lahovniks beeindruckt und bezeichnete den von den Wunsiedler Bürgern getragenen Widerstand als Vorbild für Sachsen.