Hassberge Mehr als nur Noten

Von

Heute gibt es Zeugnisse. Mehr als Zensuren prägen aber schulische Erlebnisse Entwicklung und Charakter der Schüler. So erinnern sich auch die Schulleiter Klauspeter Schmidt, Hartmut Weis und Philipp Arnold an wertvolle Erfahrungen in ihrer eigenen Schulzeit.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ebern - Eltern können so klug sein. "Nicht für die Schule lernst du, sondern für's Leben", welches Kind hat diesen Satz nicht schon einmal gehört, wer ganz viel Glück mit den Erzeugern hat vielleicht auch: "Hauptsache, gesund!" Und trotzdem scheinen sie doch immer sehr viel Wert auf diesen unscheinbaren weißen Zettel zu legen, den die Sprösslinge Ende Juli mit nach Hause tragen: Das Jahreszeugnis des zurückliegenden Schuljahres steht an.

Abgesehen davon, dass sich die Erziehungsberechtigten selbst an die elterliche Nase packen sollten, wenn sie von den schlechten Zensuren ihrer Sprösslinge erst heute Wind bekommen, ist ihnen nicht nur von Schulberatungsstellen und Staatlichen Schulämtern zu Ruhe und Nachsicht geraten. Passiert ist passiert, nun gilt es, gemeinsam die Kurve zu kriegen - auch, wenn die Sommerferien natürlich eigentlich der Erholung dienen sollten.

Und noch ein weiser Satz, der nun aber tatsächlich einmal stimmt: "Zensuren sind nicht alles" - Schulzeit besteht nämlich aus so vielem mehr. "Für mich als Schüler waren die besonderen Erlebnisse, an die ich mich jetzt noch gerne erinnere, diejenigen, die über den Unterricht hinausgingen und nicht bewertet wurden", erinnert sich der Direktor der Dr. Ernst-Schmidt-Realschule, Hartmut Weis: "Skikurse, Wandertage, Fahrten, Schulkonzerte, Theateraufführungen und vieles mehr." Das besondere Erlebnis der dreiwöchigen Studienfahrt nach Griechenland mit Besichtigung der historischen Stätten ist dem Direktor noch bestens in Erinnerung - und hatte so vielleicht auch Einfluss auf seine Neigung zu den humanistischen Sprachen. In der Dr. Ernst-Schmidt-Realschule in Ebern wurde schon immer viel Wert gelegt auf das schulische Miteinander: Soziale Kompetenzen finden hier mindestens so viel Anerkennung, wie gute Noten. Mit der Einführung einer Chorklasse zu Beginn dieses Schuljahres an der Realschule kommt eine weitere Komponente dazu: die Musik. Klassengemeinschaft, das Hinarbeiten auf ein gemeinsames Ziel und der musikalische Ausgleich sind eine weitere Errungenschaft, die mit "Sehr gut" zu bewerten ist.

Vom Stellenwert der Musik kann auch der Rektor der Mittelschule, Philipp Arnold, ein Lied singen. "Ich habe schon während meiner Schulzeit viel und gerne Musik gemacht", erinnert sich der Jesserndorfer. Als "leidlich guter Schüler", wie er selber sagt, hatte er natürlich wie jeder andere seine Stärken und Schwächen. Hauptsache ist eben, dass man sich auf seine Stärken besinnt.

Dies tat Philipp Arnold und begann neben seiner schulischen Karriere eine als professioneller Hobby-Musiker. Dass die Praxis wichtiger ist als alle Theorie, das muss der Rektor seinen Schülern nicht zweimal sagen: An der Mittelschule wird der Praxisbezug groß geschrieben. In diesem Schuljahr gab es neben den üblichen Betriebspraktika gleich mehrere intensive Projekte in Zusammenarbeit mit Firmen und Handwerkern: Und wenn dann ein handfestes Ergebnis dabei herauskommt, wie etwa die selbst gezimmerte Bank für den Pausenhof oder die eigens gestalteten, frischen und bunten Wände im Schulgebäude, können die Schüler zurecht stolz sein auf das Erreichte.

Stolz und selbstbewusst fühlte sich Klauspeter Schmidt, Schulleiter am Friedrich-Rückert-Gymnasium, seiner Erinnerung nach, als er als junger Schüler zum ersten Mal mit dem Bus "in die Stadt" zu seiner neuen Bildungsstätte fahren durfte. Die Stadt seinerzeit war Würzburg und somit freilich beeindruckend in ihrer Größe und Lebhaftigkeit. "Das sind Erinnerungen, die bleiben", sagt Schmidt: Wenn man sich dann vom Bäcker etwas kaufen durfte, oder nach dem Unterricht noch durch die Straßen bummelte. Zur Selbstständigkeit erziehen, das ist ein zentrales Anliegen am FRG. Die Schülerinnen und Schüler lernen Weltoffenheit, nicht zuletzt mit Schüleraustausch-Fahrten rund um den halben Globus. Doch auch von "zuhause aus" kann über den eigenen Tellerrand geblickt werden, wie in diesem Schuljahr praktiziert wurde: Gestern beim Unesco-Projekttag unter eben diesem Motto, eine Woche zuvor beim großen 2. Lebenslauf für Manga und Tansania und mit der Auszeichnung als "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage".

Und wenn die Mädchen und Jungen in diesem Schuljahr auch nur ein bisschen etwas davon mit nach Hause nehmen konnten, ist dies schon Grund genug, heute - notenunabhängig - auf sie ein bisschen stolz zu sein.

Für mich als Schüler waren die besonderen Erlebnisse die, die über den Unterricht hinausgingen.

Hartmut Weis, Direktor Realschule


Autor

Bilder