Man merkt: Wer sich mit einem Uhrenkenner wie Michael Brückner unterhält, lernt stets hinzu. Doch nicht jeder, der eine ältere Uhr begehrt, muss sich dermaßen gut auskennen, oder? Hauptsache, gebraucht, gern mit Patina, aber ansonsten top in Schuss, würde der Laie sagen, wenn er auf dem Flohmarkt, im Nachttisch des verstorbenen Onkels oder auf Internetplattformen wie Chronext und Vintagetick schicke Secondhand-Preziosen für den Unterarm findet.
Doch wie so oft im Leben wird es dann kompliziert, wenn bei einer Investition Herz und Verstand nicht im gleichen Takt schlagen. Will man mit der Mode gehen, bestimmte Interessen vertiefen oder doch vernünftig investieren, also Uhren als Kapitalanlage sammeln? Eine schwierige Entscheidung, die auch von der eigenen Kassenlage abhängt.
Klassische Taucheruhr
Wer nichts falsch machen möchte, der legt sich bei sehr guter Finanzausstattung eine Rolex Submariner aus den 90er Jahren zu – eine klassische Taucheruhr, sicherheitshalber mit Echtheitszertifikat, allen Dokumenten und, falls vorhanden, mitsamt der Originalschachtel.
Die Zeitmesser der legendären Schweizer Manufaktur sind ähnlich wertbeständig und beliebt wie die verschiedenen Modelle der Speedmaster- und Seamaster-Reihen der schon kultisch verehrten Traditionsmarke Omega.
Natürlich kann man auch Vintage- Uhren mit rein nostalgischem Wert kaufen. Hipster tragen seit einiger Zeit gern Uhren mit grünen Ziffern spazieren. Fliegeruhren kantig und groß wie Glasbausteine haben viele Fans, vor allem wenn sie aus der untergegangenen Sowjetunion stammen, schon weil das Design so eigenständig war. Oder Zeitmesser aus Japan, wobei sicher die Firma Seiko die reizvollsten Klassiker in der historischen Firmenvitrine hat.
Und nicht zu vergessen die Swatch-Uhren: Die poppigen Kunststoffteile sind für die Seelenhygiene mindestens so gut wie manch eine peinliche Ü-50-Party. Zudem war die Gestaltung gerade der dezenter designten Swatch-Uhren Ende der 90er Jahre im Rückblick absolut gelungen.
Und dann wären da noch die Cineasten mit einem Faible für besondere Filmhelden, die heute wie aus der genderfluiden Zeit gefallen wirken und wahrscheinlich gerade deswegen so viele Bewunderer haben. „Das gilt für alle James-Bond-Uhren von Omega, aber auch für eine Rolex Daytona, die Paul Newman trug, oder die TAG Heuer Monaco, die Steve McQueen berühmt gemacht hat“, sagt Uhrenkenner Michael Brückner.
Bei den Marktpreisen für solche Vintage-Modelle können allerdings viele Normalverdiener nur noch mit den Augen rollen. Gibt es denn auch Uhren für unter 1000 Euro, die nicht nur Spaß machen, sondern auch in der Not beim Pfandleiher was bringen? Von wegen Inflation und so. „Uhren unter 1000 Euro? Echt schwierig“, sagt Michael Brückner. „Vielleicht die Junghans Max Bill Automatik oder auch japanische Uhren, zum Beispiel die Taucheruhr Seiko Prospex Automatic Diver, Save the Ocean, Special Edition.“ Höchste Zeit für eine ganz neue, alte Uhr.