Hierzu äußerten auch die Vorsitzenden der Interessengemeinschaft „Rote Gebiete“ ihre Kritik. Landwirt und Schweinehalter Markus Schmitt aus Dörflis ist sehr stark betroffen. „Von meinen 110 Hektar, die ich bewirtschafte, liegen 60 Hektar im ‚Gelben Gebiet’ und davon 40 Hektar im ‚Roten Gebiet’.“ Dazu komme, dass nachweislich nur Flächen einbezogen werden sollten, wenn der Grenzwert von 37,5 mg Nitrat erreicht sei mit einer Tendenz nach oben. „Bei uns werden jedoch alle Flächen bei einem Grenzwert von 37 mg Nitrat in das rote Gebiet einbezogen, unabhängig von der Tendenz nach oben oder unten.“
Auch Bernd Elflein aus Junkersdorf nennt die Messstellen als Problem. „Es wurde einfach nicht fertiggebracht, alte Messstellen wegzubringen, und das wirkt sich auch auf Bio-Landwirtschaft aus, obwohl ich viel weniger dünge.“ Auch werde der Stickstofftransport und Nährstoffaustausch mit Thüringen nicht berücksichtigt. Im Norden Bayerns hätten viele Betriebe große Flächenanteile in Thüringen oder Sachsen. Bei der Nährstoffverteilung würden aber nur die bayerischen Flächen der Betriebe berücksichtigt und der Saldo nur auf diese Flächen umgelegt.
BBV-Geschäftsleiter Klaus Pieroth konnte auch die unterschiedliche Umsetzung der Richtlinien in den Ländern nicht verstehen. „Es ist unverständlich, dass solche Grundwasserkörper im angrenzenden Thüringen plötzlich grün werden; als wenn sie sich an der Grenze orientierten oder es vielleicht auch in Baden-Württemberg keine Auflagen mehr gibt.“
Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Walter Pfeufer aus Treinfeld meinte: „Ich habe zwar nur zwei Flächen in den roten Gebieten. Aber ich habe mich bereit erklärt, mich um der Sache willen für meine Berufskollegen zu engagieren, weil wir gerade in Unterfranken sehr benachteiligt sind. Wir sind am stärksten betroffen, weil wir in einer Trockenregion leben. Das ist bei uns so, als wenn ich einen Würfelzucker in eine kleine Pfütze werfe, im Gegensatz zum gleichen Würfelzucker mit seiner Wirkung für den Bodensee.“
BBV-Geschäftsführer Klaus Pieroth betonte die Bedeutung der Landwirte für die Gesellschaft, die primär Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken und etwas zum Essen brauche: „Es stellt sich aber auch die Frage, ob wir uns selbst noch versorgen können oder nicht. Jetzt brennt es auf den Höfen und die Bauern wollen wissen, wie es weitergeht.“ Die Landwirte hätten eine hohe Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, aber möglicherweise nicht mehr lange. „Dann gibt es keine Landwirte mehr, weil wir mit solchen Nachteilen in den Regionen nicht mehr fertig werden.“
Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel zeigte bei Überreichung der Petition Verständnis für die Anliegen der Landwirte und bestätigte, dass die Düngeverordnung zu einer massiven Einschränkung der Bewirtschaftung führen könne. Er wies aber darauf hin, dass bereits eine deutliche Verbesserung für die Landwirte erreicht worden sei. „Während ursprünglich 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Bayerns als rote Gebiete eingestuft wurden, konnte im Freistaat durch die Schaffung von mehr Messstellen und einer damit einhergehenden Binnendifferenzierung die Fläche um die Hälfte reduziert werden. Ganz ohne Einschränkungen wird der Trinkwasserschutz nicht gehen. Es muss im Interesse aller liegen, der Bevölkerung sauberes Trinkwasser zu sichern,“ so Vogel.
Der Abgeordnete hielt die Forderungen der Landwirte für berechtigt, noch mehr Messstellen einzurichten oder bestehende Messstellen anzuerkennen, um so eine noch bessere Feingliederung zu erreichen. Allerdings sähen die Europäische Union und auch die politische Konkurrenz eine weitere Verkleinerung der roten Gebiete äußerst kritisch.
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