Mit dem Blick über die jetzige Pandemie hinaus forderte IHK-Präsident Herdan bessere Rahmenbedingungen. Das gelte besonders in diesen Zeiten internationaler Wettbewerbsverzerrungen, der digitalen Transformation, des Mobilitätswandels, der angestrebten Dekarbonisierung, anwachsender globaler Handelshemmnisse und weiterer Herausforderungen. „Bei all dem brauchen unsere Unternehmen endlich mehr Luft zum Atmen. In diesem Szenario muss zumindest unser Steuersystem insgesamt zukunftsgerichteter, vor allem wettbewerbsfähiger aufgestellt werden“, so IHK-Präsident Herdan und fragte den Bayerischen Finanzminister Füracker nach der Wahrscheinlichkeit einer längst überfälligen Reform der Unternehmenssteuern.
Internationaler Druck
Die gesamte Problematik griff der Bayerische Finanzminister Albert Füracker auf und dankte der Wirtschaft zunächst für Engagement, Investitionen und Arbeitsplätze und bezeichnete inhabergeführte Familienbetriebe generell aber vor allem in der aktuellen Situation als „besonders wichtig für die wirtschaftliche Stabilität“. Er bestätigte die Einschätzung von Präsident Herdan, wonach die Steuerbelastung für Kapitalgesellschaften in Deutschland mit 29,9 % im internationalen Vergleich an der Spitze steht, der Durchschnitt in OECD-Staaten liegt bei 23,5 %, das Mittel in den EU-Staaten ist mit rund 22 % sogar noch etwas geringer. Den internationalen Druck auf die Steuersätze haben 2018 die USA mit einer großen Unternehmenssteuerreform eingeleitet und so bestätigte Staatsminister Füracker Handlungsbedarf an dieser Stelle und verwies darauf, dass etliche Initiativen zugunsten verbesserter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen bereits konzipiert sind, jedoch vom Koalitionspartner auf Bundesebene bisher noch abgelehnt werden. Man bleibe aber im Thema!
Finanzielle Herausforderungen
Die aktuelle Krise offenbare laut Staatsminister Füracker auch ordnungspolitische Schwierigkeiten und man versuche, der zweiten Pandemiewelle mit einem Teil-Lockdown zu begegnen, der sowohl Gesundheitsschutz als auch Wirtschaftsleben ermöglicht. Er bat um Verständnis für die angeordneten Maßnahmen. Zudem versicherte StM Füracker bei allen finanziellen Herausforderungen die Fortsetzung einer soliden Haushaltspolitik in Bayern, die auf Grund guten Staatswirtschaftens in der Vergangenheit zusätzlichen Spielraum für hohe Investitionen insbesondere in Forschung und Entwicklung zulässt.
Es folgten Fragen aus dem Auditorium u.a. zur Haftungsfreistellung der Banken, Finanzierbarkeit der umfangreichen staatlichen Hilfsmaßnahmen, Einschätzung der Wirkungen aus der Umsatzsteuersenkung, die Möglichkeit der Verlustverrechnung bis 2018 sowie die Wirksamkeit der „Hightech-Offensive“. Auch darauf ging der Staatsminister ausführlich ein, signalisierte größtenteils Konsens mit den Ausführungen der Redner, argumentierte zum Teil aber auch relativierend. Er führte aber auch aus, dass die Politik sich schon täglich auch frage: „Wer soll das alles bezahlen und woher kommt das Geld für künftige Investitionen und Innovationen?“ In diesem Zusammenhang betonte Staatsminister Füracker: „Wir brauchen Wirtschaftswachstum.“