Neustadt Durstige Straßenbäume

Peter Tischer
Gärtnermeister Lothar Geuther ist mit dem Wassertankwagen an der kultur.werk.stadt vorgefahren, um den Gießsack für den Amberbaum aufzufüllen. Foto: Peter Tischer

Selbst in diesem nassen Sommer braucht das Grün in Neustadt zusätzliche Wassergaben. Das hängt auch mit dem Klimawandel zusammen.

 
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Neustadt - Dass Bauhofmitarbeiter sogar in diesem so nassen Sommer die Bäume, Sträucher und Blumen im Stadtgebiet bewässern, mag manchen verwundern. Gärtnermeister Lothar Geuther erklärt das so: „Gerade in Städten brauchen Pflanzen regelmäßig Wassergaben, denn der Standort Stadt ist aus vielerlei Gründen eine besondere Herausforderung.“

Viele Straßenbäume haben es schwer und leiden selbst in Jahren mit vielen Niederschlägen unter Wassermangel, denn in der Stadt ist es meist einige Grad wärmer als im Umland. Versiegelte Böden und Beläge, Asphalt und Steine heizen sich stärker auf als Beet- oder Rasenflächen. Die Straßenbäume verdunsten deshalb mehr Wasser als Bäume in einem Garten. „Dies trägt zwar zur Verbesserung des Stadtklimas bei, doch das Wasser muss auch ersetzt werden“, erklärt Geuther. „Straßenbäume haben jedoch oft nur eine kleine Baumscheibe. Diese zumeist kleine offene Bodenfläche direkt um den Baum herum muss all das Wasser aufnehmen, das in die Erde versickert und dann für die Pflanze zur Verfügung steht.“ Zudem hält die Krone einiges an Regenwasser ab.

Für einen Baum mit begrenztem Wurzelraum heißt das, dass er auf Wasserzufuhr von außen angewiesen ist. Sein Wasserbedarf muss über ein ausgeprägtes, tief reichendes Wurzelsystem sichergestellt werden. Die Klimaerwärmung, die extrem trockenen und heißen Sommer der vergangenen Jahre und der sinkende Grundwasserspiegel bedeuten für die Bäume Stress. „Die Kapillarbewässerung über das Grundwasser ist also nicht mehr ausreichend gegeben“, bilanziert der Gärtnermeister.

Trotz der Niederschläge in diesem Jahr sind tiefere Bodenschichten ausgetrocknet. Bis zu einer Tiefe von 25 Zentimetern gebe es noch ausreichend Nässe, sagt Geuther: „Wenn wir aber den ganzen Boden von den obersten Schichten bis weit runter untersuchen, dann sieht das Ganze anders aus.“ Außerdem brauchten frisch gepflanzte Bäume mehr Aufmerksamkeit, etwa diejenigen auf dem Marktplatz. „Ihre Wurzeln sind noch nicht so tief im Boden ausgebreitet“, erläutert der Fachmann. „Auch das Gießen im Regen unterstützt das Wurzelwachstum des jungen Baumes.“ Erst nach rund vier Jahren ist der Verlust von den Wurzeln ausgeglichen.

Trotz der Regenfälle seien die Niederschlagsmengen früherer Jahre noch nicht erreicht, sagt Geuther. Deshalb brauche man auch Bewässerungssysteme und Gießsäcke. „Das Wasser wird bei den Gießsäcken durch eine durchlässige Membran innerhalb von rund acht Stunden gleichmäßig an den Baum abgegeben“, erklärt der Gärtnermeister. „Die Marktplatzbäume werden hingegen von einer automatischen Bewässerungsanlage gespeist, die ihren unterirdischen Tank nahe dem Rathaus hat.“ Eine 50-Kubikmeter-Zisterne, die das Wasser speichert und über die Steuerung sowie Pumpen abgibt. „Wir können damit die acht großen Bäume auf dem Marktparkplatz sowie die Sträucher bewässern“, erläutert Geuther. Dafür nutze man Regenwasser und bei Bedarf Leitungswasser. Bei diesem Wassersystem kümmern sich Sensoren um die exakte Dosierung. Aber auch auf die gute alte Handbewässerung setze man, „wie beispielsweise durch unseren Wassertankwagen“, führt der Experte aus.

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