Rot vor Wut dürften sie gewesen sein, die Hofer Genossen, als sie Ende vorvergangener Woche eine wahre Brandrede an die Medien geschickt haben. In einem offenen Brief werfen die Sozialdemokraten aus der Saalestadt – fast genau drei Monate nach dem desaströsen SPD-Abschneiden bei der Landtagswahl in Bayern – dem Landesvorstand vor, nicht ernsthaft an einem Kurswechsel interessiert zu sein und analog zu früheren Wahlniederlagen lediglich auf ein „Weiter so“ zu setzen. „Das Agieren des Landesvorstandes auf dem Kleinen Landesparteitag in Nürnberg und die darauf gefassten Beschlüsse bestärken uns in der Befürchtung, dass es dieses Mal genauso ablaufen wird“, heißt es in dem zweiseitigen Schreiben, unterzeichnet vom Kreisvorstand des SPD-Verbandes der Stadt Hof. Die alleinige Schuld des Wahlergebnisses auf eine schlechte Außendarstellung der Ampel zu schieben, könne nicht die Antwort sein, heißt es weiter: Aus diesem Grund teile der Stadtverband „in weiten Teilen“ die vorgebrachte Forderung der Jusos nach einem Neustart. Dem Landesvorstand werfen die Unterzeichner obendrein inhaltliches Versagen vor: „Die Bayern-SPD ist sprechfähig zu Themen, die niemanden interessieren, auf Kanälen, die keiner wahrnimmt.“ Themen wie Migration und Inflation, die die Menschen umtrieben, seien hingegen „schlichtweg ignoriert und wegmoderiert und stattdessen großflächig im ländlichen Raum für mehr Wohnraum geworben“ worden. Die Sozialdemokraten hatten bei der Landtagswahl im Oktober gerade einmal 8,4 Prozent der Stimmen geholt – ein historisch schlechtes Ergebnis. Und noch nicht das Ende der Fahnenstange: Eine aktuelle Umfrage sieht die bayerischen Genossen sogar bei nur noch sechs Prozent – bald ist die Fünf-Prozent-Hürde ein Thema.