First Responder Schnelle Hilfe vor Ort

Sabine Weinbeer
Während die vier Nachwuchskräfte in Ausbildung waren, wurden die First Responder Rauhenebrach auch mit neuer funktionaler Kleidung ausgestattet. Die Einsatzleiter Markus Dluczek und Linda Beck (von rechts) freuen sich zusammen mit Alexander Stahl (Mitte hinten) über die Nachwuchskräfte Luis Karbacher, Julius Stahl und Alexander Schwarz (von links). Foto: Sabine Weinbeer

Die First Responder helfen, wenn der Rettungswagen zwar schon gerufen, aber noch nicht vor Ort ist. Sie stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Absetzen des Notrufes und dem Eintreffen des RTW dar. Responder-Nachwuchs gibt es nun in Rauhenebrach.

 
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Höchstens zwölf bis 15 Minuten – länger soll es nicht dauern, bis ein Rettungswagen einen Patienten erreicht. Diese Zeit einzuhalten, ist gerade im ländlichen Raum eine Herausforderung für die Rettungskräfte. Und auch, wenn der Rettungswagen in 15 Minuten da ist, können diese für die Betroffenen sehr lang sein. Wenn in der Zwischenzeit qualifizierte Erste Hilfe geleistet wird, werden oft schwere Folgen gemildert, manchmal sogar Leben gerettet. Diese schnelle Erste Hilfe gewährleisten in der Flächengemeinde Rauhenebrach die First Responder, die sich jetzt über vier junge, frisch ausgebildete Helfer freuen.

Luis Karbacher, Alexander Schwarz, Julian Stahl und Jonas Schug sind zwischen 19 und 20 Jahre alt, bei der Feuerwehr aktiv. Somit erlebten sie auch hautnah den Dienst der First Responder und entschieden sich für die Ausbildung. Die fand erstmals über den ASB (Arbeiter Samariter Bund) statt, der seit 2019 einen Rettungswagen in Untersteinbach stationiert hat. Der Wagen ist stark ausgelastet und so sieht man beim ASB die Helfer vor Ort als wertvolle Ergänzung und freut sich auch, wenn die Nachwuchskräfte Routine sammeln wollen, indem sie als drittes Besatzungsmitglied auf dem RTW mitfahren.

In 80 Stunden von Juni bis August lernten die Nachwuchskräfte ein großes Bündel an Ersthilfemaßnahmen von den Grundlagen wie Schock- oder Stabile Seitenlage bis hin zu Maßnahmen, die der reguläre Erste-Hilfe-Kurs nicht mehr umfasst. Das Einsatzfahrzeug der First Responder führt nämlich allerhand Gerät mit sich, das weitreichende Hilfe bietet: einen Defibrillator zum Beispiel, ein Sauerstoffgerät oder ein Absauggerät. First Responder können Blutzucker und natürlich Blutdruck messen oder einen Knochenbruch vorläufig schienen. 2004 ging es auf Initiative von Kreisbrandinspektor Georg Pfrang los mit den First Respondern in Rauhenebrach, 2005 wurde die Urkunde vom Rettungs-Zweckverband ausgestellt. Alexander Stahl war bei den Ersten dabei und berichtet von den Anlaufschwierigkeiten. Da waren einerseits die, die meinten, das sei Aktionismus und nicht nötig.

Die wurden nach den ersten Hilfseinsätzen allerdings eines Besseren belehrt. Die größte Problematik allerdings war die Alarmierung. Heute, nach Einführung des Digitalfunks und Ausbau der Mobilfunkversorgung kein Thema mehr, gab es in der Flächengemeinde jede Menge Funklöcher, die den Helfern die Arbeit schwer machten. „Am besten ging noch die SMS-Alarmierung“, erinnert sich Alexander Stahl. Aber bei ihm daheim in Geusfeld kam manche Alarm-SMS erst am nächsten Tag an.

Das ist heute eher kein Problem mehr, freut sich Markus Dluczek, der zusammen mit Linda Beck und Anita Stretz die Einsatzleitung der First Responder Rauhenbrach bildet. Der Notfallsanitäter fuhr früher auf dem Untersteinbacher Rettungswagen, ist mittlerweile bei der Berufsfeuerwehr in Würzburg angestellt und widmet seine Freizeit aus voller Überzeugung den First Respondern. Auch Anita Stretz ist als Rettungssanitäterin „vom Fach“, Linda Beck arbeitet in der Verwaltung. Und die Helfer? Die kommen aus den verschiedensten Berufsgruppen, wie auch die neuen: da ist Physiotherapeut Luis, Alexander ist Mechatroniker, Julian Student im Maschinenbau und Jonas Industriemechaniker.

Sie alle haben die unterschiedlichsten Arbeitszeiten, teilst lange Pendel-Strecken und dennoch rücken sie in ihrer Freizeit aus, wenn sie gebraucht werden. Die unterschiedlichsten Bereitschaftsmodelle hat man in den zurückliegenden fast zwei Jahrzehnten ausprobiert, weiß Alexander Stahl. Jetzt organisiert man sich unter anderem per App, der Alarm läuft bei allen auf und wer einsatzbereit ist, rückt aus. Meist liegen die Einsätze zwischen 20.00 und 8.00 Uhr in der Nacht, denn die zwölf Stunden am Tag deckt sieben Tage pro Woche der Rettungswagen ab. Doch auch der ist nicht immer verfügbar, weil belegt. Manchmal steht er auch in der Nachbargemeinde Oberaurach in Bereitschaft, weil im Maintal alle Rettungswagen im Einsatz sind. Im Schnitt gibt es pro Monat zwei Alarmierungen. Zwischen 24 und 28 hat Markus Dluczek in den letzten Jahren dokumentiert – 2019 gab es einen Ausreißer mit 57. Bei etwa der Hälfte handelt es sich um internistische Notfälle vom Kreislaufkollaps bis zum Herzinfarkt, im Winter mehr Stürze, aber auch zu Einsätzen mit der Feuerwehr werden sie öfter hinzu gerufen. Aktuell gibt es häufiger Wespenstiche, vor wenigen Tagen erst in die Zunge, oder Asthmaanfälle.

„Dass wir die Leute kennen, kann Vor- und Nachteile haben. Man ist natürlich stärker betroffen, wenn man einen Bekannten oder Eltern von Bekannten reanimiert“, sagt Alexander Stahl. Aber die First Responder können auch persönlicher auf Angehörige einwirken, beruhigen „und wir können noch ein bisschen da bleiben, während die Rettungswagenbesatzung ja so schnell wie möglich mit dem Patienten wegmuss.“ Und natürlich gibt es belastende Situationen, wenn keine Hilfe mehr möglich ist. „Dann muss man reden, selbst Hilfe annehmen“, rät er den neuen jungen Kollegen.

Für die Menschen in Rauhenebrach sei der Dienst der First Responder auf jeden Fall sehr wertvoll, erklärt Bürgermeister Matthias Bäuerlein. „Ich bekomme regelmäßig sehr positive Rückmeldungen nach Einsätzen“. Oft würden sich Betroffene oder Familienangehörige bedanken und betonen, wie wertvoll die kompetente Hilfe war.

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