Lob für Ansiedlungspolitik
Als großen Erfolg wertete Kegel die Neuansiedlungen von Chipherstellern wie Intel in Magdeburg und TSMC in Dresden. "Es ist richtig, dass die Bundesregierung die entscheidenden Player der Halbleiterbranche nach Deutschland holt. Wir brauchen diese Schlüsseltechnologie vor Ort, auch um international mithalten zu können." Dass hierfür hohe Subventionen gezahlt werden, sei zwar wenig erfreulich, aber unvermeidlich. "Sonst klappt das nicht." Schließlich buhlten auch andere mit hohen Subventionen um Neuansiedlungen. "Da bleibt uns nichts anderes übrig, als es auch zu tun - oder wir verlieren in Europa eine weitere Spitzentechnologie. So sind nun einmal die Spielregeln."
Kritik äußerte Kegel an den Energiepreisen. Trotz spürbarer Entspannung seien diese für energieintensive Unternehmen weiter zu hoch. "Für die allgemeine Industrie, bei der Energie vielleicht zwei bis fünf Prozent der Gesamtkosten ausmacht, sind die Preise immer noch hoch. Das tut weh, ist aber nicht existenzgefährdend." Bei energieintensiven Unternehmen etwa aus der Chemieindustrie sehe dies anders aus. "Da reicht das jetzt anvisierte Preisniveau nicht. Da besteht die Gefahr, diese Industrien in Teilen zu verlieren." Hier müsse die Politik gegensteuern. "Kurzfristig kann das sicher über Subventionen erfolgen, langfristig aber nicht."
Warnung vor zu hohem Tempo beim Klimaschutz
Mehr Augenmaß forderte Kegel in der Klimapolitik. "Beim Klimaschutz warne ich davor, das Tempo weiter anzuziehen. Es nützt uns gar nichts, wenn wir in Deutschland als Erste und Einzige unsere Klimaschutzaufgaben gelöst haben. Davon lässt sich das Weltklima nicht beeindrucken", sagte der Verbandschef. "Es kann ja nicht das Ziel sein, dass wir als Klassenbester durchs Ziel gehen und dann alle möglichen Ausgleichsmechanismen wie etwa Zölle anwenden müssen, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen."
Besser sei es, sich beim Klimaschutz enger mit anderen Ländern abzustimmen. "Es ist viel wichtiger, dass wir das im Gleichschritt mit anderen großen Weltregionen tun", sagte Kegel. "Wenn wir unser Tempo fünf Jahre verlangsamen und dafür die Chinesen ihr Tempo fünf Jahre beschleunigen, dann hat das Weltklima davon wesentlich mehr."