Judenverfolgung in Coburg Züge in den Tod

An die Deportation Coburger Juden im Jahr 1942 erinnert die Ausstellung „Da49, Da512 – Züge in den Tod“, die bis Ende Februar im Friedensmuseum Meeder zu sehen ist. Foto: Dieter Ungelenk /NP

Im Friedensmuseum Meeder dokumentiert die Ausstellung „Da49, Da512 – Züge in den Tod“ die Schicksale der letzten Coburger Juden, die 1942 deportiert wurden und in Vernichtungslagern starben.

 
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Ein trauriger Gedenktag war der Anlass für diese Ausstellung im Herbst 2022. Welch beklemmende Aktualität ihr Thema ein Jahr später erhalten sollte, war nicht absehbar, als Henning Schuster beschloss, sie ins Friedensmuseum nach Meeder zu holen. Und keiner ahnte, dass er die Eröffnung nicht würde miterleben können. Am 17. Oktober ist der Journalist, der die „Lernwerkstatt Frieden“ mit großem Engagement vorangebracht hat, im Alter von nur 54 Jahren gestorben. „Es ist schwer, ohne ihn weiterzumachen. Wir haben es ihm aber versprochen und werden unser Bestes geben!“, versichert die 1. Vorsitzende des Trägervereins, Elke Bräutigam, die auf Unterstützung des von viel Idealismus und geringen Mitteln getragenen Projekts in der Meederer Schule hofft.

Das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ macht es möglich, in den kommenden dreieinhalb Monaten an Coburger Bürger zu erinnern, die von Coburger Bürgern ins Verderben geschickt wurden – weil sie Juden waren. Die Ausstellung „Da49, Da512 - Züge in den Tod“ erzählt die Lebensgeschichten der letzten elf jüdischen Coburger/innen, die 1942 in Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt wurden und dort ums Leben kamen.„Infolge dieser dritten, der letzten Deportation, war die Coburger jüdische Gemeinde ausgelöscht“, erklärte Hubertus Habel bei der Eröffnung der Ausstellung vor einem Jahr im Coburger Ämtergebäude. Der Kultur- und Museumswissenschaftler ist einer der Autoren der Ausstellung, die von Gaby Schuller initiiert wurde, um gegen das „Vergessen des Unangenehmen“ angehen. Wie wichtig diese Erinnerungskultur ist, zeigt der in diesen Tagen wieder aufflammende Antisemitismus nur zu deutlich.

Rollende Konzentrationslager

Die Coburgerin erforscht seit Jahren die Schicksale Coburger Juden und knüpft Kontakte zu ihren Nachkommen in aller Welt. Für die Ausstellung recherchierte sie in Archiven die Biografien der Deportierten. Bereits 1941 waren 26 Coburger Juden und Jüdinnen über Nürnberg nach Riga deportiert worden, von denen nur eine überlebte: Lotti Bernstein.

1942 und 1943 wurden die noch verbliebenen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager im östlichen Mitteleuropa verschleppt und zum allergrößten Teil ermordet. Dem Sonderzug „Da49“ wurden in Bamberg am 25. April 1942 die Opfer aus Unter-, Ober- und Mittelfranken „zugeladen“. Fünf von ihnen stammen aus Coburg: Hermine Kohn, Sally Ehrlich, Betty Friedmann, Heßlein Strauß und Jenny Kohn.

„Am Bamberger Bahnhof wurde der Zug zum rollenden KZ“, schreiben die Ausstellungsmacher: Mit etwa 1000 Gefangenen war er zu 140 Prozent überbelegt. Für den Todestransport verlangte die Gestapo von jedem Deportierten 60 Reichsmark. Nach viertägiger Fahrt erreichte der Zug Krasnystaw bei Lublin, von wo aus die Verschleppten 17 Kilometer zu Fuß in das Transitghetto Kràsniczyn laufen mussten. Vermutlich im Juni 1942 ermordete die SS sie in den Gaskammern ndes Vernichtungslagers Sobibor.

Am 9. und 10. September 1942 wurden die letzten zwölf Juden aus Oberfranken verschleppt, darunter sechs Coburger/innen: Jakob und Josef Altmann, Karl und Dora Friedmann, Eduard Plant sowie Sali Altmann. Die bisher verbliebenen Älteren und während des ersten Weltkrieges Ausgezeichneten aus ganz Franken sammelte die Gestapo an der „Fäkalienverladestation“ der Stadt Nürnberg und schickte die 1000 Opfer mit dem Sonderzug „Da 512“ in das vorgebliche „Altersghetto“ Theresienstadt nördlich von Prag. Wer von den 140000 hierher Deportierten hier nicht verhungerte, starb später in den Vernichtungslagern im heutigen Polen. Nur 51 der Deportierten von „Da 512“ überlebten, darunter Sali Altmann aus Coburg.

Die Ausstellung wird am Samstag, 11. November, um 18 Uhr eröffnet. Sie kann bis 29. Februar an Sonn- und Feiertagen von 14-17 Uhr oder nach Vereinbarung (Tel. 0157/32120291) im Friedensmuseum Meeder, Schulstr. 18, besucht werden.

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