Nur noch sieben Betriebe im Coburger Land
Gehen in weiteren Bäckereien der Region für immer die Öfen aus? Kurz vor der Jahrtausendwende zählte die Bäckerinnung Coburg-Neustadt noch 55 Mitgliedsbetriebe, erinnert sich Roland Herppich. Heute existieren in Stadt und Landkreis Coburg sowie Neustadt noch sieben. Mathias Söllner berichtet von einst gut 30 Bäckereien im Raum Lichtenfels, heute sind es noch neun.
Mit jeder Bäckerei, die schließt, nimmt die Vielfalt ab, denn jeder Bäcker kann etwas Besonderes. Roland Herppich erinnert etwa an den Coburger Bäcker Kolb, bei dem manchmal 50 bis 60 Leute anstanden nur wegen seiner Brötchen. Ähnlich begehrt waren die Sauerteiglaibchen von Bäckermeister Popp. So war es auch mit den Butterhörnchen der Bäckerei Hofmann in Lichtenfels und den Reißenweber-Brötchen in Michelau, ergänzt Mathias Söllner. Auch wenn die eine oder andere Bäckerei übernommen wird, gehen einmalige Spezialitäten für immer verloren, wenn nicht mehr vor Ort gebacken wird. Denn jeder Gärraum ist anders, sorgt für einen unnachahmlichen Geschmack, wie die beiden Bäckermeister erklären. Da hilft auch das beste Rezept nichts.
Kommen amerikanische Verhältnisse?
Mathias Söllner mag nicht ausschließen, dass es irgendwann zu amerikanischen Verhältnissen kommt: Nur noch ganz große Bäckereien und ganz kleine, die Spezialitäten von hoher Qualität anbieten. Dafür fahren Kunden dann Hunderte von Meilen und frieren die Waren zu Hause ein. Herppich gibt sich da zuversichtlicher.
Bei einem Treffen in der Handwerkskammer in Bayreuth wurde vor Kurzem auch das Thema Energiesparen angesprochen. Aber ein moderner Backofen koste zwischen 50 000 bis 100 000 Euro, eine Investitionssumme, die man haben müsse. Ähnlich kostspielig seien Gebäudesanierungen. Bei der Nutzung der Abwärme gebe es noch viel Luft nach oben in den Bäckereien, aber auch das sei mit hohen Investitionen verbunden. Keine Lösung ist es in ihren Augen, etwa nur jeden zweiten Tag zu backen, um Energie zu sparen: „Die Kunden erwarten frische Brötchen, das kann nicht funktionieren.“
Wie es weitergeht mit den Bäckereien im Raum Coburg-Lichtenfels? „Wir sind dennoch optimistisch“, erklärt Herppich, „das Bäckerhandwerk hat seine Daseinsberechtigung.“ Was beide sagen: „Qualität kostet Geld, das muss mehr ins Bewusstsein.“
Lieblingsbäcker gesucht
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