Frankenwald Warum es ohne Harvester nicht geht

Harvester sind derzeit im Frankenwald vermehrt im Einsatz, um das Käferholz aus dem Forst zu holen. Foto: Ulf Felgenhauer / AELF

Von wegen ruhige Zeit: Im Frankenwald geht es derzeit laut zu. Das Amt für Landwirtschaft und Forsten erklärt die Hintergründe.

 
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Von Weihnachtsruhe im Frankenwald kann derzeit nicht die Rede sein: Nicht selten treffen Wanderer im Wald auf stählerne Ungetüme, die dort die Waldesruhe mit Motorenlärm stören. Bäume, die zum Wachsen 100 Jahre oder mehr gebraucht haben, werden von einem Harvester in wenigen Minuten zu Fall gebracht.

Diese Holzerntemaschinen kann man sich als riesige computeroptimierte Motorsägen vorstellen, die die Bäume „ernten“. In einem Aufarbeitungsschritt entstehen aus astigen Bäumen verkaufsfertige Stammstücke. Gerade die akute Borkenkäferproblematik verlangt, dass befallene Bäume schnell aus dem Wald gebracht werden. „In dem Ausmaß, wie wir es insbesondere im Frankenwald erleben, sind Harvester dafür fast schon zwingend erforderlich“, wird Bernhard Kühnel, Förster am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Coburg-Kulmbach, in einer aktuellen Pressemitteilung zitiert. Bereitstehende Rückemaschinen laden sich riesige Stammbündel dann auf den Buckel und karren sie aus dem Wald. An den Forstwegen stapeln sich gewaltige Holzpolter, auf die die Holzindustrie so scharf ist.

Was der Forstwirtschaft zusätzlich zu schaffen macht: Der Klimawandel mit Dürreperioden und Hitzerekorden bringt den Wald mächtig ins Schwitzen. Durch die allgemeine Erwärmung werden die Winter milder und nässer, die für den Transport der Stämme nötigen Frostlagen immer kürzer und schwächer. Bernhard Kühnel: „Noch Ende der 1980er-Jahre konnte sich der Förster auf sichere Frostperioden verlassen, in denen er problemlos Holz auf beinhart gefrorenem Boden aus dem Wald bringen konnte.“ Heute gibt es diese sicheren Frostperioden nicht mehr. Bestenfalls ist der Boden trocken. Ist er zu aufgeweicht, kann das Holz nicht aus dem Waldbestand transportiert werden. Leider ist es inzwischen eher zur Regel geworden, dass im Winter eingeschlagene Hölzer nicht gerückt werden können, weil es einfach zu nass ist.

Waldbesitzer stehen damit vor einem Dilemma: Entweder sie akzeptieren Rückeschäden am zu nassen Waldboden oder sie sind bereit, erhebliche Wertverluste am Holz hinzunehmen, wenn es zu lange im Bestand liegen bleiben muss. Beides tut weh, denn Schäden am Waldboden sind nahezu irreparabel, Bodenleben und -gefüge sind nachhaltig geschädigt. Den Schaden hat der Waldbesitzer.

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