Frankenwald Ganz Bayern gegen den Borkenkäfer

Wenn nur ein Baum befallen ist, sind es die rings herum auch schnell. Der Borkenkäfer wütet im Frankenwald derzeit so schlimm wie noch nie. Foto: Bayerische Staatsforsten

Die Massenvermehrung im Frankenwald ist nicht mehr beherrschbar. Dennoch stemmen sich Forstleute aus dem ganzen Bundesland gegen den Schädling.

 
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ie traditionell von Fichten geprägten Wälder im Frankenwald leiden massiv unter der anhaltenden Dürre. Seit Jahren regnet es in der nordostbayerischen Region viel zu wenig, nun hat sich die Lage dramatisch zugespitzt. Die Forstleute kämpfen verzweifelt gegen den Borkenkäfer – und haben nun eine bayernweit einmalige Allianz gegen den Käfer geschmiedet.

Während die Borkenkäferschäden im restlichen Bayern deutlich sinken, spitzt sich die Lage im Frankenwald in diesen Wochen zu. Seit etwa Mitte Mai breitet sich der Forstschädling aus und erfordert von den drei staatlichen Forstbetrieben Coburg, Rothenkirchen und Nordhalben höchste Aufmerksamkeit. Mangelnder Niederschlag hat die Fichten in der Region so sehr geschwächt, dass sie nun eine leichte Beute für den Käfer sind. „Wir haben alle verfügbaren Leute im Einsatz, um die Ausbreitung des Käfers zu verhindern“, beschreibt der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben, Fritz Maier, die Lage. „Wir stehen aber einer Massenvermehrung des Borkenkäfers gegenüber, wie es sie seit Menschengedenken noch nicht gegeben hat.“

Allein in den letzten eineinhalb Jahren summiert sich die Menge an Käferholz im Frankenwald auf 500 000 Kubikmeter. Ein Fußballfeld wäre damit 70 Meter hoch mit Holz bedeckt, die Menge entspricht etwa zehn Prozent der Holzmenge, die in einem Jahr im gesamten bayerischen Staatswald geerntet wird.

Um noch Schlimmeres zu verhindern, hat Maier zusammen mit seinem beiden Betriebsleiterkollegen Peter Hagemann vom Forstbetrieb Rothenkirchen und Alfred Schrenker vom Forstbetrieb Coburg Hilfe angefordert. Ziel ist es, so viel Unterstützung wie möglich aus anderen Forstbetrieben der Bayerischen Staatsforsten in den Frankenwald zu bringen. Das betrifft in erster Linie die Nachbarforstbetriebe, aber auch weiter entfernte Betriebe. Um den Einsatz von Waldarbeitern und Forstmaschinen möglichst effizient zu gestalten, wird die Käferbekämpfung ebenso in der Zentrale der Bayerischen Staatsforsten koordiniert wie die Abordnung von Kollegen aus anderen Teilen Bayerns. „Die Solidarität ist groß, alle helfen mit“, sagt Alfred Schrenker. „Wir haben Waldarbeiter aus der Alpenregion im Einsatz, die mit anpacken. Forstwirt-Azubis helfen bei der Käfersuche, Försterinnen und Förster aus anderen Forstbetrieben koordinieren vor Ort die Einsätze“, so Schrenker. Aktuell findet im Frankenwald einer der größten Forstmaschineneinsätze in der Geschichte der Bayerischen Staatsforsten statt. „Zahlreiche Forstunternehmer haben ihre Maschinen spontan in den Frankenwald verlegt und helfen mit, den Käfer zu bekämpfen“, sagt Schrenker.

Aufgeben ist für die Försterinnen und Förster im Frankenwald keine Option: „Wir kämpfen um jeden Quadratmeter Wald“, sagt Peter Hagemann, der den Forstbetrieb Rothenkirchen leitet. „Wir werden die Wälder, die seit Generationen von Forstleuten gepflegt werden, nicht einfach so dem Käfer überlassen.“ Erschwert wird der Einsatz durch die nach wie vor hohen Temperaturen und den fehlenden Regen. Wegen seiner geografischen Lage inmitten von Bergen ist der Frankenwald schon immer eine eher niederschlagsarme Region. In diesem Jahr liegt die Regenmenge noch einmal um mehr als 40 Prozent unter dem langjährigen Mittelwert. Je länger der Regen ausbleibt, desto schwieriger wird die Käferbekämpfung und desto mehr werden die Schäden im Wald sichtbar.

Klar ist aber auch: Der Frankenwald wird sich verändern. Daran arbeitet nicht nur der Borkenkäfer, sondern auch die Forstleute. Der Waldumbau ist auch im Nordosten Bayerns in vollen Gang. Gemischte Wälder werden im Lauf der Jahre die Fichtenbestände ersetzen und dem „grünen Dach Europas“, wie der Frankenwald auch genannt wird, eine waldreiche Zukunft bescheren. red

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