Kunstwerk des Tages Das Gesicht der Landschaft

Impression vom Jakobsweg: Foto:  

Noch bis März ist die Jahresausstellung des Coburger Kunstvereins im Netz zu sehen. Wir runden unserer Serie ab mit der Jahresgabe von Robert Reiter, dem 2021 eine große Ausstellung gewidmet wird.

 
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Coburg - Planmäßig sollte am heutigen Samstag das Ausstellungsjahr im Coburger Kunstverein spektakulär beginnen: mit der Vernissage des Berliner Malers und Street-Art-Künstlers Christian Awe. Wegen des anhaltende Lockdowns wurde seine Ausstellung auf Juni verschoben, Kunstfans müssen weiterhin mit der virtuellen Jahresausstellung vorliebnehmen, die noch bis März online zur Erkundung einlädt. 33 der 100 Künstler/innen haben wir in den vergangenen sieben Wochen in dieser Serie vorgestellt, die heute mit der Jahresgabe des Kunstvereins ausklingt – und einem Künstler, der zu den profiliertesten Malern und Grafikern der Region zählt: Robert Reiter.

Im Herbst soll er das ganze Haus bespielen: Wenn die Corona-Lage es erlaubt, wird auf beiden Etagen ab 11. September ein Querschnitt durch das riesige Œuvre des 88-Jährigen gezeigt, das neben Gemälden und Zeichnungen vor allem Druckgrafik umfasst. Mehrfach schon stammten die Jahresgaben, die der Kunstverein kostenlos an seine Mitglieder ausgibt, aus der Druck-Werkstatt Robert Reiters. Das Blatt des Jahres 2020 geht zurück auf eine seiner inspirierenden Wanderungen auf dem Jakobsweg, es zeigt in Reiters markanter Handschrift die Gestik der alten Bäume, die entlang des Weges den Pilgern Orientierungshilfe bieten.

Landschaft und Architektur, die wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Natur, die Landschaft als Spiegel der Kulturgeschichte, die Spuren der Kultivierung, aber auch der Zerstörung von Natur sind das große Thema des Künstlers, der mit Skizzenblock und Kamera mediterrane Gefilde ebenso erwandert hat wie das Frankenland, in dem er seit sechs Jahrzehnten zu Hause ist und bis 1995 als Kunstpädagoge an Coburger Gymnasien tätig war.

Als freier Künstler schuf er seither ein umfangreiches Werk, von dem zahlreiche Ausstellungen Zeugnis ablegten, zuletzt im vergangenen Jahr in der Würzburger Residenz. Unter dem Titel „Reiz der Ruine“ stellte hier das Würzburger Universitätsmuseum Grafiken Reiters und seines kalifornischen Kollegen Kevin Fletcher Werken des venezianischen Künstlers Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) gegenüber.

Auch unter schwierigen Rahmenbedingungen – im vergangenen Jahr zwang ein Wohnhausbrand das Ehepaar Reiter zum Umzug – bleibt der leidenschaftliche Künstler, der vor 17 Jahren die frühere Untersiemauer Rattanfabrik zu seiner Werkstatt und später auch zur Galerie machte, neugierig und kreativ: „Kunstexperimente halten jung.“ Als „Robert-Reiter-Paket“ bietet der Kunstverein Nicht-Mitgliedern die aktuelle Jahresgabe zusammen mit den Jahresgaben von 1995 und 2005 zum Preis von 60 Euro an.

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