Die Arbeitnehmerseite begrüße ausdrücklich die Bereitschaft von EPCG, sich beim Stahl zu engagieren, so Kerner weiter. "Wir verstehen auch, dass Herr Kretinsky Einblick in die Erarbeitung des neuen Planes erhalten möchte." Dafür sei aber weder ein übereiltes Vorgehen noch eine sofortige 20-Prozent-Beteiligung nötig. "Vielmehr wäre jetzt Besonnenheit und Klarheit gefragt." Stattdessen herrsche wilder Aktionismus, um den Stahlbereich in die Eigenständigkeit zu schicken. "Das wird auf unseren erbitterten Widerstand stoßen", sagte er weiter.
Thyssenkrupp: Strategische Partnerschaft ist bedeutender Schritt
Thyssenkrupp äußerte sich hingegen zuversichtlich. "Der Einstieg von EPCG verbindet das führende Werkstoff-Knowhow von Thyssenkrupp Steel Europe mit der Energieexpertise von EPCG", hieß es. Der Abschluss der Transaktion ist noch im laufenden Geschäftsjahr vorgesehen. "Die strategische Partnerschaft mit EPCG ist ein bedeutender Schritt zur Sicherung einer resilienten, kosteneffizienten und klimaschonenden Stahlproduktion von Thyssenkrupp Steel - und damit auch ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der Stahlindustrie in Deutschland", teilte das Unternehmen weiter mit.
Vor der Sitzung hatten am Mittag mehrere Tausend Beschäftigte für mehr Mitsprache und Transparenz bei wichtigen Unternehmensentscheidungen demonstriert. Die IG Metall kritisierte, bislang zu wenig über den geplanten Einstieg von EPCG zu wissen, um dem im Aufsichtsrat zustimmen zu können. "Ein Umbau der Thyssenkrupp AG gegen die Menschen wird nicht gelingen", sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol. Es müsse Schluss sein "mit dem Kurs gegen die Mitbestimmung".
López: Weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen
Bei der Kundgebung sprach auch Konzernchef Miguel López. "Wir wollen in konstruktiver Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretungen sozialverträgliche Lösungen schaffen", sagte López. "Es soll auch weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Aber wir müssen handeln, damit Stahl aus Duisburg auch weiterhin eine Perspektive hat." Während der Rede von López gab es zahlreiche Zwischenrufe.