Naturschutz Auch in Thüringen gibt es Bedrohungen für die Forelle

Ein Fischereiaufseher fischt Bachforellen aus einem Dorfbach in der Schweiz. Foto: Ennio Leanza/KEYSTONE/dpa/Archivbild

Erstmals steht die Forelle auf der Liste der in Deutschland bedrohten Süßwasserfische. Wie es ihr und den Fischen allgemein in Thüringen geht, ist aber ein anderes Thema.

 
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Jena/Erfurt (dpa/th) - Sie gilt als beliebter Speisefisch und ist selbst Laien ein Begriff - nur: Die Situation der Forelle hat sich in Deutschland verschlechtert. Experten haben für fünf Bundesländer die Fischart erstmals auf die Rote Liste gefährdeter Süßwasserfische gesetzt. In Thüringen haben Fachleute dagegen jetzt bedingt Entwarnung gegeben - mit Einschränkungen.

Denn anders als etwa in Bayern und Baden-Württemberg ist die Forelle bislang nicht auf der hiesigen Gefährdungsliste zu finden, heißt es aus dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN). Dass die Forelle (Salmo trutta) nun aber ausgerechnet in Bayern und Baden-Württemberg, zwei Ländern mit eigentlich sehr großen Beständen, als rückläufig eingeschätzt wird, gibt auch der Behörde zu bedenken. "Dieser Wechsel der Einschätzung von stabilen zu überwiegend rückläufigen Beständen dieser in Deutschland so weitverbreiteten und häufigen Art ist sicher ein erstes, deutliches Warnsignal für größere, klimabedingte Biodiversitätsveränderungen in Fließgewässern", so die Einschätzung aus dem Landesamt.

Besatz erschwert Einschätzung der tatsächlichen Lage

Ohnehin sei es schwierig, den natürlichen Bestand der heimischen Bachforelle zu beurteilen, sind sich Experten einig. Das Landesamt weist darauf hin, dass Angelvereine immer wieder Gewässer mit Forellen besetzen, da diese als beliebte Angel- und Speisefische gelten. Auch der Leiter des Jenaer Instituts für Gewässerökologie und Fischereibiologie, Falko Wagner, erklärt: "Wir haben Gewässer mit guten Bachforellenbeständen, aber es ist schwierig zu sagen, ob diese aus sich selbst heraus stabil sind, da in Verbindung mit der Angelfischerei häufig Fischbesatz erfolgt, aber natürlich auch besonders die großen Fische entnommen werden."

Experte sieht Rückgang bei Fischbestand insgesamt

Wagner beschäftigt sich schon lange mit den Fischen in Thüringens Gewässern und beobachtet allgemeine Entwicklungen, nicht nur bei den Bachforellen. "Die Fischbiomassen, die wir aktuell ermitteln, sind niedrig im Vergleich zu den vergangenen Dekaden", sagt er. Verschiedene Faktoren führten aus seiner Sicht zu dieser Entwicklung. Dazu zählt er - ebenso wie die Umweltschutzorganisation BUND Thüringen und das Landesumweltamt - die Begradigung von Fließgewässern, durch die sich Flüsse und Bäche nicht natürlich verändern und entwickeln könnten.

Ein weiterer Faktor könnte der von Experten beobachtete Insektenschwund sein, erklärt Wagner. Denn gerade Fische wie die Bachforelle verspeisten gerne Insekten und deren im Wasser lebenden Larven. Ein weiteres Problem ergebe sich dadurch, dass sich durch Landnutzung an den Ufern vermehrt feinster Sand auf und im Flussboden ablagere. "Für kieslaichende Arten wie die Bachforelle, ist das ein Problem. Die Fischeier können nicht mehr in den "Keller" des Flusses vordringen, wo sie geschützt sind", sagt Wagner. Zusätzlich könne durch mit sogenanntem Schluff verklebte Gewässersohlen keine Nahrung mehr aus dem "Kellerabteil" unter dem Fluss nach oben geliefert werden.

Wagner und andere Fachleute sehen aber auch den Klimawandel als Gefahr, insbesondere für die Bachforelle. Die damit einhergehende Erhöhung der Wassertemperatur könne sich negativ auf den Bestand auswirken, da die Art eher als andere auf kaltes Wasser angewiesen sei, erläutert Wagner.

Land ist um Abhilfe bemüht

Über ein Landesprogramm zum Gewässerschutz versucht Thüringen derweil den Lebensraum für Fische wieder aufzuwerten. Dazu gehört, Flussläufe wieder natürlicher zu gestalten und Laichplätze sowie Unterstände für Fische zu schaffen. Kiesbänke werden dafür angelegt und Totholz in die Gewässer gesetzt.

Forelle zum Verspeisen kommt häufig aus Zucht

Übrigens: Um die Forelle auf dem Esstisch müssen sich Fischliebhaber erst einmal nur bedingt Sorgen machen. Denn die meisten Speisefische aus Thüringen, die im großen Stil auf den Tellern landen, stammen aus Aquakulturbetrieben. 757 Tonnen Speisefisch wurden laut Landesamt für Statistik 2022 in Thüringen produziert. Davon machten allein Regenbogenforellen 490 Tonnen aus. Allerdings: Auch den Fischzuchtbetrieben machen die geringen Niederschläge der vergangenen Jahre zu schaffen.

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