Photovoltaik Steinbach zapft die Sonne an

Heike Schülein
Wird es zwischen Umspannwerk und dem Kompostplatz östlich der Steinbacher Heeresstraße bald so ähnlich aussehen? Foto: picture alliance / dpa/Fang Dehua

Ein Investor aus dem Kreis Lichtenfels will für mehr als acht Millionen Euro eine Photovoltaik-Anlage errichten. Im Gemeinderat ist das Echo größtenteils positiv.

 
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Steinbach am Wald/Burgkunstadt - Die Südwerk-Firmengruppe mit Sitz in Burgkunstadt plant in Steinbach am Wald die Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage im Bereich Umspannwerk bzw. Kompostplatz östlich der Heeresstraße mit einer Energieproduktion von und 13,6 Millionen kWh pro Jahr. Die Vertreter des Unternehmens, Christopher Kohles und Sebastian Neubauer, stellten die entsprechenden Pläne mit einem Investitionsvolumen von 8,2 Millionen Euro am Mittwochabend im Gemeinderat vor.

„Mit der Anlage käme Steinbach ein großes Stück in der Energiewende voran“, erklärte Projektentwickler Christopher Kohles. Der geplante Solarpark auf einer bebaubaren Fläche von zwölf Hektar soll jährlich 8200 Tonnen Kohlendioxid. Mit dem erzeugten Strom werde der Energiebedarf von 325 Personen gedeckt, wodurch die Wertschöpfung in der Region bleibe. In diesem Zusammenhang sollte man auch an die Steuerkraft bei der Gewerbesteuer für die Gemeinde denken, so Kohles. Die Gründung der Gesellschaft „Bürgersolarpark Steinbach am Wald GmbH“ bedeute für diese 100 Prozent der Gewerbesteuer-Einnahmen – ohne Projektrisiko oder finanzielle Aufwendungen, da alle Kosten der Bauleitplanung und des operativen Geschäftes Südwerk trage. Steinbach profitiere von Zahlungen von 0,2 Cent pro Kilowattstunde und Gewerbesteuereinnahmen von durchschnittlich 1000 Euro pro Hektar; also langfristig etwa 26 000 Euro pro Jahr.

Akzeptanz in der Bevölkerung

Vorteile von Photovoltaik seien der emissionsfreie Betrieb, keine Fernwirkung im Vergleich zu Windkraft sowie die Sicherstellung eines vollständigen Rückbaus und der Nachnutzung als landwirtschaftliche Fläche. Zudem sei es die günstigste Art der Energie-Erzeugung. Man suche bewusst Flächen aus, die das Landschaftsbild nicht störten und die Solarenergie somit größere Akzeptanz in der Bevölkerung erfahre. Wichtig sei dem Unternehmen, dass die Flächen nicht groß einsehbar sind. „Durch die Neigung im Gelände wird die Anlage von der Wohnbebauung aus nicht zu sehen sein“, versicherte er. Zudem soll sie mit Sichtschutzhecken eingegrünt werden. Die vorgesehene Fläche sei deshalb für Südwerk so interessant, da es sich dabei um kein Landschaftsschutzgebiet handle und die Fläche wird von einem Landwirt mit Schafen beweidet werde. Auch ein Landwirt aus Hirschfeld möchte Honig produzieren. Das Einverständnis für eine Anlage seitens der Grundstücksbesitzer liege bereits vor.

Stefanie Neubauer (CSU) wollte wissen, ob es Rücklagen für einen Rückbau der Anlage gebe. „Dafür legen wir Geld zurück“, erklärte der Projektentwickler. Darüber hinaus greife eine insolvenzsichere Bürgschaft der Bank.

Markus Löffler (CSU) sprach sich gegen den Solarpark aus. Der Flächenverbrauch führe zu einem Verlust von Bewirtschaftungsflächen für Berufslandwirte, die auf die Hinzupachtung landwirtschaftlicher Nutzflächen angewiesen seien. Zugleich könne eine Erhöhung der Pachtpreise bei den noch verbleibenden landwirtschaftlichen Nutzflächen nicht ausgeschlossen werden. Der Eingriff ins Landschaftsbild sei massiv; unterliege dieses doch schon aufgrund des Waldsterbens großer negativer Veränderungen.

Eingriff in die Landschaft

Die Befürchtung eines Ausuferns könne man – so Kohles – entkräften, da es sich bei einem Großteil des Naturparks Frankenwald um Landschaftsschutzgebiet handle und somit eine Bebauung ausscheide. Da nicht viele Flächen photovoltaik-geeignet seien, glaube er auch nicht an ein In-die-Höhe-Schnellen der Pachtpreise. Ein Eingriff in die Landschaft finde statt; aber die Kohlendioxid-Bepreisung werde weiter steigen.

Sein Kollege Sebastian Neubauer, gebürtig in Windheim, sah in der Anlage aufgrund der guten Luft eher eine Werbung für den Erholungsort Steinbach. Zudem setze man damit ein klares Zeichen. „Wir kommen nicht umhin, regenerative Energien zuzulassen“, appellierte 3. Bürgermeister Klaus Neubauer (SPD), dass ein Umdenken erfolgen müsse. Dem schloss sich 2. Bürgermeisterin Monika Barnickel (CSU) gerade auch im Hinblick auf die vorhandenen Energie-intensiven Betriebe an. „Fortschritt hat etwas mit Mut zu tun. Wir haben eine Verpflichtung für unsere nachfolgende Generation“, mahnte sie. Peter Grüdl (SPD) prognostizierte einen steigenden politischen Druck auf die Kommunen. Schon allein deswegen könne man sich gegen die neue Technologie nicht wehren.

„Das Vorantreiben regenerativer Energien ist eine große Aufgabe“, erklärte Bürgermeister Thomas Löffler (CSU), dass man sich seitens der Kommune intensiv mit der Energiewende befasse und aktuell einen vierstufigen Plan erstelle. Wichtig sei das Einbeziehen der Bürger, so in der Bürgerversammlung am 1. Dezember.

Gebühren-Kalkulation

Die Kommunalberatung Bitterwolf GmbH hat für die Gemeinde Steinbach die Beiträge für die Herstellung von Wasser- und Abwasseranschlüssen überprüft und neu kalkuliert. Da sowohl die Wasserabgaben- als auch die Entwässerungssatzung sowie die jeweils dazugehörenden Beitrags- und Gebührensatzungen nicht mehr auf dem aktuellsten Stand sind, empfiehlt der Experte, die neuen Satzungen zwecks Rechtssicherheit schnellstmöglich zu erlassen. Laut seinen Kalkulationen ergeben sich folgende, einmalig zu entrichtende Herstellungsbeiträge: Wasser – pro m‘ Grundstücksfläche: 0,64 Euro (alt: 0,82 Euro), pro m‘ Geschossfläche: 6,01 Euro (alt: 2,56 Euro), Abwasser – pro m‘ Grundstücksfläche: 1,84 Euro (alt: 1,02 Euro), pro m‘ Geschossfläche: 7,94 Euro (alt 3,32 Euro). „Das sind reale Werte, die wir verlangen müssen“, appellierte der Bürgermeister. Auf einstimmigen Beschluss treten die beiden Satzungen zum 1. Januar 2022 in Kraft. Die Anpassung der Herstellungskosten erfolgt zum 1. Januar 23.

Die Gemeinde bezuschusst die Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen der Filialkirche Maria Heimsuchung in Hirschfeld mit 40 650 Euro sowie die Fassadensanierung der Filialkirche St. Marien Kehlbach mit 5300 Euro.

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