Pressig Und sie predigen doch!

Rainer Glissnik
Sie predigten für die Anerkennung der Rechte von Frauen in der katholischen Kirche: Gertrud Hilbert (links) und Johanna Bergmann. Foto: Rainer Glissnik

In der evangelischen Kirche ist es Normalität, dass Frauen die frohe Botschaft verkündigen. In der katholischen noch lange nicht. In Pressig folgte man daher dem Aufruf des Diözesanrats.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

In vielen Kirchen des Erzbistums Bamberg haben am Samstag und Sonntag Gottesdienste stattgefunden, in denen Frauen predigten. Hintergrund ist, dass der 22. Juli der Gedenktag der heiligen Maria Magdalena ist, der Vertrauten Jesu und ersten Zeugin seiner Auferstehung. Papst Franziskus bezeichnete sie einmal als „Apostelin der Apostel“. Daher sollte dann auch die Verkündigung der frohen Botschaft in allen Messen und Wort-Gottes-Feiern am 22. und 23. Juli von Frauen gehalten werden, hieß es zumindest in einem Aufruf des Diözesanrats und weiterer katholischer Organisationen, der an alle Pfarreien und Seelsorgebereiche übermittelt wurde.

Noch mehr hinhören

In Pressig folgte man ihm. „Es ist gut, dass man mal so einen Tag hat“, betonte dann auch Dekan Detlef Pötzl, der eingangs des Gottesdienstes darauf hinwies, dass im Seelsorgebereich Pressig bereits viele Frauen Wortgottesdienste halten, denen sie auch vorstehen. „Aber ich glaube, wir müssen grundsätzlich lernen, noch mehr hinzuhören, was uns andere zu sagen haben, damit unser Glaube stärker wird“, dankte er Gerlinde und Johanna Hilbert dafür, dass sie bereit seien zu zeigen, dass auch Frauen predigen können.

Das Thema der Frauenpredigten lautete dann: Frauen, Glaube und Kirche. Wie Johanna Bergmann zunächst erläuterte, stehe in der Bibel, dass neben der Saat vom Bösen auch das Unkraut gepflanzt wurde. Jede Generation habe diese Stelle aus ihrer Lebensrealität heraus anders gedeutet. So habe es immer wieder Zeiten gegeben, in denen das Böse mit den Frauen, dem Weiblichen verbunden worden sei. Begonnen hätte dies schon zu Jesu Leben und Wirken.

Gleichberechtigt

Erstes Beispiel sei hier Maria Magdalena gewesen, deren Namenstag man heute feiere. „Lange wurde sie als leichtes Mädchen bezeichnet“, betonte Gerlinde Hilbert. „Als Sünderin, die Jesus begleitete und ihm die Füße wusch. „Der Vatikan hat dann erst auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus die Rolle der heiligen Maria Magdalena 2016 aufgewertet und mit den Aposteln gleichgestellt.“ Die Predigerinnen schaute auch auf die Zeiten der Hexenverbrennungen, die ganz besonders heftig im Gebiet des Erzbistums Bamberg wüteten. Frauen wurden in erbärmlichster Weise gefoltert und hingerichtet.

„Im Buch Mose heißt es aber, Frau und Mann sind gleichberechtigte Wesen Gottes. Sie sind als Ebenbild Gottes geschaffen.“ Auch Jesus habe ausdrücklich die Gleichstellung von Mann und Frau gepredigt. Dennoch sei man heute weit weg davon. „Es wirken starke Mechanismen, um Frauen von höheren Kirchenämtern fern zu halten, so Johanna Bergmann. Das Sagen in der katholischen Kirche hätten meist noch die Männer. Frauen seien aber die Mehrheit der Gottesdienstbesucher. „Sie gestalten Kirchenfeste, sind als Kirchensekretärin tätig. Sie veranstalten Seniorennachmittage und vieles mehr“, so Bergmann.

Viel Applaus am Schluss

Erst seit 28 Jahren dürften Frauen auch einige Dienste in der katholischen Kirche ausführen. Ministrantinnen, Kommunionhelferinnen und Lektorinnen seien seitdem nicht mehr aus den Gottesdiensten wegzudenken. Und sie dürften auch Gottesdienstbeauftragte sein. Am Schluss erhielten die beiden Predigerinnen richtig viel Applaus.

Erst vor wenigen Wochen hatte sich der Vatikan erneut gegen eine Aufwertung von Laien bei Taufen und Predigten in der katholischen Kirche ausgesprochen. Das Amt für Gottesdienste und Sakramente erteilte entsprechenden Reformforderungen eine Absage: Frauen und nicht zum Priester geweihten Männern sei es weiterhin nicht gestattet, in Gottesdiensten mit Eucharistiefeiern zu predigen. Eine Predigterlaubnis für Laien gehört zu den zentralen Forderungen des Synodalen Wegs. Die Reformgespräche von Bischöfen und Laien in Deutschland waren vor kurzem abgeschlossen worden. Auf ihrer letzten Vollversammlung im März hatten die Teilnehmer ein entsprechendes Papier mit Mehrheit der Bischöfe verabschiedet.

Bilder