Coburg IHK fordert vier Fahrspuren

Das Weichengereuth in Coburg; rechts die zweispurige B 4, links daneben das Bahngleis. Foto: Archiv Neue Presse

Die Vollversammlung verabschiedet eine Resolution zum Ausbau der B 4 im Weichengereuth. Der Stadtrat soll seine Entscheidung gegen das Projekt zurücknehmen.

 
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Coburg - Nachdem die Mehrheit des neuen Coburger Stadtrats die Erweiterung der Bundesstraße B 4 im Weichengereuth auf vier Spuren abgelehnt hat, nimmt die Kritik zu. Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Coburg, die rund 8300 Unternehmen vertritt, fordert den Stadtrat in einer Resolution auf, "zeitnah dem vierspurigen Ausbau der B 4 (...) im fraktionsübergreifenden Konsens zuzustimmen". Damit verbunden ist der Appell, den Mehrheitsbeschluss gegen das Projekt zurückzunehmen. Nur die CSU/JC-Fraktion hatte sich noch für den Ausbau ausgesprochen.

Mit einem klaren Bekenntnis zum vierspurigen Ausbau der B 4 und damit zum Wirtschaftsstandort Coburg könnten die vom Bund bereit gestellten Mittel - rund 26 Millionen Euro - abgerufen und der Ausbau verwirklicht werden, so die IHK. "Nur eine prosperierende Entwicklung der Wirtschaft garantiert die Finanzierung des kommunalen Investitions- und Verwaltungshaushalts und die Stadt Coburg wird in die Lage versetzt, ihre sozialen und kulturellen Vorstellungen umzusetzen", heißt es in der Resolution, die IHK-Präsident Friedrich Herdan und Hauptgeschäftsführer Siegmar Schnabel unterzeichnet haben.

Während die B 4 zwischen der Frankenbrücke und der Autobahn A 73 als "Nordring" vierspurig ausgebaut ist und die B 4 zwischen Untersiemau und dem Klärwerk vier Fahrspuren hat, sind es im Zwischenstück im Weichengereuth nur zwei. Über Jahre hinweg hat sich der Coburger Stadtrat bemüht, dass der Ausbau in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Nachdem dies der Fall und damit die Finanzierung des Millionenprojekts über den Bundeshaushalt gesichert war, änderte die Stadtratsmehrheit vor allem aufgrund von Protesten der Anwohner im Kommunalwahlkampf 2020 ihre Meinung. In der Folge kippte der neue Stadtrat, der seit Mai dieses Jahres im Amt ist, die Ausbaupläne. Davon fühlt sich auch die Gemeinde Ahorn vor den Kopf gestoßen, die den vierspurigen Ausbau gerne verwirklich sähe.

Die IHK zu Coburg will die Entscheidung des Stadtrats ebenfalls nicht hinnehmen. Sie laufe den Interessen der gewerblichen Coburger Wirtschaft mit ihren rund 63 000 Beschäftigten "diametral entgegen und gefährdet somit die Entwicklung unserer Unternehmen in den unterschiedlichsten Bereichen massiv". Bedarf und Dringlichkeit dieser vollständig vom Bund finanzierten Baumaßnahme "werden mehr als deutlich unterstrichen durch Aufnahme in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans", hebt die Kammer hervor.

Der "Flaschenhals" im Weichengereuth sei heute mit 19 518 Kraftfahrzeugen in einem Zeitraum von 24 Stunden stark überlastet. Die Prognose gehe von einer Zunahme auf 23 700 Fahrzeuge im Jahr 2025 aus. Zusätzlich würden durch mehrere Einmündungen - Kleine Rosenau, Samuel-Schmidt-Straße, Ahorner Berg, Wassergasse - "mehrere Verkehrsstörungen" verursacht. Die erhoffte Entlastung der B 4 nach Fertigstellung der Autobahn als Ostumgehung Coburgs sei bisher "bedauerlicherweise ausgeblieben, deshalb ist die Optimierung des Verkehrsflusses im Süden Coburgs logisch und jetzt dringend angezeigt", betont die IHK.

Für anliegende Unternehmen müsse der Werkverkehr zwingend "just-in-time" ablaufen und innerhalb eines kurzen Zeitfensters erfolgen. Dafür sei ein reibungsloser und störungsfreier Ablauf über die B 4 "zwingend erforderlich". Darauf hatte beispielsweise die in der Coburger Südstadt angesiedelte Firma Brose mehrfach hingewiesen.

Chance für ICE-Takt

Mit dem Ausbau würden "Staupotenziale" auf der B 4 verringert. Zudem werde nach Auffassung der Kammer der innerstädtische Verkehrsfluss entlastet. Die Installation intelligenter Bedarfsampeln fördere den Verkehrsfluss maßgeblich, Unfallgefahren an der Einmündung Ahorner Berg und Wassergasse würden entschärft, Schadstoffbelastungen infolge stehenden Verkehrs stark verringert. Davon profitierten insbesondere Anwohner, die staufrei und sicher auf die B 4 auffahren könnten. Die Lärmbelastung könne mit "geeigneten Maßnahmen" reduziert werden. Der Bund finanziere einen Rad- und Fußweg entlang der B 4, und die Gefahr von Überschwemmungen im Weichengereuth bei starkem Regen nehme ab. Zudem sichere die zeitgleiche Planfeststellung des vierstreifigen Straßenausbaus die Zweigleisigkeit der Bahnstrecke und erhöhe so die Möglichkeit der ICE-Taktverbindungen am Bahnhof Coburg. wb

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