Söder will die breite Öffentlichkeit, aber offenbar auch noch manche Zweifler in seiner Partei, einschwören auf einen noch langen Kampf. "Corona ist mit voller Wucht, aller Macht wieder da, in ganz Europa", warnt er. "Die zweite Welle läuft." Man solle aber nicht ängstlich und kopflos sein, sondern besorgt - und dennoch optimistisch.
Neben Corona hat Söder noch ein zweites Hauptthema: Er versichert, man werde auch den Kampf gegen den Klimawandel nicht vernachlässigen - im Gegenteil. Der Höhepunkt: Einerseits erneuert Söder die Forderung nach Kaufprämien oder Ähnlichem für moderne Verbrenner. Andererseits aber spricht sich der CSU-Chef überraschend für ein Zulassungsverbot für fossile Verbrennungsmotoren ab 2035 wie in Kalifornien aus: Er sei auch für ein solches "Enddatum". Das hatte Söder im Jahr 2007, als Generalsekretär, schon einmal für 2020 gefordert. Aber als Partei- und Regierungschef hat die Forderung nun ungleich mehr Gewicht (dazu auch untenstehender Artikel).
Eine Aussprache zu Söders Rede, wie auf Präsenzparteitagen üblich, findet nicht statt. Dabei sind manche seiner Entscheidungen im Corona-Management auch parteiintern nicht unumstritten. So aber kommt ein virtuelles Friede, Freude, Eierkuchen aus dem "Studio 1" der CSU-Parteizentrale bei Delegierten und Zuschauern "draußen an den Endgeräten" an, wie Blume zur Übertragungstechnik sagt. Die bekommen immerhin noch einen besonderen Gruß Söders an die Schwesterpartei CDU zu hören.
Es geht um die Kanzlerkandidatur, für die die CDU natürlich das Vorschlagsrecht habe. "Das ist bitte aber nicht so zu interpretieren, als ob die CSU nur abnicken müsste", schiebt Söder hinterher. Die Nominierung gehe nur gemeinsam. Und damit es auch wirklich jeder versteht, sagt Söder noch: "Keiner kann in Deutschland gewinnen ohne die Stimmen aus Bayern und ohne die Zustimmung der CSU - das sollte sich jeder immer vergegenwärtigen!" An dieser Stelle wäre bei einem Präsenzparteitag wahrscheinlich tosender Beifall aufgebrandet. Aber auch fürs Virtuelle hat sich die Regie dieses Mal etwas einfallen lassen. Statt Klatschen aus der Konserve hat sie einen "Gefällt mir"-Button eingerichtet. Je mehr Delegierte an den Endgeräten den anklicken, desto mehr hochgereckte Daumen ploppen auf den Bildschirmen auf. Einen "Dislike"-Knopf sucht man übrigens vergebens.