Manche Personen grübeln auch, weil sie alles durchdenken wollen, damit sie nicht überrascht werden, wenn etwas Schlimmes passiert. Die Grübelei vermittelt ihnen ein Gefühl von Kontrolle. Zugleich hält Grübeln Betroffene in einem passiven Zustand. Sie finden keine Lösung, kommen nicht ins Tun.
Therapien: So findet man aus der Grübel-Spirale
Wie kann man aus ihrem Gedankenkarussell aussteigen? In der Psychotherapie gibt es verschiedene Ansätze, die helfen können.
- Ruminationsfokussierte Kognitive Verhaltenstherapie: Einer dieser Wege ist die Ruminationsfokussierte Kognitive Verhaltenstherapie. Rumination steht eigentlich für Wiederkäuen, beschreibt hier aber sich wiederholende negative Gedanken. Diese Therapie soll vor allem Menschen mit Depressionen helfen.
- In einem ersten Schritt wird dabei analysiert, wann das Grübeln auftritt. Danach werden andere, hilfreichere Gewohnheiten etabliert. Außerdem bekommen die Betroffenen ein Training in konkretem Denken. Julia Funk erläutert, was dahintersteckt: „Sie führen sich belastende Situationen, über die sie oft grübeln, bildhaft vor Augen und überlegen dann Schritt für Schritt, was sie konkret tun können, um diese Situationen besser zu meistern, statt von einem zum nächsten negativen Gedanken zu springen.“
- Metakognitive Therapie: Ein weiterer Therapieansatz ist die Metakognitive Therapie. Diese Art der Psychotherapie richtet sich vor allem an Menschen, die stark unter Zukunftssorgen leiden und überzeugt sind, alles durchdenken zu müssen, um auf Schlimmes vorbereitet zu sein.
- Hier wird zunächst die Frage bearbeitet, mit welchem Ziel die Betroffenen grübeln und ob das Grübeln tatsächlich diesen Zweck – nämlich vorbereitet zu sein – erfüllt. Außerdem sollen sie sich täglich 15 Minuten „Grübelzeit“ reservieren, aber möglichst außerhalb dieser Zeit nicht grübeln. „Diese zeitliche Begrenzung schafft Entlastung“, unterstreicht Julia Funk.
- Achtsamkeitsbasierte Therapien: Sinnvoll sind außerdem achtsamkeitsbasierte Ansätze. Entsprechende Übungen oder Trainings richten den Blick auf das Hier und Jetzt, was eine hilfreiche Strategie gegen das Gedankenkreisen sein kann.
- Dazu kann auch gehören, dass man seine Gedanken vorüberziehen lässt wie Wolken am Himmel oder vorbeifahren lässt wie Autos auf einer Straße. Solche Vergleiche können helfen, sich klarzumachen: Gedanken sind etwas Flüchtiges.
Grübelzwang versus Zwangsgedanken
Vom pathologischen Grübeln, also der Rumination, abgrenzen lassen sich sogenannte Zwangsgedanken. Julia Funk erklärt die Unterschiede: „Zwangsgedanken treten oft in Form von mentalen Bildern auf, beim Grübeln sind die Gedanken eher verbal.“
Außerdem sind Zwangsgedanken häufig ich-dyston, wie Fachleute sagen. Das bedeutet: Betroffene haben dann das Gefühl, als würden diese Gedanken nicht zu ihnen gehören. Auch das ist beim Grübeln anders. Und: „Zwangsgedanken sind oft mit einem konkreten Handlungsdrang verbunden“, sagt Julia Funk. Zum Beispiel, sich beim Gedanken an Schmutz die Hände zu waschen.