Grundschule Meeder Der Traum vom grünen Klassenzimmer

An der Meederer Anna-B.- Eckstein-Grundschule entsteht ein grünes Klassenzimmer. Möglich ist dies durch viele freiwillige Helfer aus der Schulfamilie. Noch aber werden Spendengelder dringend gesucht.

 
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Noch ist da viel Efeu, der über den Boden kriecht. Dazwischen ein paar alte Steinplatten, Reste einer früheren Bepflanzung, ausgetretene Sandsteinstufen. Aber Eileen Fritsche, die Leiterin der Meederer Anna-B.-Eckstein-Grundschule, hat eine Vision für jenes Fleckchen Erde, das die letzten Jahrzehnte im Dornröschenschlaf gelegen hat. Es bildet den Innenhof der Schule, von zahlreichen Fenstern kann man von den Innenräumen darauf blicken. Und Eileen Fritsche sagt: „Es ist unser Traum, dass wir daraus ein grünes Klassenzimmer machen.“ Denn das biete sich an, ist der Bereich doch nach außen hin abgeschlossen, ein Refugium. Ein Konzept dafür ist inzwischen ausgearbeitet, eine Arbeitsgruppe aus Lehrern und Eltern gegründet, ein Kostenplan erstellt. Noch aber fehlt es an ausreichenden Spenden und Geldgebern, die das Projekt, für das immerhin gut 13 .000 Euro veranschlagt sind, unterstützen. „Insofern sind wir wohl etwas naiv an die Sache herangegangen“, gibt die Schulleiterin zu. Dabei, da ist sie sich sicher, würde das grüne Klassenzimmer in Meeder zumindest im Bereich der Grundschulen im Landkreis eine Pionierstellung einnehmen.

Trotz der Herausforderungen bei der Finanzierung geht die Planung weiter voran. Nach den Faschingsferien soll die erste Phase des Umbaus beginnen: Der Innenhof muss gesäubert, alte Pflanzen und Steine entfernt werden. Dafür hat die Schule die Eltern an zwei Samstagen zu freiwilligen Arbeitseinsätzen aufgerufen, um möglichst viel in Eigenleistung stemmen zu können. „In einem zweiten Schritt muss dann der abgesackte Boden im oberen und unteren Bereich begradigt werden und auch die Stufen müssen neu aufgebaut werden“, erläutert die Schulleiterin mit Blick auf die Fläche mit leichter Hanglage. Schon jetzt freut sie sich ganz besonders auf den dritten Bauabschnitt. Dann nämlich werden die Schüler im Rahmen einer Projektwoche im Mai selbst Hand anlegen, zu tun gibt es immerhin viel: Hochbeete aufbauen und befüllen, Sitzmöbel aus alten Paletten zimmern, Gabionen für die Sitzgelegenheiten am Hang mit Materialien füllen, Beerensträucher pflanzen, Insektenhotels einrichten und Nistkästen bauen. „Es ist wichtig, dass die Kinder mitmachen, denn dann haben sie einen ganz anderen Bezug und können alles viel mehr genießen“, ist sich Eileen Fritsche sicher. Denn das grüne Klassenzimmer soll vor allem Eines sein – ein Raum für die Kinder, an dem sie sich mit Natur und Klima beschäftigen, an dem sie einen ruhigen Rückzugsort finden, an dem aber auch Heimat- und Sachkunde gepaukt oder gelesen wird.

Um die Schüler frühzeitig mit in die Planungen einzubeziehen, wurden Anfang des Jahres Fragebögen ausgeteilt, auf denen die Kinder ihre Wünsche für das Klassenzimmer im Innenhof selbst gestalten durften. „Und sie alle hatten ganz wunderbare Vorstellungen, auch wenn manche sich zum Beispiel ein kleines Schwimmbecken wünschten“, schmunzelt die Pädagogin und setzt nach: „Aber immerhin haben sich gut 80 Prozent der Kinder Insektenhotels gewünscht. Der Klimawandel macht auch ihnen Angst und sie sind motiviert, etwas dagegen zu tun und dadurch Hoffnung zu schöpfen. Das ist eine innere Einstellung, die sie mitnehmen, auch wenn sie die Grundschule eines Tages verlassen.“

Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit von Eileen Fritsche. Dass es von der gesamten Schulfamilie so engagiert angepackt wird, rührt sie daher besonders. Und sie ist auch überzeugt: „Die Kinder schaffen hier etwas, das über lange Zeit hinweg nutzbar ist und nachkommende Schüler ebenfalls animiert, sich mit der Natur zu beschäftigen. Wie kann man den Kindern denn besser als über ein grünes Klassenzimmer etwas über Natur und Klima beibringen?“ Deshalb habe sich die Arbeitsgruppe auch entschieden, das Projekt nicht noch weiter aufzuschieben, auch wenn Spender nach wie vor dringend gesucht werden. „Die Kinder sind jetzt hier, sie wollen jetzt raus. Da wurde wegen der Pandemie in den letzten Jahren so viel eingespart, das brauchen die Kinder jetzt einfach und das wollen wir von schulischer Seite unbedingt unterstützen.“, betont Eileen Fritsche, die sich auch über Sachenspenden freuen würde und aufzählt: „Sand und Kies, Bausätze für die Hochbeete, Pflastersteine oder auch gerne Material für die Gabionen.“

Und Eileen Fritsche wagt es auch, gemeinsam mit ihren Schülern noch weiter zu träumen. „Wenn es die finanziellen Möglichkeiten hergeben, dann wollen wir das Projekt auf den Schulhof ausweiten. Hier könnten wir Schattenplätze einrichten, ein Weideniglu bauen und selbst gebaute Nist- und Fledermauskästen aufhängen“, überlegt die Rektorin und fügt lächelnd hinzu: „Die Wünsche der Kinder sind groß.“ Viertklässler Albert Kräußlich jedenfalls hat ganz bestimmte Vorstellungen von dem grünen Klassenzimmer, das bald seine Schule bereichern soll. „Ich wünsche mir Bäume mit Nistkästen, Beerensträucher mit essbarem Obst und Insektenhotels, egal wie groß“, sagt er und träumt: „Wir sollten auch insektenfreundliche Blumen in Töpfen aufstellen, ein Thermometer und einen Regenmesser. Eventuell auch einen kleinen Gartenteich, aber ich weiß nicht, ob die Schule das erlaubt.“ Auch eine Tafel mit Kompass kann er sich gut vorstellen: „Eine Platte, auf der die vier Himmelsrichtungen erklärt sind.“ Und was er nun so gut findet am grünen Klassenzimmer? „Man kommt an die frische Luft – und es hat halt nicht jede Schule.“

Zum Leitgedanken der Grundschule, die der Friedensaktivistin und Lehrerin Anna Bernhardine Eckstein gewidmet ist, passt das Projekt in jedem Fall. Denn Anna B. Eckstein hatte sich für bessere Lehr- und Lernbedingungen eingesetzt und seinerzeit vor allem für kleinere Klassen gekämpft. Der Geist dieser Eckstein’schen Ideen schwebt noch heute über der Meederer Schule. „Denn mit dem grünen Klassenzimmer“, sagt Eileen Fritsche, „geht es uns in erster Linie auch um bessere Unterrichtsbedingungen für unsere Kinder.“

Der Meederer Bürgermeister Bernd Höfer findet das Projekt grundsätzlich gut und verspricht Unterstützung, sofern das grüne Klassenzimmer der Entwicklung und Förderung der Schüler diene. Aber er sagt auch: „Persönlich kann ich jedoch nicht ganz rekonstruieren, warum man im Außenbereich unterrichten muss. Wir leben schließlich auf dem Land und haben hier so viel Natur um uns herum, wie sich andere Menschen – in Plattenbausiedlungen oder in der Stadt – nur erträumen können. Da finde ich die Idee schon ein wenig weit hergeholt und dazu stehe ich auch.“ Hinzu komme aus seiner Sicht, dass noch viele Punkte zwischen der Schulleitung und der Gemeindeverwaltung als dem Sachaufwandsträger abzusprechen seien. Dies betreffe vor allem sicherheitstechnische Aspekte wie beispielsweise Fluchtwege und Evakuierungspläne, so der Bürgermeister. „Da gehört noch ganz viel geklärt, ich kenne beispielsweise auch noch keinen Finanzplan. Da brauchen wir einfach noch mehr Informationen“, meint er. Solange ein solcher nicht vorliegt, könne von Seiten der Kommune auch keine Aussage dazu getroffen werden, ob und inwiefern man sich an den Kosten für das Projekt beteilige.

Schulleiterin Eileen Fritsche hält dagegen und sagt: „Natürlich musste von Seiten der Schule auch die zukünftige Sicherheit des zu gestaltenden Geländes bedacht werden. Daher fanden bereits im Vorfeld mit einem Mitarbeiter des Coburger Landratsamtes sowie der Gemeinde Meeder als dem Sachaufwandsträger Begehungen statt. Die sich hieraus ergebenden sicherheitstechnischen und baurechtlichen Vorgaben, wie die Gestaltung von Fluchtwegen oder Treppengeländern, flossen dann in die Schlussplanungen mit ein.“

Wer die Schule mit Geld- oder Sachspenden unterstützten möchte, kann diese telefonisch unter 09566 92260 oder per E-Mail unter schulleitung@gs-meeder.de erreichen.

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