Männer machen Geschichte", behauptete der Historiker Heinrich von Treitschke in einem unsinnigen, gleichwohl bis heute verbreiteten Diktum. "Die Juden sind unser Unglück", behauptete derselbe Berliner Professor 1879 ebenfalls. Jene verabscheuungswürdige Verleumdung prangte auf einem Transparent im Berliner Sportpalast, als Joseph Goebbels dort am 18. Februar 1943 plärrend den totalen Krieg proklamierte - einen Krieg, den ausschließlich deutsche Männer "gemacht" hatten. Ohne "sentimentale Anwandlungen" mit den Juden in Europa "aufzuräumen", das hatte sich Adolf Hitler zum Ziel gesetzt, wie des "Führers" Chefpropagandist im Tagebuch festhielt. Als es darum ging, die fühllose Tötungsmaschinerie der Nazi-Diktatur zu ergründen, "machte" indes eine Frau Geschichte, auf eigenwillige Weise. 1951 forschte Hannah Arendt in einem Grundlagenwerk nach den "Elementen und Ursprüngen totaler Herrschaft". Die deutsche Jüdin, Heidegger-Schülerin und -Geliebte stellte darin mit methodisch geschultem Geist fest: Die Massengesellschaft erhöht die Anfälligkeit des Einzelnen für fatale Heilslehren, denen er dann bis zu tödlichen "Endlösungen" folgt. Deren furchtbarste hatte bis 1945 Adolf Eichmann organisiert, der Chefbürokrat des Holocausts. Im Dezember 1961 beobachtete Arendt ihn vor den Schranken eines israelischen Gerichts - und fand die "Banalität des Bösen" in ihm verkörpert. Weil sie in ihrem Buch "Eichmann in Jerusalem" von 1963 den Massenmörder als armseligen "Hanswursten" bloßstellte, statt ihn zum Dämon zu überhöhen, bezichtigte das jüdische Volk, zu dem sie kaum lose gehörte, sie des Antisemitismus, und Weggenossen sagten sich von ihr los. Dabei wollte Hannah Arendt, die heute vor vierzig Jahren in New York starb, gar nicht das Monster "verteidigen", nur den Menschen "verstehen", und sah sich ihrerseits gründlich missverstanden. In Wahrheit war die Fühllosigkeit, die man ihr als Frau und Jüdin unterstellte, die Unparteilichkeit der Logik, die Neutralität der Philosophie.