Auch die anderen Anträge zur Impfpflicht, die dem Bundestag am Donnerstag vorlagen, bekamen keine Mehrheit. Der Vorschlag der CDU/CSU-Fraktion, ein Impfvorsorgegesetz zu erarbeiten, kam auf 172 Ja-Stimmen; nur 85 Stimmen (darunter von Klaus Ernst/Linke) erhielt der Antrag der Gruppe um Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP), der eine Impfpflicht grundsätzlich ablehnt, ebenso wie der entsprechende AfD-Antrag, der auf 79 Stimmen kam.
Frustriert über die Abstimmung zeigen sich auch die lokalen Vertreter vor Ort. „Wir können uns hier unten abstrampeln, wie wir wollen“, machte der stellvertretende Landrat im Haßbergekreis, Oskar Ebert (FW) seinem Ärger am Donnerstagabend bei der kreisweiten virtuellen Impfkonferenz Luft. Wenn die Weichen „in der Politik oben“ nicht gestellt würden, seien alle Anstrengungen auf lokaler Ebene umsonst. „Was in Berlin abgelaufen ist, ist auf kommunaler Ebene nicht nachvollziehbar“, formulierte es der Sander Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD). Dem schlossen sich die SPD-Bürgermeisterkollegen Stefan Paulus (Knetzgau) und Jürgen Hennemann (Ebern) an: Man müsse nun kommunal ausbaden, was in Berlin verbockt wurde.
Dies trifft umso mehr die Ärzteschaft. Der ebenfalls der Online-Veranstaltung zugeschaltete Klinikarzt aus Gerolzhofen, Krisztian Fülöp, widersprach der Annahme, Kliniken seien derzeit nicht überlastet. Alleine Isolationen und Quarantäne würden den Klinikalltag erheblich erschweren und das Personal belasten. Man kämpfe täglich und werde im Stich gelassen, pflichtete ihm auch der Haßfurter Kinderarzt Arman Behdjati-Lindner, Vorsitzender des Ärztevereins Haßberge bei. Solange sich Politik und Virus nicht verändern würden, müsse man mit einer erneuten Welle im Herbst und Winter rechnen.