Neuer Pfarrer in Ludwigsstadt Ein Springer mit Bodenhaftung

Heike Schülein

Nun ist es offiziell: Pfarrer Martin Fleischmann wird überall im Dekanatsbezirk zur Stelle sein, wo man ihn braucht. Dass es sich dabei „nur“ um eine Halbtagesstelle handelt, schmälert die Freude nicht.

 
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Ludwigsstadt - Etwas - so Dekan Dr. Markus Müller - ganz Neues in der Geschichte des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks Kronach-Ludwigsstadt hat am 1. Februar dieses Jahres begonnen. Mit Martin Fleischmann trat erstmals ein Pfarrer einen im Dekanat überregionalen Dienst an. Der Seelsorger wird dabei nicht für eine bestimmte Pfarrstelle zuständig sein, sondern im gesamten Dekanat wandern. Im Umfang einer halben Stelle kommt er dabei beispielsweise bei Gottesdiensten, in der Pastoralvertretung, bei der Konfirmationsvorbereitung oder allgemein im Krankheitsfalle eines Kollegen zum Einsatz.

„Pfarrer Fleischmann wird zuverlässig seinen Dienst tun – dort, wo er gebraucht wird, und in die Gemeinschaft des gesamten Pfarrkapitels voll mit eingebunden“, erklärte der Dekan bei der Einführung des Seelsorgers am Sonntagvormittag in der Michaelskirche in Ludwigsstadt. Das neue Modell habe auch mit der neuen Landesstellenplanung zu tun bzw. sei dem veränderten Planstellenkontingent geschuldet. Ermöglicht wurde der dekanatsweite Einsatz durch den Beschluss des Dekanatsausschusses, der als leitendes Gremium des Dekanatsbezirks die Federführung bei der Umsetzung innehabe.

Landwirt und Seelsorger

Geboren ist Martin Fleischmann in Waldbuch, wo er auf dem elterlichen Hof aufwuchs. Nach seinem Abitur in Kronach und Ableisten des Grundwehrdienstes, studierte er Evangelische Theologie in Neuendettelsau sowie an der Humboldt-Universität in Berlin. Sein Vikariat leistete er in Weisendorf in Mittelfranken. Sein Lebensweg führte ihn auch nach Indien. Die von ihm dort erlebte Not prägte ihn und veranlasste ihn zu einer Ausbildung in der psychosozialen Notfallversorgung, landläufig als Notfallseelsorge bezeichnet. Zuletzt war Martin Fleischmann, der auch Dekanatsjugendpfarrer in Kulmbach war, in Untersteinach im Einsatz. Der Pfarrer ist verheiratet und hat drei Kinder. Zusammen mit seiner Ehefrau wird er halbtags den von ihm mittlerweile übernommenen Hof seiner Eltern bewirtschaften, während er die zweite Hälfte im Dekanatsbezirk als Seelsorger tätig sein wird.

„Ich habe festgestellt, dass mir die Erdung auf dem Bauernhof gut tut; ich aber auch die geistliche Arbeit brauche“, bekundete Martin Fleischmann, der in Untersteinach, wo sich vier selbstständige Kirchengemeinden 2,5 Pfarrer teilten, insgesamt acht Jahre lang Dienst tat. Eingeführt in sein Amt durch Gebet und Handauflegung wurde er durch den Dekan. Lektor Martin Müller und das Präsidiumsmitglied der Dekanatssynode Thomas Rebhan assistierten.

Versagen der Diplomatie

„Das kann doch nicht sein“, rief Martin Fleischmann in seiner ersten – zutiefst aufrüttelnden – Predigt von der Kanzel angesichts der furchtbaren Ereignisse in der Ukraine aus. Es könne doch nicht sein, dass jetzt wieder – nach dem verbrecherischen Überfall der Nazis auf Polen vor 80 Jahren – ein Land ein anderes angreife. Es könne doch nicht sein, dass alle Diplomatie versagt habe; jetzt Krieg herrsche. Obwohl es so viele Menschen nicht fassen könnten, was passiere – erschüttert, verstört und ängstlich in die Zukunft blickten: „Doch; es kann sein – und es kann auch sein, dass es auch dich betrifft“, verdeutlichte er.

In Grußworten willkommen geheißen wurde er von der Seniorin des Pfarrkapitels, Pfarrerin Alina Ellgring, Pastoralreferent Josef Grünbeck sowie Dekanatsausschuss-Mitglied Thomas Rebhan. „Eine halbe Stelle, aber eine ganze Person“, freute sich Alina Ellgring über den neuen Pfarrer für dort, „wo er am nötigsten gebraucht werde“. Sie hoffe für ihn, dass er gerne Auto fahre, was seine Stelle mit sich bringen werde. Die Entscheidung, wo er eingesetzt wird, träfen die Dekane als seine Dienstvorgesetzten. Als Geschenk hatte sie dem „Multifunktionspfarrer“ unter anderem ein Multifunktionswerkzeug mitgebracht. Der Pastoralreferent übermittelte die Grüße der katholischen Kirche. Er wünschte ihm, alle Hürden gut meistern zu können. „Die neue Halbtagsstelle ist ein Glücksfall für das gesamte Dekanat“, zeigte sich Thomas Rebhan sicher, der auch die Glückwünsche der Dekanatssynode mit seinem Präsidiumskollegen Horst Moser aus Schmölz übermittelte. Landrat Klaus Löffler ließ durch den Dekan mündlich Grüße übermitteln.

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