Kronach Vom Stein des Anstoßes zum Lieblingsort

Hans Franz
Teilansicht des Nurner Brocken: Entstanden ist er aus 30 000 Kubikmeter Felsmaterial, das als Abraum von Sprengarbeiten beim Ausbau der Staatsstraße 2207 und des Radwegs zwischen Steinwiesen und Mauthaus angefallen war.. Foto: Hans Franz

Der Nurner Brocken erhitzte einst die Gemüter. Heute ist er ein beliebter Anlaufpunkt für Wanderer und für die Natur ein echter Gewinn.

 
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Nurn - Herbe Kritik hat es vor gut einem Jahrzehnt bei den Bürgerversammlungen in Nurn gegeben. Stein des Anstoßes - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes - war der riesige Geröllhaufen, der etwa ein Kilometer von ihrem Ort entfernt aufgeschüttet worden war. Ein Marktgemeinderat wetterte im November 2010: "Dies hätte man Nurn nicht antun dürfen."

Inzwischen wird dieses Areal als "Nurner Brocken" bezeichnet und ist mit diesem Begriff auch auf Google zu finden. Hier ist unter anderem zu lesen, dass es sich um ein einzigartiges Stein-Ensemble handelt und man auf der höchsten Erhebung, der Hügelkuppe, eine wunderbare Aussicht über den Frankenwald genießt. Nachdem ein User auf Facebook "Am Nurner Brocken ist es einfach immer schön" geschrieben hatte, bekam er von den "Frankenweibern" die Antwort: "Ohna uns ober nur halb su schö."

Diese Äußerung ist in Anlehnung an den Frankenwald-Wandermarathon im Jahre 2014 zu verstehen. Damals gehörte der Nurner Brocken zu einem der Anlaufpunkte, wo die achtköpfige, lustige Frauenschar aus dem Bereich von Naila für Unterhaltung sorgte und die Wanderschar begrüßte.

Unterdessen ist der Brocken auch zu einem äußerst beliebten Anlaufpunkt und Aufenthaltsort während des gesamten Jahres von Auswärtigen und Einheimischen geworden, sodass von der seinerzeitigen Kritik nichts mehr zu hören ist. Zu den Besuchern gehörte auch schon der einstige Landwirtschaftsminister Helmut Brunner.

Entstanden ist diese Steinflur, an der das zertifizierte Frankenwaldsteigla Ködeltour mit dem Wanderweg RT 24 (Zweiwasserweg) vorbeiführt, aus 30 000 Kubikmeter Felsmaterial, das als Abraum von Sprengarbeiten beim Ausbau der Staatsstraße 2207 und des Radwegs zwischen Steinwiesen und Mauthaus angefallen war. Damals stellte sich die Frage: Wohin mit dieser enormen Menge Geröll? Eine Ablagerung im angrenzenden Talraum kam aus Gründen des Hochwasserschutzes nicht infrage. Dennoch sollte der Transportweg für die rund 3000 Lastwagenfahrten nicht zu weit werden. Schließlich wurde die jetzige Fläche gewählt. Die Anlage hatte dann das Staatliche Bauamt Bamberg in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde in alleiniger Verantwortung geplant und realisiert.

In der Folge der Arbeiten kam es zu einer enormen Staubbelästigung. Zudem wurde der zum Ablageplatz führenden Weg arg in Mitleidenschaft gezogen. Die damaligen Vorwürfe an die Marktgemeinde musste Bürgermeister Gerhard Wunder zurückweisen. "Die Gemeinde ist erst zu einem späteren Stadium dazu gehört worden. Allerdings sind Menge und Höhe der Steine erheblich vom Plan abgewichen und im Gesamtumfang fast doppelt so groß geworden." In den Folgejahren sind die Kritikpunkte mehr und mehr verhallt, zumal ein Zurück nicht mehr möglich war.

Und auch die Naturschützer sind voll des Lobes für diese Lösung. Durch die relative Unordnung der Gesteinsschüttung sind die unterschiedlichsten Lebensräume entstanden: stark besonnte Steine, kühle Schattenlöcher, Nord- und Südhänge, felsig oder mit Schotter und Sand, zersetzbare Holzhaufen, hohe Trockenlagen und erdnahe Schüttungen. Diese Vielfalt soll und wird sich weiter verändern, denn immer mehr Pflanzen und Tiere siedeln sich nach und nach an. Dazu sagt die Ökologische Bildungsstätte Oberfranken und die Untere Naturschützbehörde Kronach: "Es wird spannend, diese Entwicklung weiter zu beobachten!"

Für die Besucher stehen an verschiedenen Stellen Ruhebänke zur Rast bereit. Näheres kann auf Infotafeln entnommen werden. So ist auf einer dieser Auskunftstafeln zu lesen: "Willkommen in der Steinflur von Nurn, unserer fränkischen Steinwüste! Lassen Sie sich von dem schroffen Charme nicht abschrecken: Entdecken sie auf einem kurzen Spaziergang die Faszination der nur auf den ersten Blick unbelebten Steinlandschaft."

Längst haben auch Fotografen diesen Ort, der auf dem Weg vom Nurner Friedhof zum "Gänsehügel", vorbei an einer Andachtskapelle, in Richtung Steinwiesener Sportplatz am Steinernen Kreuz zu finden ist, entdeckt. So ist es nicht verwunderlich, dass Aufnahmen beim jüngsten Wettbewerb "Die schönsten Aussichtspunkte des Naturparks Frankenwald" eingereicht worden sind und aktuell zwei Bilder unter den besten 15 gelandet sind.

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