Frankenwald-Gymnasium Schüler forschen zum Waldumbau

Peter Fiedler

Der Frankenwald kämpft gegen Klimawandel und den Borkenkäfer. Das Gymnasium, das nach dem Forst benannt ist, hat nun zwei Seminare zur Aufforstung gestartet.

 
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Die Zukunft des Frankenwald beschäftigt nicht nur Waldbesitzer. Auch die Oberstufe des Frankenwald-Gymnasiums (FWG) hat sich des Themas mit zwei bemerkenswerten Seminaren angenommen. Ihre Ergebnisse wurden am Mittwoch an einer Waldfläche in Steinberg vorgestellt.

Im Herbst 2019 nahm das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kulmbach (AELF) mit einigen Gymnasien in Oberfranken Kontakt auf und stellte potenzielle Kooperationsmöglichkeiten im Rahmen der „Initiative Zukunftswald“ vor. „Als Michael Schmidt mit der Projektidee einer Schulkooperation auf uns zukam, stieß er natürlich auf offene Türen. Wer könnte als Schule an dem Thema interessierter sein als das gleichnamige Frankenwald-Gymnasium Kronach?“, sagte FWG-Leiter Harald Weichert. Schnell habe sich herauskristallisiert, dass man dazu ein P- und ein W-Seminar anbieten würde. Es sei faszinierend gewesen, „wie dynamisch sich dieses Thema entwickelt hat“. Es sei ein sehr aktives und schweißtreibendes Seminar realisiert worden, das viele Institutionen vernetzt habe.

Wald fit machen für die Zukunft

Landratsstellvertreter Gerhard Wunder und Wilhelmsthas Bürgermeisterin Susanne Grebner würdigten das Engagement der Schülerinnen und Schüler. Es sei wichtig, den Frankenwald angesichts der Klimaveränderungen für die Zukunft fit zu machen. Auch Markus Wich, der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kronach-Frankenwald bedankte sich für das Engagement. Zudem wies er darauf hin, dass Landrat Klaus Löffler die Schule beim Druck des Kompendiums unterstützen wolle.

Michael Schmidt bedankte sich bei allen Beteiligten: „Für mich waren die letzten drei Jahre durch den massiven Borkenkäferbefall sehr fordernd und anstrengend – eine für einen Förster auch emotional schwierige Situation. Aber immer, wenn ich mit euch zusammen war, war das alles vergessen. Es war immer eine schöne Zusammenarbeit und man hat Mut und Hoffnung in der Aussichtslosigkeit, die einem jeden Tag begegnet ist, geschöpft, wenn man gesehen hat, wie motiviert ihr angepackt habt. Das war eine tolle Sache.“

Johanna Hebentanz, Manjana Dippold, Corinna Rädisch, Annika Braun sowie Niklas Schwarz, Tim Neubauer und Lea Thüroff stellten das Projekt und die Ergebnisse vor, die auch in einem Kompendium veröffentlicht werden, das von J. B. layoutet wurde. Durch den zuständigen Privatwaldförster Armin Hanke wurde eine geeignete Fläche bei Steinberg als mögliche Projektfläche in Aussicht gestellt, die durch Borkenkäferbefall fast vollständig kahl war und somit ausreichend Platz für verschiedene Nutzungs- und Bepflanzungsideen bot.

Unterschiedliche Ansprüche

Boris Stein, Förster am AELF und Projektbetreuer für die Seminare an den Schulen, habe zunächst mit dem Seminar verschiedene Nutzungsmöglichkeiten für die Waldfläche erörtert. Dabei sei den Schülerinnen und Schülern schnell klar geworden, dass die Positionen von verschiedenen Interessensgruppen in der Bevölkerung über verschiedene Nutzungsmöglichkeiten der Fläche durchaus unterschiedlich sind und alle an den Wald unterschiedliche Ansprüche stellen. Danach wählten die Seminarteilnehmer Baumarten, die ihrer Meinung nach am besten auf die Fläche passen.

Ein erster Vorgeschmack auf die spätere forstliche Praxis bot sich dem P-Seminar bei einem Besuch der Fläche im Mai 2020. Dabei wurde eine Wildkamera installiert und mit Hilfe von AELF-Mitarbeitern sowie Armin Hanke die Naturverjüngung auf der Fläche kartiert sowie Bodenproben entnommen, deren pH-Wert im Labor des Gymnasiums untersucht wurde. Man einigte sich auf zwei Waldgesellschaften und legte das jeweilige Pflanzgebiet auf der Fläche fest. Drei Zaunflächen mit unterschiedlich großen Flächen sollten entstehen: Eine eingezäunte Fläche mit Stiel-, Trauben-, Roteiche und Hainbuche, eine eingezäunte Fläche für Orientbuche, Korsische Schwarzkiefer, Libanonzeder und Douglasie, sowie etwas Platz für bereits angeflogene Naturverjüngung der Douglasie und eine eingezäunte Fläche mit auf der Fläche möglichen Naturverjüngung. Die Zäunung wurde aufgrund der hohen Verbissanfälligkeit und des durch die Wildkamera bestätigten Rehwildes auf der Fläche nötig.

Exkursion nach Bayreuth

Wissenschaftlicher Input wurde den Seminarteilnehmern kurz vor der Präsentation für den Waldbesitzer im Juli 2021 bei einer Exkursion zum Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth geliefert. Dabei besichtigten sie sowohl einzelne, von ihnen bereits in der Theorie ausgewählte Baumarten in natura, als auch ein Klima-Arboretum, bei dem Probeflächen für verschiedene Baumarten auf eine Studenteninitiative hin angelegt worden waren. Dann ging es an die Umsetzung. Der Zaunbau erfolgte im Oktober 2021 mit Unterstützung durch das Jugendwaldheim Lauenstein und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. 700 Meter Drahtgeflecht und 200 Zaunpfosten wurden für alle drei Zäune verbaut. Die Pflanzenbestellung erfolgte im November, sodass kurze Zeit später 1250 Pflanzen in den Boden von allen Seminaristen gepflanzt werden konnten. „Das Projekt hat unsere Wahrnehmung auf Waldbesitzer geändert. Es steckt viel schwere Arbeit dahinter“, meinte Johanna Hebentanz.

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