Die wichtigsten Arbeiten Repins aber sind im Besitz russischer Museen. Bekannt ist er für tiefschürfende Seelenporträts echter Kerle in der Härte des russischen Lebens. Wie kein anderer vor ihm kultivierte der in St. Petersburg ausgebildete Maler das Bild des arbeitenden Russen. Kultstatus bis heute haben aber auch seine Porträts etwa von Zeitgenossen wie dem Schriftsteller Leo Tolstoi und dem Komponisten Modest Mussorgski.
Arbeiten aus 50 Jahren zwischen 1870 und 1920 haben die Kuratoren in Moskau zusammengetragen. Werke aus 21 russischen und 7 ausländischen Museen sowie 7 Privatsammlungen sind vertreten. Eröffnet wird hier eine neue Sichtweise auf Repin – seit der letzten großen Schau von 1994. Zu Sowjetzeiten gingen die eher an Helden des Sozialismus interessierten Ideologen lieber auf Distanz zu dem Künstler.
Der russische Philosoph Fjodor Girenok meinte in einem Beitrag zum Jubiläumsjahr, dass Repin mit seiner Kunst das Gefühl ewiger Ungerechtigkeit in Russland sichtbar gemacht habe. Er habe den russischen Mann, den Muschik, als zähen Burschen mit einfachen Gedanken und eisernem Glauben gesehen, schrieb Girenko.
Die Tretjakow-Ausstellung zeigt aber nicht nur diese Seite des Vertreters der Peredwischniki-Künstlerbewegung. Kuratorin Tatjana Judenkowa sieht Repin als "Provokateur", der nichts beschönigte und deshalb oft starke Reaktionen bei Betrachtern hervorgerufen habe. "Alle seine Bilder haben Diskussionen hervorgerufen (…) Alle waren verwegen", sagte sie der "Art Newspaper Russia". Damals wie heute habe diese Kunst die Massen angelockt. "Er stand stets im Zentrum politischer Diskussionen (…) Er unterstützte immer die Opposition."
Repin lebte nach der Revolution von 1917 und der Machtübernahme der Kommunisten bis zu seinem Tod 1930 in Finnland. Dabei hatte Sowjet-Diktator Josef Stalin ihm eine Sonderrente samt staatlicher Ehrung angeboten. Repin lehnte ab, wandte sich in seiner neuen Heimat vor allem biblischen Motiven zu. Bis zuletzt blieb er stets auf der Seite der Erniedrigten und Entrechteten.