Neubrunn Beim Schuster gibt’s jetzt Lebensmittel

Wolfgang Aull

In der „Schusderra“, dem ehemaligen Schuhgeschäft in Neubrunn, hat der zweite Unverpacktladen im Landkreis Haßberge eröffnet. Die Mission der drei Betreiberinnen: Die Welt ein Stückchen „plastikärmer“ zu machen.

 
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Drei Frauen, viele Beweggründe, ein gemeinsames Ziel: heimatverbundenen und ökologisch orientierten Bürgern in einem Laden in Neubrunn die Möglichkeit eröffnen, plastikfrei einzukaufen. Hierzu haben Susanne Heckelmann, Anja Stretz und Anette Wipke einen kleinen Dorfladen eingerichtet und eröffnet. Angeboten werden zumeist regionale Lebensmittel aus der Saison für den täglichen Bedarf, die Mengen können die Kunden selbst bestimmen. Die Eröffnungsfeier war vielversprechend besucht, Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) zeigte sich sichtlich erfreut, dass in der „Schusderra“, dem ehemaligen Schuhgeschäft in Neubrunn, nun die Möglichkeit zum Einkauf von Lebensmitteln des täglichen Bedarfs wieder geboten wird.

„Ich bin überzeugt“, so seine Prognose, „dass sich die Discounter mittelfristig von der Fläche zurückziehen werden“. Daher sei in Zukunft das Vorhandensein kleiner Läden für das Landleben „von elementarer Bedeutung“. Fasziniert zeigte er sich von dem Sortiment. „Früher haben wir, aus der Landwirtschaft kommend, im Laden nur Mehl und Nudeln eingekauft, und im Winter Hering“, blickt er zurück. Dass es nun Reis gibt, Nüsse, Müsli, Milchprodukte, aber auch Süßigkeiten, Reinigungsmittel und Kaffee, sowie Nudeln wahlweise mit oder ohne Gluten, hätte ihn doch etwas überrascht.

Anette Wipke zeigt sich für den Einkauf verantwortlich. Etwa 200 Produkte, sagt sie, seien im Sortiment, und dieses werde im Dialog mit der Kundschaft weiterentwickelt. Als Geschäftspartner hätte sie lokale Anbieter ausgesucht, sie achte beim Einkauf darauf, dass es sich bei der Ware um regionale, saisonale und biologische Lebensmittel zu fairen Preisen handele. Ihre Motivation seien ihre Kinder: „Ich möchte ihnen eine gesunde und respektvolle Lebensweise vorleben und sie so sensibilisieren für einen achtsamen Umgang mit sich und der Natur.“

Susanne Heckelmann steht hinter der Kasse, für sie sei ein Traum in Erfüllung gegangen: „Ich wollte schon lange einen Unverpackt-Laden aufmachen, weil mich einfach der ganze Müll stört, vor allem Plastik“, sagt die Mutter von drei Kindern. Ihnen möchte sie den Weg ebnen für ein besseres Leben und auch den Leuten auf dem Dorf die Möglichkeit geben, nachhaltiger zu leben.

Die Buchhaltung ist in den Händen von Anja Stretz, und auch sie sieht den Umweltschutz als Triebfeder für ihre Aktivitäten an: „Unsere Welt – wohin man schaut nur Plastik(müll). Leider funktioniert unser Recyclingsystem nicht so gut wie wir glauben.“ Nur etwa 20 Prozent unseres Mülls würden tatsächlich recycelt. Der Rest lande oftmals im Meer: „Dort gibt es mittlerweile Plastikinseln, die doppelt so groß sind wie Deutschland.“ Und genau dem möchte sie ihren Worten zufolge entgegenwirken – „unsere Welt ein Stückchen plastikärmer machen“.

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