Live-Stream Bayern will "Impfen am und im Wirtshaus"

red/

Das Gesundheitsministerium hat ein Konzept erarbeitet, nach dem sich Impfwillige ohne vorherige Anmeldung und ohne Priorisierung melden könnten. Bei Vereinen, beim Sport, in der Gastronomie - "Impfen am und im Wirtshaus" -, auch an Fast-Food-Restaurants, in Supermärkten. Das Kabinett hat am Vormittag darüber beraten. Die Pressekonferenz bei uns im Stream.

 
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München - Mit einfach zugänglichen Impfangeboten will Bayern das Corona-Impftempo erhöhen. Das Kabinett hat am Dienstag über ein entsprechendes Konzept beraten.



Natürlich, so Ministerpräsident Markus Söder (CSU), gebe es auch Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen könnten. Abgesehen davon: Würde Bayern so weiter in dem Tempo verfahren wie bisher, wäre in 90 Tagen die Bevölkerung im Freistaat durchgeimpft. Söder bemerke aber auch, sagte er, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, abnehme. Ziel sei es deswegen, die Impfquote, vor allem unter 16- bis 30-Jährigen, zu steigern. Die entscheidende Frage sei, wie niederschwellige Angebote geschaffen werden könnten - ohne Impfpflicht, ohne Prämie. Der Anreiz soll die Aussicht auf ein freieres Leben sein - dabei gehe es nicht um "eine Currywurst oder ein Bier".

Ein Konzept des Gesundheitsministeriums sehe Impfungen ohne vorherige Anmeldung und ohne Priorisierung vor. Bei Vereinen, beim Sport, in der Gastronomie - "Impfen am und im Wirtshaus" -, auch an Fast-Food-Restaurants, die auf dem Land als Freizeittreff herhielten, in Supermärkten. Es soll Familienimpftage "vielleicht mit einem kleinen Eis für die Jüngeren" geben. "Wir müssen den Sommer nutzen", sagte Söder.

Ziel sei es, den Impfstoff vor allem mit Hilfe mobiler Teams zu den Menschen zu bringen, hieß es. Dabei helfen sollen nach dem Willen des Kabinetts Partner wie Hotel- und Gaststättenverband, Jugendring, Sport- und Wirtschaftsverbände, aber auch die Betreiber großer Einkaufszentren.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte zum Wegfall der Registrierungspflicht, jeder solle auch so eine Impfung bekommen. "Wer kommt, bekommt." Er sprach von Impfen "to go" etwa in Schwimmbädern und bei Vereinen oder "am oder im Wirtshaus". Auch mit Fast-Food-Ketten werde über die Etablierung von Impfangeboten gesprochen. Verkaufsoffene Sonntage, Markttage, Supermärkte und Malls sollten in die Überlegungen mit einbezogen werden, Söder nannte als weitere Beispiele aber auch Arbeitsämter oder Jobcenter.

Zudem soll es künftig möglich sein, dass Erst- und Zweitimpfungen von niedergelassenen Ärzten und Impfzentren in Kombination vorgenommen werden. Impfzentren sollen auch "Familiensonntage" für Eltern und Kinder ab zwölf Jahren anbieten können, "vielleicht mit einem kleinen Eis hinterher für die Jüngeren", sagte Söder. Er betonte: "Wir müssen jetzt den Sommer nutzen, so viel wie möglich zu machen."

Impfen sei der Weg heraus aus dem Damoklesschwert der Pandemie, betonte Söder. Zwei kleine Pikser für die Freiheit. "Die Lage ist stabil", sagte Söder. "Der Trend geht nach oben." Und der Staat habe seine Aufgaben gemacht - die Bürger müssten lediglich das Angebot nutzen. Auch der französische Weg könnte teilweise für Deutschland spannend sein: "Testen kostet enorme Summen", so der Ministerpräsident. Daher müsse auch darüber nachgedacht werden, ob die Corona-Tests kostenlos bleiben könnten, wenn alle Menschen ein Impfangebot bekommen hätten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Montagabend wegen der wieder steigenden Corona-Infektionszahlen unter anderem erklärt, dass PCR-Tests ab Herbst kostenpflichtig werden, sofern sie nicht verschrieben wurden. Auf diese Weise soll die Impfkampagne weiter angekurbelt werden.

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) warb nochmals für der Impfstoff von AstraZeneca. Von diesem lagerten in den 100 Impfzentren Bayerns derzeit 239 000 Dosen, die keine Abnehmer finden und vom Verfall bedroht sind. Die Haltbarkeit des Impfstoffs laufe Ende Juli ab. Er plädierte dafür, Gespräche mit anderen Ländern zu suchen, um den Impfstoff nicht verfallen lassen zu müssen. Auch Kommunen könnten gegebenenfalls ihre Kontakte ins Ausland nutzen.

Aktuell sei die ansteckendere Delta-Variante in Bayern bereits dominant. "Es geht rasant voran", sagte Söder. Niemand dürfe glauben, dass die Steigerung der Zahl der Neuinfektionen weiterhin so langsam verlaufe wie in den vergangenen Tagen. Der Kampf gegen die Delta-Variante gleiche einem "Wettlauf gegen die Zeit". Er glaube jedoch nicht an einen neuen Lockdown im Herbst.

Was die Impfungen von Schülern angeht, sieht Söder keine Chance darauf, dass die Stiko ihre Einschätzung zur Impfung von Kindern bis zum Start des neuen Schuljahres ändern werde. Deswegen setze Bayern auf Luftfilter in den Schulen. Diese Aufgabe komme im ersten Halbjahr auf die Kommunen zu. ap/dpa

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