Hanebuth war gerade einmal zwei Monate auf Mallorca, als die Polizei schon wieder seine Bleibe stürmte, das Haus eines deutschen Freundes (und heute Mitangeklagten) in Lloret de Vistalegre im Inselinnern. Das war am 23. Juli 2013, und Hanebuth nahm es gelassen: „Das ist eine Verlängerung meines Urlaubs“, sagte er, bevor er für zwei Jahre in Untersuchungshaft verschwand.
Nach seiner Freilassung musste er zunächst auf Mallorca bleiben. Im September 2016 durfte er erstmals wieder nach Hannover zurückkehren, wo er von seinen Rockerfreunden wie ein Mafiaboss mit Stretchlimousine und Feuerwerk empfangen wurden. Im Juni 2018 eröffnete er die „Biker’s Bar“. Hanebuth ist jetzt Kneipier in Hannover.
War er der Chef, der aus der Ferne die Fäden zog?
Was Hanebuth noch alles ist oder war, soll an insgesamt 15 Verhandlungstagen Spaniens Nationaler Gerichtshof herausfinden. Es wird ein komplexes Verfahren, in dem es gilt, den Angeklagten aus dem Umfeld der Mallorquiner Hells Angels konkrete Straftaten nachzuweisen. War er der Chef, der aus der Ferne die Fäden zog? Seine spanische Anwältin Ana Madera sagt im Gespräch mit dieser Zeitung: „Dies ist ein Großverfahren mit sehr dünner Beweislage.“
Die Staatsanwaltschaft sieht das naturgemäß anders. Ihre Anklage stützt sich vornehmlich auf abgehörte Telefongespräche. Wie gut das Beweismaterial ist, wird sich zeigen. Vor ein paar Wochen brach auf Mallorca ein ähnlich spektakuläres Strafverfahren wie jetzt gegen die Hells Angels komplett in sich zusammen.
Der Betreiber des „Megaparks“ an der Playa de Palma, Bartolomé Cursach, hatte angeblich Sex- und Drogenpartys für Polizisten und Lokalpolitiker steigen lassen, die ihm als Gegenleistung lästige Konkurrenz vom Leibe hielten. Doch kein Anklagepunkt ließ sich aufrechterhalten.
In seinem abschließenden Plädoyer erklärte der Staatsanwalt, Cursach und seinen 22 Mitangeklagten sei „Unrecht geschehen“. Die Worte des Staatsanwalts waren kaum zu verstehen, weil er beim Sprechen mit den Tränen zu kämpfen hatte.
Einzelne Polizisten spielten eine dubiose Rolle
Die Verteidiger im anstehenden Hells-Angels-Prozess hoffen auf einen ähnlich günstigen Ausgang des Verfahrens, zumal es eine Verbindung zum Cursach-Prozess gibt: Erst durch die abgehörten Hells-Angels-Telefonate waren die Mallorquiner Ermittler auf die vorgeblichen korrupten Netzwerke bei Polizei und Politik gestoßen, die schließlich zum Cursach-Prozess führten.
Zwei Beamte der Lokalpolizei von Palma de Mallorca gehören zu den Angeklagten in beiden Prozessen. Einer von ihnen soll eine Anzeige gegen ein Hells-Angels-Mitglied wegen einer Messerstecherei an der Playa de Palma im September 2012 unterdrückt haben. Der andere soll die Hells Angels mit Polizeiinterna versorgt und eines ihrer Mitglieder zu einem Treffen mit Hanebuth in Hannover begleitet haben.
Keine Verurteilung in Deutschland
Vorwürfe
In Deutschland hat sich Frank Hanebuth bisher nie vor Gericht derart gravierenden Vorwürfen stellen müssen wie in Spanien. Im November 2022 wurde er in einem Berufungsprozess am Landgericht Hannover wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung in einem minder schweren Fall sowie Besitzes von Elektroimpulsgeräten und scharfer Munition zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt. Das Urteil sei in Bezug auf Hanebuth nicht rechtskräftig, sagte jetzt eine Gerichtssprecherin. Der 58-Jährige habe Revision eingelegt.