LED-Art-Gallery öffnet in Kronach Funken der Unendlichkeit

Der Künstler in seinem Kosmos: Karol J. Hurec beim Enrihten sener neuen Galerie. Foto: Franziska Krüger

Das Universum dehnt sich aus – und mit ihm Karol J. Hurecs Lichtkunstwerk über die Urgründe des Seins. Im Kronacher Bürgerspital eröffnet er nun seine LED-Art-Gallery.

 
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Dem Urknall folgt die Expansion. Karol J. Hurec hat es selbst erlebt: Seit Jahren befasst sich der Kronacher Künstler mit den Ursprüngen allen Seins und gibt dem Unfassbaren Gestalt. „Licht-Gestalt“ sozusagen, denn bei seiner Suche nach Anfang und Ende verbaut Hurec Leuchtdioden in seine großformatigen Wandobjekte, lässt Hintergründe aufscheinen, wirft Schattenbilder und Lichtreflexe auf Oberflächen. Sein LED-Werkzyklus „Big Bang Spirit“ wuchs und gedieht, überfüllte bald das heimische Atelier, eroberte sodann die weiteren Wände des Stockheimer Familiendomizils und gab sich auch damit nicht zufrieden. Denn so endlos wie das Universum sind die Inspirationen, die der 74-Jährige aus Naturwissenschaft und Spiritualität bezieht und die seine Kreativität beflügeln.

Ein verlassener Friseurladen in Kronach versprach Abhilfe, 2020 sanierte der Künstler den Leerstand, richtete sein Atelier hier ein, das auch fürs Publikum geöffnet werden sollte – doch die Coronalage ließ es nicht zu. Zwei Jahre später und an anderem – noch besserem – Ort ist es nun aber doch soweit: Im Kronacher Bürgerspital öffnet die LED-Art-Gallery am heutigen Freitag um 19 Uhr ihre Pforten. Zu sehen sind unter dem Titel „Kodifizierte Welten“ neben Hurecs Lichtkunst Arbeiten des Schweizer Video- und Performancekünstlers Marck. Nicht als kommerzielle Galerie versteht Hurec diesen Ort, sondern als Arbeits- und Experimentierraum, im dem Kunstinteressierte willkommen sind.

Anfang des Jahres hatte Karol J. Hurec den einstigen Speisesaal angemietet, mittlerweile füllt seine Kunst den gesamten Trakt des denkmalgeschützten Dientzenhofer-Baues, der bis 2014 ein Seniorenheim beherbergte. Wo einst gekocht, gewaschen und verwaltet wurde, laden nun raumgreifende Lichtobjekte zum Sinnieren ein. Kreuze, Punkte, Linien: Klar und minimalisitisch ist die Formensprache, denn es geht ums Elementare, um Anfang und Ende, Werden und Vergehen, Endlichkeit und vor allem: Ewigkeit.

Die Ewigkeit holt Hurec in seine Bilder – durch Licht. „Licht ist ewig, existiert seit dem Big Bang”, erklärt der Künstler. Mehr noch als die Photonen, aus denen Licht besteht, faszinieren ihn deren „Erzeuger“, die Mesone: subatomare Teilchen, die in einer Zweimillionstelsekunde zerfallen. Als Funken in Lichtwolken scheinen sie in seinen Bildern auf, aus Elementarteilchen wachsen ganze Galaxien.

Die Erkenntnisse, die hinter den Werken stehen, sind genialen Geistern wie Albert Einstein zu verdanken – Männer allesamt, nach landläufiger Ansicht. Den Eindruck möchte Hurec nicht so stehenlassen, er weiß um die Bedeutung von Frauen, die sich in Männerdomänen durchzusetzen versuchten. Milena Maric zum Beispiel, die als eine der ersten Frauen Mathematik und Physik studieren durfte – und die Arbeit ihres berühmten Ehemanns Albert Einstein womöglich stärker prägte, als bekannt. Als Hommage an sie und unzählige andere „verborgene Frauen“ versteht Hurec das Doppel-X in seinen Werken.

Die weibliche Geschlechterrolle hinterfragt auch der Züricher Video- und Performancekünstler Marck, den Hurec als Gast in seiner Galerie präsentiert. Der 58-Jährige beschäftigt sich mit Denkmustern und selbstauferlegten Grenzen, seine Skulpturen versteht er als Impulse fürs Kopfkino. Seit 2007 wurden Marcks Videoskulpturen weltweit in über 100 Ausstellungen gezeigt und von privaten wie öffentlichen Sammlungen erworben, darunter das ZKM Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe.

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