2. Was wäre zu tun?
Ganz umsonst ist die Umstellung nicht; es würden (einmalige) Kosten anfallen. Genaue Zahlen hat die Stadt Ebern hierfür aber noch nicht, ebenso wenig für diverse Zeitmodelle oder die Abschaltung nur jeder zweiten Laterne. Erforderlich wäre in jedem Fall die Umrüstung der Laternenmasten, die im Falle einer nicht durchgängigen Beleuchtung eine rot-weiße Banderole tragen müssen. Diese zieht sich in der Regel auf etwa eineinhalb Metern Höhe einmal um den Laternenmast und ist ein offizielles Verkehrszeichen. Innerhalb geschlossener Ortschaften werden so Laternen gekennzeichnet, die nicht die ganze Nacht leuchten. „In dem roten Feld kann in weißer Schrift angegeben sein, wann die Laterne erlischt“, heißt es in der Anlage 3 des Paragrafen 42 der Straßenverkehrsordnung (StVO). Folgen hat dies übrigens auch für Autofahrer: Wer sein Fahrzeug dort parkt, ist bei Dunkelheit zur „Eigenbeleuchtung“ verpflichtet, damit sein Pkw für andere Verkehrsteilnehmer zu erkennen ist. Heißt: Er muss Stand- oder Parklicht anschalten.
3. Die Vorteile
„Die Energiekrise macht es nötig, dass wir alte Zöpfe abschneiden“, sagt Stadtrat Hermann von Rotenhan (FDP/Freie Bürger) und spricht sich für einen Versuch aus. Auch dem Naturschutz – Stichwort: Lichtverschmutzung – würde eine Abschaltung dienen. Zuvorderst steht aber freilich die Kostenfrage: Bei einer Abschaltung von sieben Stunden – etwa im Zeitraum zwischen 22 Uhr und 5 Uhr – könnten laut Bürgermeister Jürgen Hennemann rund 59 000 Kilowattstunden pro Jahr eingespart werden. Eine Investition in die Zukunft und obendrein eine Chance zum Umdenken sah Freie Wähler-Stadtrat Sven Steffan: Schließlich habe man früher auch viel „dunkler“ gelebt.
4. Die Bedenken
Andere Städte und Kommunen haben’s vorgemacht. Praktiziert wird eine solche Nachtabschaltung laut Hennemann bereits seit Jahrzehnten im Itzgrund, wo es keinerlei Beschwerden gebe. „Es ist eine Gewohnheitssache“, so Jürgen Hennemann. Auch in Bischwind, wo wegen eines Sicherungsausfalls für vier Tage das Licht gefehlt hatte, habe es keinen Aufschrei gegeben, berichtet Grünen-Stadtrat Klaus Schineller.
Andernorts sorgt die Frage, ob die Einsparung – gerade, wenn ohnehin bereits auf LED umgerüstet wurde – im Verhältnis stehe gegenüber den Nachteilen für die Bürger. Im Eberner Stadtrat wurden hier insbesondere das Sicherheitsgefühl (Ulrike Zettelmeier, SPD) sowie die Orientierungshilfe für Rettungsdienste insbesondere in unübersichtlichen Dörfern (Werner Riegel, SPD) angesprochen. Jüngst warnte NRW-Innenminister Herbert Reul vor einer „Bildung neuer Angsträume“; auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), befürchtet, dass das Sicherheitsgefühl der Bürger leiden könnte.
5. Erst mal testen
Die temporäre Nachtabschaltung für eine gewissen Zeitspanne mal ausprobieren, „um uns heranzutasten“, wie es CSU-Stadtrat Dieter Gerstenkorn formuliert, ist der erste Schritt, den die Stadt Ebern gehen will. Das Zeitfenster soll so gewählt werden, dass sowohl die Schichtarbeiter bei FTE/Valeo am späten Abend als auch die Zeitungsausträger am frühen Morgen möglichst nicht von Dunkelheit betroffen sind. „Ich denke, wir finden einen Zeitraum, in dem wenig Menschen unterwegs sind“, so Bürgermeister Hennemann. Berücksichtigt werden sollen dann auch Sonderfälle, wie etwa der Parkplatz in Unterpreppach, der insbesondere während der dunklen Wintermonate an den Wochenenden stark frequentiert ist, worauf SPD-Stadträtin Karin Kaiser hinwies.
Gestartet werden soll nun eine Testphase, für die gemeinsam mit dem Bayernwerk zwei Gebiete ausgewählt werden sollen – vermutlich eines in der Eberner Innenstadt und ein weiteres in einem Stadtteil –, in denen für einen gewissen Zeitraum nachts die Laternen abgeschaltet werden. Angedacht ist ein Zeitfenster zwischen 24 und 4 Uhr. Abgeklärt werden muss dann allerdings noch, wie Frank Kaiser (CSU) einwarf, ob eine solche Testphase nicht ebenfalls schon aus Versicherungsgründen die Kennzeichnung der betroffenen Laternen erfordere.
Ein nächster Schritt, aber noch zu teuer, seien bewegungsgesteuerte Lampen, so der Bürgermeister. Dies sei allerdings nicht mit einem Austausch der Leuchtmittel getan, sondern hier müssten die Laternen komplett getauscht werden.