Coburg Als Teddy endlich heim durfte

Vor drei Jahrzehnten hat ein besonderes Plüschtier der Coburger Firma Hermann für Aufsehen gesorgt. Daran erinnert jetzt ein Jubiläums-Modell.

 
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Coburg - 30 Jahre ist es jetzt her, dass ein besonderer Teddybär der Firma Hermann aus Coburg für Aufmerksamkeit sorgte: der "Teddybär zum Tag der Deutschen Einheit". An ihn soll heute der Jubiläums-Bär "30 Jahre Deutsche Einheit" erinnern.

Diese beiden Teddybären verkörpern auch deshalb die deutsch-deutsche Geschichte im Besonderen, da die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zuletzt den Verlauf der Firmengeschichte des Coburger Plüschtierherstellers wesentlich beeinflusst hat.

Gegründet wurde das Unternehmen vor 100 Jahren von Max Hermann in Neufang, einem kleinen Bergdorf in Thüringen nahe der damaligen Weltspielzeugstadt Sonneberg. Eine Gedenktafel am Geburtshaus der ersten Hermann-Teddybären erinnert noch heute an jene Jahre. Nach Ende der Hyperinflation im November 1923 verlegte man den Firmensitz nach Sonneberg, mitten hinein in das pulsierende Leben der deutschen Spielzeugindustrie. Hier erlebte die Teddybären-Fabrikation von Max Hermann ihre erste große Blüte. Die Hermann-Teddybären wurden in alle Welt verschickt.

Mit der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Land Thüringen und damit auch die Spielzeugstadt Sonneberg dem Osten Deutschlands zugeordnet. Um einen Fuß in der Tür zum Westen zu haben, gründete Max Hermann 1949 im nahegelegenen Coburg eine Zweigniederlassung. Als sich die Spannungen zwischen Ost und West verschärften und das DDR-Regime einem freien Unternehmertum kaum noch Luft zum Atmen ließ, entschloss sich die Familie zur Flucht in den Westen. Durch diese Entscheidung hielt man den Firmenstammsitz in Sonneberg für verloren. Am 20. Februar 1953 öffneten sich die Betriebstore der Firma Hermann in Sonneberg zum letzten Mal. Noch am gleichen Abend verließ Max Hermann die Heimatstadt seiner Teddybären und flüchtete mit seiner Familie über Berlin in den Westen.

Man ließ alles zurück, brachte aber einen bekannten Namen mit und das Wissen um die Herstellung von Teddybären. In Coburg fand die Familie ein neues Zuhause. Hier baute Max Hermann mit seinem Sohn Rolf-G. seine Teddybären-Fabrikation wieder auf. An ein Zurück glaubte man nicht. Mit dem Bau der Mauer 1961 schien die Teilung Deutschlands endgültig besiegelt.

Traditions-Modell

Als sich ab November 1989 die Ereignisse in Ost und West überschlugen, wurde in der Teddybärenfabrik Hermann in Coburg im Frühjahr 1990 die Idee geboren, einen "Teddybär zum Tag der Deutschen Einheit" herauszubringen, sollte es tatsächlich zur Wiedervereinigung kommen. Er sollte an die deutsch-deutsche Geschichte erinnern, die die Firmengeschichte entscheidend geprägt hatte. So stellte Rolf-G. Hermann, der damalige Firmenchef, seine Idee unter das Leitmotiv "Ein Teddybär kehrt heim". Als Modellvorlage wählte man einen alten Max-Hermann-Teddybären aus den 1920er- und 1930er-Jahren.

Unmittelbar vor dem 3. Oktober 1990 wurde das unter größter Geheimhaltung entwickelte Modell der Öffentlichkeit vorgestellt und sorgte für großes Aufsehen. Die auf 3000 Stück begrenzte Auflage war binnen weniger Wochen ausverkauft. Das zehnte Exemplar erhielt das traditionsreiche Spielzeugmuseum in Sonneberg, das fünfte der damalige Coburger Bundestagsabgeordnete Otto Regenspurger mit dem Auftrag, diesen Teddy während der Regierungsfeierlichkeiten am 3. Oktober 1990 an Bundeskanzler Helmut Kohl zu überreichen. In einem persönlichen Brief an Rolf-G. Hermann bedankte sich Kohl wenige Tage später für diesen Teddy und nahm in seinem Schreiben auch besonderen Bezug auf die Geschichte der Firma Hermann. Der nun zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit herausgegebene Jubiläumsteddy "30 Jahre Deutsche Einheit" soll an die aufregende Zeit des Jahres 1990 erinnern.

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