Zumindest die Nahrungsmittelversorgung soll besser werden, hat die Regierung versprochen. Derzeit kann man – wenn überhaupt – aber nur sogenannte Gruppenkäufe ergattern: 20 Paletten Äpfel aus der Lagerhalle, Brotlieferungen für umgerechnet mehrere Hundert Euro, Fleisch ab einem Dutzend Kilo pro Auftrag. Wer es über die normalen Liefer-Apps am Smartphone probiert, geht leer aus. Wenn man doch Glück hat, muss man nicht selten auf dem Schwarzmarkt horrende Preise zahlen. Die wenigen Händler, die weiter operieren können, versuchen aus dem Leid der Leute Profit zu schlagen.
Am zehnten Abend des Lockdowns entlud sich der ganze Ärger in lauten Chören in einer Hochhaussiedlung am Stadtrand. Gemeinsam schrie man gegen die strengen Maßnahmen der Regierung an. Diese reagierte jedoch prompt – in Form von umherfliegenden Polizeidrohnen, die mit Megafonen die Wohnblöcke beschallten: „Bitte halten Sie sich an die Covid-Restriktionen. Zügeln Sie Ihre Sehnsucht nach Freiheit. Schließen Sie die Fenster, und hören Sie auf zu singen.“
7000 Deutsche stecken in Shanghai fest
Generalkonsul
Immerhin 7000 Deutsche sind derzeit noch in Shanghai, doch insbesondere die Familien mit Kleinkindern wollen am liebsten nur noch raus aus China. „Die Nerven liegen blank, es ist für alle belastend“, sagt Generalkonsul Pitt Heltman, der ebenfalls im Lockdown steckt, beim virtuellen Bürgertreff für seine Landsleute in der Stadt: „Nach den heutigen Infiziertenzahlen bin ich nicht mehr so optimistisch, dass wir mit einem baldigen Rückbau der Maßnahmen rechnen können.“