Diese Einschätzung teilen jedoch weder Ökonomen noch die Unternehmen. Denn maßgeblich für die Zukunft sind nicht die fertig gestellten Wohnungen - dort ziehen die Bauarbeiter ab und die Bewohner ein. "Die heute veröffentlichten Baufertigstellungszahlen sind kein Grund, irgendetwas schön zu reden", sagte Axel Gedaschko, der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
Die Hauptindikatoren für die zukünftige Entwicklung sind vielmehr Wohnungsbaugenehmigungen und Bauaufträge. Die Zahl der neuen Genehmigungen war 2023 um über ein Viertel auf 260.100 Wohnungen gesunken - und damit auf den niedrigsten Stand seit 2012. Und auch 2022 hatte es schon einen kräftigen Rückgang gegeben.
Der echte Einbruch auf dem Bau steht noch bevor
Was nicht genehmigt ist, wird - von wenigen Schwarzbauten abgesehen - auch nicht gebaut. Üblicherweise dauert es laut Statistischem Bundesamt zwei Jahre, bis aus einer Genehmigung dann auch tatsächlich eine Wohnung oder ein Haus wird. Somit wird die geschrumpfte Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen 2022 und 2023 erst in diesem Jahr voll auf die Bautätigkeit durchschlagen.
Was die Bauaufträge betrifft, so ist deren absolute Zahl unbekannt. Doch in Konjunkturumfragen der Wirtschaftsforschungsinstitute klagen viele Baufirmen über Auftragsmangel - kein Zeichen, dass die Lage stabil wäre.
Besonders im Wohnungsbau haben viele Bauherren und Wohnungsunternehmen ihre Pläne verschoben oder gänzlich zu den Akten gelegt. Für dieses Jahr rechnet der Hauptverband der Bauindustrie noch mit etwa 250.000 neu gebauten Wohnungen.
Schlechte Nachrichten für Mieter
Noch pessimistischer als der Bauindustrie-Verband ist das Münchner Ifo-Institut. Dessen Bau- und Immobilienfachmann Ludwig Dorffmeister erwartet für dieses Jahr noch 215.000 neue Wohnungen, davon 120.000 in Mehrfamilienhäusern inklusive Wohnheimen.
"Die derzeitigen Genehmigungszahlen deuten klar nach unten, sodass in den nächsten Jahren immer weniger neue Projekte nachkommen werden", sagte Dorffmeister. "Der Rückgang der Fertigstellungszahlen ist also erst einmal vorgezeichnet, auch wenn der genaue Verlauf unsicher bleibt."
Da der Wohnungsmangel in den Städten sich bei einer Wohnungsbauflaute verschärfen wird, erwarten viele Fachleute weiter steigende Mieten, obwohl die Immobilienpreise ebenfalls gesunken sind.
Und da es in Deutschland dauert, bis die Genehmigung zum Gebäude wird, würde auch ein Anstieg der Genehmigungszahlen nicht zu einer schnellen Verbesserung am Bau führen, meint der Ökonom.
"Aufgrund der langen Realisierungszeiten bedeutet umgekehrt ein möglicher mittelfristiger Anstieg bei den Genehmigungen, dass die Trendwende bei den Fertigstellungen dann erst zeitverzögert sichtbar wird."