Raus aus der Filterblase! Coburger CSU schaltet Bürgerumfrage

Barbara Kammerscheid durfte den Knopf drücken, der die Umfrage online schaltet. Mit dabei: Martina und Wolfgang Andrich, Hans-Herberg Hartan, David Lindner und Helge Kienel. Foto: NP/Andreas Wolf

Eine Bürgerumfrage der CSU soll die Meinung der Vestestädter zu verschiedenen Themen einholen. Das sind Chance und Risiko für die Partei, die ihre Arbeit daran ausrichten möchte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wie nah am Bürger ist die Coburger Politik? Das wollen die Mitglieder der CSU in der Vestestadt mit einer Online-Bürgerbefragung herausfinden. Vom 26. Mai bis zum 30. Juli können alle, die ihre Meinung gehört wissen wollen, an der Umfrage teilnehmen. Fraktionsvorsitzender der Coburger CSU, Hans-Herbert Hartan, erhofft sich eine rege Teilnahme aller Bürgerinnen und Bürger: „Dann können wir von einer repräsentativen Zahl sprechen. Wir wollen ein aussagekräftiges Meinungsbild zu bestimmten politischen Themen in Coburg zusammenbekommen. Das wird auch unsere Richtschnur sein, um unser politisches Handeln abzustimmen.“ Erfragt werden an einer Skala von eins bis zehn unter anderem die Meinung zur Verkehrsberuhigte Innenstadt, Einstellung zum 1,5-Grad-Ziel, die Gesundheitsversorgung, Information durch Bürgermeister oder Medien, Liveübertragung aus dem Stadtrat oder auch die Verkehrssituation in Coburg – auch aus Sicht von Fußgängern und Radfahrern.

Ergebnisse könnten politische Ausrichtung beeinflussen

Die Idee stammt von Barbara Kammerscheid, CSU-Stadträtin, die ähnlich wie ihre Kollegen unter dem Eindruck steht, dass die derzeitige Kommunal- und Stadtpolitik nicht die breite Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger widerspiegelt: „Große Diskussionen über Klima und Verkehr haben mir gezeigt, wie unsicher die Menschen sind. Ich wollte etwas tun und wissen, wie wir den Menschen hier wertschätzend helfen können. Darum hoffen wir auf Teilnehmer aus Stadt und Land.“ So könne man Eindrücke außerhalb seiner sozialen Blase sammeln.

Die Befragung richte sich an Bürger aller Schichten und politischer Ausrichtung, denn nur so könne auch die CSU vor Ort sehen, ob sie selbst mit ihren Ansichten richtig liege. Das sei natürlich nicht ganz ungefährlich, gibt Kammerscheid zu: „Das ist Chance und Risiko zugleich. Dass die Meinungen unseren entgegenstehen könnten, damit müssen wir umgehen, wenn wir die Nähe zum Bürger haben wollen. Unser Ziel ist es für diese da zu sein.“

Parteineutrale Umfrage

Damit die Fragen auch möglichst offen und parteineutral ausfielen habe man sechs Monate an der Umfrage gefeilt und sie in ehrenamtlicher Zusammenarbeit mit Martina und Wolfgang Andrich von der Aveneo Consulting-Firma erstellt: „Meine Frau und ich sind keine Mitglieder irgendeiner Partei in Coburg und sind für alle, die was bewegen wollen, offen“, versichert Wolfgang Andrich. Die Umfrage über das zertifizierte Programm „easy Feedback“ sei selbstverständlich anonym, die Server mit den Daten stünden ausnahmslos in Deutschland. Neben der Benotung können zu jedem Themenblock auch Kommentare abgegeben werden. Das sei zwar aufwendiger in der Auswertung, dafür aber umso aufschlussreicher. Würde das Angebot gut angenommen, könne dies zu einer regelmäßigen, institutionalisierten Beteiligung wie am Vorbild Tübingen weiterentwickelt werden. Nach Ansicht von Martina Andrich brauche es in Coburg dringend mehr Transparenz: „Es werden zu viele Entscheidungen in nicht öffentlichen Sitzungen beschlossen.“ Am Ende der Befragung soll zudem angegeben werden, woher der oder die Befragte kommt. Die gesamte Umfrage soll etwa zehn Minuten dauern und ist für Teilnehmer jeden Alters offen. Nach dem 30. Juli werden die Daten ausgewertet und voraussichtlich in der ersten Septemberwoche in einer Bürgerversammlung vorgestellt. Andere Parteien oder den Stadtrat habe man bewusst nicht mit ins Boot geholt, erklärt Helge Kienel, Ortsvorsitzender der CSU Coburg-West: „Wir haben uns viel Mühe gegeben, keinen parteipolitischen Einfluss mitzunehmen.“ Hätten sie den Stadtrat beteiligt, wäre das nicht mehr zu gewährleisten gewesen – und hätte länger gedauert. „Hoffentlich geht es später gemeinsam weiter.“ Die Umfrage läuft auf www.csu-coburg.de

Autor

Bilder