Medien waren zu dem Online-Hearing nicht zulassen, zu dem Coburgs 3. Bürgermeister Can Aydin die Hinterbliebenen der Coburger Juden eingeladen hatte, um ihre Perspektiven und Wünsche kennenzulernen und einen dauerhaften Dialog zu eröffnen. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich möchte mit Ihnen Eindrücke sammeln und Sie verstehen. Es wird keine Entscheidung getroffen, ohne Ihre Gedanken gehört zu haben“, versicherte Aydin laut Pressemitteilung den Gesprächsteilnehmern aus Israel, Kanada und den USA.
Viele stellten sich und ihre Coburger Wurzeln kurz dar, schilderten die Schicksale ihrer Familien und machten deutlich, wie die Traumata des Holocaust auch in den Folgegenerationen nachwirken. „Es war sehr bewegend“, so Gaby Schuller, die das weltweite Netzwerk seit Jahren aufgebaut hat und die Interessen der Betroffenen in der Planungsgruppe „Erinnerungsort für jüdisches Leben in Coburg“ vertritt. Das vorgestellte Konzept bewertet sie als Schritt in die richtige Richtung, der guten Anklang gefunden habe.
Jeffrey Kraus habe jedoch eindringlich darum gebeten, vorrangig und zeitnah auf dem Marktplatz ein Mahnmal zu schaffen, so Hubertus Habel. Dies wurde auch offiziell zu Protokoll gegeben: „Kernanliegen der Hinterbliebenen war einstimmig der Marktplatz als zentraler, ikonischer Standort für eine kollektive Erinnerungsmöglichkeit“. Der mehrstündige Meinungsaustausch werde „die weitere Planung und Herangehensweise an die Coburger Erinnerungskultur maßgeblich beeinflussen“, heißt es weiter. Wenn das von der Kulturabteilung ausgearbeitete Konzept im Herbst vom Stadtrat beschlossen wird, soll der Weg der Erinnerung nach Boseckerts Worten Stück für Stück möglichst im Jahresturnus realisiert werden. Mit allen Betroffenen möchte die Stadt im regelmäßigen Online-Kontakt bleiben.