Fällungen in Coburg Warum diese Bäume weichen müssen

Coburg bekommt am Zinkenwehr 15 neue Testbäume, dafür müssen alte abgesägt werden. Warum es Sinn macht, gewisse Bäume zu fällen und andere nicht.

 
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An der Kreuzung Zinkenwehr/Böhmsgässlein sind seit Montag die Formbäume abgesägt. Stattdessen sollen nun Ulmen und Zierapfelbäume die Straße verschönern. Diese sind laut Bernhard Ledermann, Leiter des Grünflächenamtes Coburg, weitaus besser gegen die klimatischen Extreme des Klimawandels gefeit und sollen schon „in wenigen Jahren einen wertvollen Beitrag zur Hitzeminderung leisten können“. Doch dafür mussten die Kugel-Ahorne im Zinkenwehr weichen: „Diese mussten zwei Mal im Jahr zurückgeschnitten werden, da sie sonst in die Fahrbahn hineinragen würden. Sie waren einfach schlecht platziert.“ Die Bäume umzupflanzen wäre ein viel zu großer Aufwand gewesen, zumal es keine passenden Standorte gäbe.

Baumexperte für den Austausch

Warum gesunde Bäume für die Nachhaltigkeit weichen mussten, während für den Erhalt anderer stark protestiert wird, mag den einen oder anderen verwundern. Das weiß auch Baumexperte Horst Schunk. Er hat als ehemaliger Vorsitzender des Coburger Baumschutzvereins schon vor über 30 Jahren ähnliche Bäume gepflanzt, wie sie nun vor das Parkhaus kommen sollen: „Diese Bäume von damals haben sich prächtig entwickelt. Kugel-Ahorn-Bäume an der Straße bringen überhaupt nichts! Ich stehe dem Austausch positiv gegenüber.“

Denn diese wüchsen nur in die Breite, müssten ständig beschnitten werden und würden keinerlei Leistung für die Stadt bringen. „Rausgeschmissenes Geld“, wie Schunk meint. Ulmen und Zierapfel seien dagegen nachhaltig, würden hochwachsen, breite Kronen ausbilden, die Schatten spenden, Luft durch Verdunstung abkühlen und für viele Tiere einen Lebensraum bieten.

Das Stadtbild wird sich verändern

Nicht zuletzt würden sie auch besser mit aktuellen und kommenden klimatischen Bedingungen klarkommen und somit weniger Pflegeaufwand bedeuten, sagt Schunk: „Man darf die Augen nicht vor der Wahrheit verschließen. In den nächsten Jahrzehnten bis Jahrhunderten werden gewisse Baumarten an den Straßen verschwinden. Birken zum Beispiel brauchen viel zu viel Wasser, darum werden sie in Nürnberg gar nicht mehr gepflanzt.“ Auch Eschen könnten sich nicht mehr lange unter diesen klimatischen Bedingungen im Stadtbild halten, würden aus den Parks- oder Friedhöfen auf Dauer einfach von selbst verschwinden. Daher sei es mit Blick auf die Zukunft klug, schon jetzt einige Bäume auszutauschen und groß zu ziehen, statt an pflegeintensiven und kostspieligen Gewächsen festzuhalten: „Neue Arten auszuprobieren ist keine Sünde, sondern in die Zukunft gedacht. Dazu braucht es aber etwas Fingerspitzengefühl, man sollte nicht übers Ziel hinausschießen“, warnt Schunk.

Brose-Linden müssen bleiben

Denn bei gesunden Bäumen wie den umstrittenen Brose-Linden wäre ein Absägen genau die falsche Entscheidung gewesen, meint der Baumexperte: „Sie zu erhalten war eine richtige Entscheidung, denn die Linde bietet saubere Luft, ist wichtig für die Ökologie und natürlich auch das Stadtbild. Diese Bäume sollten so lange wie irgendwie möglich bleiben.“

Andere Formbäume, wie zum Beispiel im Rondell am Schlossplatz, müssten deshalb laut Bernhard Ledermann aber nicht verschwinden. Der Standort sei entscheidend.

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