Kreis Haßberge Bisher zwei größere Impfreaktionen im Landkreis

Christian Schuster
Seit Ende Dezember 2020 werden Bürger im Kreis Haßberge gegen Corona geimpft. Seitdem hat es zwei schwerere Fälle von Impfreaktionen gegeben. Beide Personen hatten allergische Reaktionen auf das Vakzin, konnten sich jedoch innerhalb einer Stunde wieder davon erholen. Foto: René Ruprecht/René Ruprecht

Von der erneuten Diskussion um das Vakzin von Astrazeneca ist Anfang der Woche in Haßberge noch nicht die Rede. Bisher hat es hier aber auch kaum Fälle von Nebenwirkungen gegeben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kreis Haßberge - Erst der Kreis Euskirchen in Baden-Württemberg, dann Berlin, dann München: Die Vergabe des Impfstoffs von Astrazeneca wurde seit Anfang der Woche in mehreren Regionen Deutschlands und anderen Ländern inzwischen wieder eingeschränkt. Am Dienstagabend sollten die Gesundheitsminister der Bundesländer noch einmal über dessen Einsatz beraten.

Einen Abend zuvor war der Haßfurter Apotheker Stephan Schmitt in einer zum Start der Impfungen bei den Hausärzten bereits auf das Prozedere eingegangen: Dass sich Medikamente im Allgemeinen nach der Zulassung in einer Phase der ständigen Prüfung befänden, sei Teil des Standards. Was die Wirksamkeit angehe, so sei dem Wirkstoff auch nach der Prüfung der „thromboembolischen Ereignisse“ eine hohe Wirksamkeit gegen schwere Verläufe von Covid19 bescheinigt worden. Ob die Nebenwirkungen zumindest für Frauen jünger als 55 Jahre nun doch zu gefährlich sind, wird aktuell neu bewertet.

Allergische Reaktionen bei zwei Personen

In den Impfzentren in Hofheim und Zeil hätten Geimpfte zumindest kaum größere Nebenwirkungen gezeigt, informierte Daniel Schirmer, der Leiter des Impfgeschehens im Kreis Haßberge seitens des BRK. Lediglich zwei Personen hätten reagiert – und zwar allergisch. Eine der beiden Personen habe generell nichts von möglichen Allergien gewusst. In beiden Fällen seien die Geimpften mit der Gabe von Medikamenten und entsprechender Nachbetreuung jedoch schon nach kurzer Zeit wieder auf den Beinen gewesen, eine sogar nach 30 Minuten wieder nach Hause gelaufen.

Grundsätzlich seien die meisten Menschen, die ihren Termin in Zeil oder Hofheim wahrnähmen, meist bestens informiert und die Stimmung sei gelöst. Zu 90 Prozent gehe die Impfung „reibungslos vonstatten“. Schirmer versicherte jedoch auch: „Wenn da irgendwas passieren sollte, sind Sie bei uns in besten Händen.“

Apotheker und Ärzte weiter von Wirkung der Impfstoffe überzeugt

Stephan Schmitt ging als Vertreter des bayerischen Apothekerverbands im Kreis Haßberge dennoch auf die Wirksamkeit der unterschiedlichen Impfstoffe ein – und auch deren Nebenwirkungen. Wie die Fragen der rund 100 anwesenden Landkreisbürger bewiesen, machen sich viele Menschen durchaus große Sorgen darum. So sei bei den Impfstoffen von Moderna und Biontech eher mit grippeähnlichen Symptomen wie Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen und Schüttelfrost zu rechnen. Bei Astrazeneca würden in einem Drittel der Fälle zudem erhöhte Temperaturen hinzukommen. Moderna rufe in 0,1 Prozent der Fälle auch eine Schwellung oder Lähmung des Gesichts hervor. Diese sei jedoch vorübergehender Natur. Bei Astrazeneca schalteten sich auch die ärztlichen Leiter der Impfzentren mit ein. Die laut dem Deutschen Ärzteblatt inzwischen bei 16 Fällen von 1,8 Millionen Impfungen aufgetretenen Thrombosen hätten nichts mit einer allgemeinen Thrombose-Neigung zu tun. Sie seien ein „Immunphänomen“ ähnlich wie eine Blutvergiftung bei Medikamentengabe. So viel sei bekannt. Ob zusätzliche Medikamente oder andere Faktoren die potenziell tödlichen Hirnthrombosen begünstigen und warum 15 dieser 16 Fälle Frauen zwischen 20 und 63 Jahren waren, wisse man hingegen noch nicht. Dass insgesamt ältere Menschen weniger Nebenwirkungen zeigen würden, könnte möglicherweise auf eine ähnliche Erkrankung zurückzuführen sein, die in den 1960er-Jahren schon einmal aufgetaucht sei.

Nebenwirkungen auch von anderen Impfungen bekannt

Für alle Geimpften sei jedoch zu sagen, dass Nebenwirkungen generell „sehr, sehr selten“ aufträten und spätestens nach einer Woche wieder zurückgingen. Abgesehen von den Sinusvenenthrombosen seien alle bisher bei Corona-Impfungen aufgetretenen Nebenwirkungen auch von anderen Impfungen bekannt – und allesamt in ähnlichem Aufkommen auch in Plazebostudien. „Die Risiken einer Impfung stehen in keinem Verhältnis zu einer Covid19-Infektion“, fasste Stephan Schmitt zusammen. Egal um welchen Stoff es sich handele, alle würden einen Schutz gerade vor schweren Verläufen der Viruserkrankung erzeugen.

Bilder